Mittwoch, 30. September 2009

ein freund, ein guter freund ...


herr balduin,
bald heiratet ein freund von mir. und wie ich so über ihn nachdenke wird mir die bedeutung von ihm und von freundschaft neu bewusst. er hat mich viel über sie gelehrt. nicht mit worten, sondern mit seinem sein. alphonse karr stellte fest: "jedermann will einen freund haben, aber niemand gibt sich mühe einer zu sein." doch so ist es nicht immer. er war an mir dran. hat sich nicht abschrecken lassen von der arbeit und der unvollkommenheit, die nicht ausbleibt, wenn man einen menschen näher kennen lernt. die nüchternheit und die melacholie des alltags warn kein unüberwindbares hinderniss. mit ihm konnte ich über vieles reden, über anderes lachen und über manches schweigen. ich bin stolz darauf und froh, ihn als weggefährte zu haben.
fritz

Dienstag, 29. September 2009

das leben feiern (1)

herr balduin,
vor einiger zeit lass ich in einer zeitschrift eine kolumne. also um genauer zu werden war es eine männerzeitschrift und die kolumne war von einer frau (oh man klingt das jetzt unseriös - war es aber nicht). auf alle fälle machte sich die schreiberin darin gedanken darüber warum männer so selten postkarten und ähnliches schreiben. nun könnte es viele begründungen und vermutungen geben die ein gewisses klischee bedienen. darauf wurde verzichtet. vielmehr führte sie eine verblüffende beobachtung ins feld. sie berichtet davon, dass frauen oft einfach so beispielsweise postkarten kaufen - weil sie ihnen halt gefallen. wenn dann welche gebraucht werden, können sie aus diesem vorrat schöpfen. viele männer dagegen tun das gerade nicht und wenn welche gebraucht werden, haben sie keine - und sie schreiben dann auch keine. die moral ihrer berichterstattung war dann ungefähr folgende: "männer, kauft postkarten, auch wenn ihr sie nicht gleich braucht :-)" man darf das sicher auch als allgemeinen tipp sehen. und ich finde ihn durchaus sehr hilfreich. es lebt sich einfach fröhlicher mit post im briefkasten - das weiß doch jedes kind!
fritz

Montag, 28. September 2009

werbebeitrag


... und ich war dabei herr balduin.
meine liebe frau hat mir vor einer weile karten dafür geschenkt und am wochenende durfte ich nun zeuge einer wirklich genialen show werden. choreografie, lichttechnik, bühnenbild, akrobatik, witz, publikumsbeteiligung und rythmus im harmonischen zusammenspiel. unterhaltung auf höchstem niveau.
fritz

Freitag, 25. September 2009

ein todsichere sache


hallo herr balduin,
in die bibliothek meiner kleinstfamilie ist ein neues buch aus dem hause brendow eingezogen. es stammt aus der gattung der romane und wurde von nina pourlak ins leben gerufen - "besser als nix" sein name. es handelt von einem jungen mann namens tom, der gerade mit der schule fertig wird und nun ins berufsleben starten soll. keine leichte aufgabe für jemanden der nicht weiß was er machen will. die berufsberatung empfiehlt ihn aufgrund seiner angaben schließlich die ausbildung zur bestattungsfachkraft ... eine etwas skurrile geschichte die so sonderbar ist und merkwürdige wendungen nimmt, wie auch hin und wieder das echte leben schreibt. ein kritiker schrieb zu diesem werk; "der angehende bestattungsunternehmer tom ist selbst ganz überrascht, wie amüsant sein beruf sein kann. und wie existentiell. nina pourlak erzählt so frech und lässig vom tod, dass man lust aufs leben bekommt." das buch ist witzig, keine frage, aber zu keiner zeit macht es sich lächerlich. im gegenteil, manchmal ist der inhalt einfach nur traurig. so real - und wie der kritiker sagt: "existentiell" und ehrlich, das es weh tut.
es geht halt um leben und tod!
meine aufrichtige empfehlung. einfach und gut geschrieben, kurzweilig zu lesen, zu recht mit dem c.s.lewis.preis gekrönt.
fritz

Dienstag, 22. September 2009

die begegnung mit dem bösen

hallo herr balduin,
heute sende ich nur ein kurzes zitat (du merkst schon, ich mag zitate wirklich gern). leider kann ich dir nicht sagen von wem es stammt.
"kinder zu erziehen bedeutet sie auf die begegnung mit dem bösen vorzubereiten."
dieser ausspruch hat mich sehr nachdenklich gemacht. er benennt so klar, dass diese welt nicht das paradis ist ... und für mich impliziert er auch die "dunkle seite" die in jedem menschen schlummert. was für eine aufgabe und verantwortung kleine menschen darauf vorzubereiten - das sie später sich selber und der unbegreiflichkeit der welt begegnen können.
fritz

Samstag, 19. September 2009

einsamkeit der schweren wege


herr balduin,
mein herz ist gerade so voll. so unbeschreiblich voll. ich bin ganz bei mir. das ist nicht immer so! manchmal weiß ich nichts von diesem land das in mir ist und kann nicht sagen was mich beschäftigt. das sind sehr anstrengende zeiten. doch jetzt wo es anders, ist es trotzdem schwer. viel schmerz und angst ist da und ich habe das gefühl das niemand das versteht. „die schwersten wege werden allein gegangen, die enttäuschung, der verlust, dass opfer, sind einsam.“ (hilde domin) es ist nicht so das keine menschen da wären die sich in mich einfühlen könnten und wollten. doch es erreicht mich gerade nicht, vielleicht will ich es nicht zulassen – vielleicht ist da auch wirklich niemand …
ich will so gern jemand sein der hinter die fassaden schaut und liebt – aber dabei brauche ich so sehr wie jeder andere das jemand hinter meine fassaden schaut und versteht - mich ansieht. ich war jetzt zweimal zu einer liturgischen andacht in der kirche. beide male hat mich dar erste gesang so sehr getroffen das ich sehr um meine fassung ringen musste und erst mal nicht mehr mitsingen konnte – ja herr balduin, ich schreibe dir das zwar, aber das ist es eben, so ganz will ich diesen schmerz den leuten doch nicht zeigen – sie könnten wieder „nichtverstehen“ … , verstehst du was ich meine?
mein freund, danke fürs zuhören. will dir gern noch zwei zitate aus dem märchen „der kleine drachen hab-mich-lieb“ schreiben.

der zauberer moya sagt dies zu dem kleinen drachen:

„leben – das ist wie feuer … du kannst dir die pfoten daran verbrennen, aber wenn du das feuer in deinem herzen hast, dann wirst du glücklich sein, auch wenn du traurig bist.“ und „eines tages wirst du die melodie hören … und dann tanz. ob du traurig oder glücklich bist, tanz warte nicht erst, bis ander mit dir tanzen bis dahin könnte die melodie vorbei sein. sei du melodie – tanz ….“

liebe grüße, dein fritz

Donnerstag, 17. September 2009

von herzensgeschichten

hallo herr balduin,
eine lange geschichte. vielleicht gefällt sie dir.
der fritz

eva lag wach in ihrem bett, vor dem schlafen gehen hatte sie noch ihr kleines fenster geöffnet und neben den abendgeräuschen einer kleinstadt wehte nun die frischen kühle der nacht in ihr zimmer. ein paar meter die straße runter stand eine alte laterne, den sommer über war sie so gut wie nie an, doch seit ungefähr zwei wochen übergoss sie die einsame gegend in der dunkelheit wieder mit ihrem warmen licht. ein wenig licht drang auch in ihr zimmer, aber das störte sie nicht. so konnte sie des nachts auf toilette gehen ohne das zimmerlicht einschalten zu müssen.
evas gedanken schweiften noch einmal über den tag. es war heute eigentlich alles normal verlaufen. ein tag wie jeder andere. dann musste sie an thomas denken. im gleichen moment ärgerte sie sich darüber. hatte sie doch gedacht diesen teil ihres lebens hinter sich gelassen zu haben. aber gedanken folgen ihren eigenen gesetzen. genauso wie die herzen. scheinbar konnte man sie nur bis zu einem gewissen maß beeinflussen, denn wäre er sonst gegangen – der thomas? sie hatte schon bemerkt das irgendetwas nicht stimmt, aber es war immer nur ein unbestimmtes gefühl gewesen. wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie sogar schon vor monaten diese leise schmerzliche ahnung gehabt. vielleicht war das die zeit wo sich das herz von thomas wieder auf wanderschaft begeben hat, weg von ihr. mit ihrer hand machte sie eine reflexartige bewegung in der dunkelheit und wischte so ihre bekümmertheit weg. den heute war wie besagt ein tag wie alle anderen. arbeit, zu hause putzen, auf die kinder der schwester aufpassen, noch etwas lernen, dann eine stunde fernsehen und schon hat die zeit der vergangenheit angehört. alles so dumpf normal!
plötzlich horchte sie auf. sie hörte schritte vor ihrem fenster. das wird wohl ein abendlicher spaziergänger sein. sonst schenkt sie solchen geräuschen keine aufmerksamkeit – doch auch die nacht folgt ihren eigenen gesetzen. und abgesehen davon schien es doch kein spazierganger zu sein. die liefen sonst gleichmäßig und monoton klapperten deren schuhe auf dem asphalt. diese schritte waren unentschlossen. ein hauch von angst schauerte eva über den rücken. denn man kennt ja all die schlimmen geschichten die heutzutage passieren und außerdem wohnte sie in einer etwas verlassenen gegend. die schritte gingen nicht weiter. sie hörte sie nur noch einmal kurz und dann ein leises seufzen. tatsächlich, der mann muss sich in das schaufenster der kleinen schusterrei gesetzt haben, das war direkt unter ihrem zimmer. oh nein, dachte sie bei sich. er wird doch jetzt keine rauchen wollen, dann ist es vorbei mit der guten abendluft. eva stand auf um vorsorglich ihr fenster zu schließen. auf leisen fußsohlen ging sie an die andere ecke des raumes. der mann (sie vermutete das an den schritten – typischer männergang) musste das ja nicht unbedingt bemerken, denn gerade heute ist ihre mitbewohnerin auch noch in den urlaub gefahren. eva überlegte sogar noch mal die tür richtig abzuschließen, aber dazu kam es nicht. denn am fenster angelangt hielt sie inne, denn der mann begann plötzlich zu sprechen. also, er redete nicht sie an. sondern scheinbar mit sich selbst. denn andere schritte warn nie zu hören gewesen! eva kauerte sich unter ihre fensterbank und lauschte.
„ach gott ....“ fast stöhnte der mann diese worte. eva runzelte die stirn, der schien doch tatsächlich mit gott reden zu wollen. seine stimme klang etwas hell, zerbrechlich, geschafft. „gott, wo bist du nur,“ schnell griff sich eva die kleine warme decke auf ihren stuhl und kuschelte sich in diese rein. sonst lauscht sie nicht, aber gerade konnte sie nicht zurück in ihr bett. unsichtbare stricke aus neugierde und verwirrtheit hielten sie am fenster. mittlerweile hat der mann weiter geredet. schnell horcht sie wieder. denn ganz leicht war er nicht zu verstehen. „gott wo bist. ich brauche dich. ich halt den scheiß nicht mehr aus. gott meine seele tut so weh. ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr ...“ er sprach immer noch leise, mit kleinen pausen, doch seine worte waren schwer, seine stimme gebrochen. jetzt schluchzte sie auf. „gott ich brauche dich, ich schreie zu dir in meiner not und du? du hältst es nicht für nötig mir zu antworten. gott, ich weiß nicht wie lange ich das durchhalte, ich habe angst zu zerbrechen und kaputt zu gehen. und angst sowieso. lass mich nicht allein, lass mich nicht allein.“ jetzt heulte er vollkommen los. wie ein kleiner junge schluchzte er. seine stimme wurde nun noch leiser. scheinbar hatte er seinen kopf auf die hände gestützt und redete richtung erde. „gott, mir ist das alles zu schwer. ich bin so enttäuscht von dir und du bist mir so fremd geworden. ich habe keine hoffnung das du eingreifst. oh diese verdammte scheiße – verdammt noch mal. steht nicht die ganze bibel voller zusagen, dass du uns in unserer not beistehen willst? aber was bringt mir das, wenn ich das in meiner größten not nicht erleben darf. sind das nur beschissene worte die nichts mit dem echten leben zu tun habe?“ das hatte eva gut verstanden, denn wie ein wasserfall strömten jetzt die worte und das letzte war wie ein aufschrei. jetzt hörte sie nur das weinen.
sie wagte kaum zu atmen und ein kloß steckte in ihrem hals. also das beten verwirrte sie nicht so sehr. sie selber hat auch schon gebetet. vor eine paar jahren war sie sogar eine richtig aktive christin gewesen. war oft im gottesdienst und der jugendstunde. doch dann war soviel anderes geworden. ihr studium hatte begonnen, sie ist in eine neue stadt gezogen und etwas später lernte sie thomas kennen. beten tut sie immer noch fast täglich. sie fühlt sich etwas dazu verpflichtet und außerdem geht es ihr dann manchmal etwas besser. sie muss wieder an thomas denken. der, den sie verloren hatte. plötzlich drängte sich der schmerz an ihrer verrammelten herzenstür vorbei und eine träne kullerte über ihr wange.„ach thomas ...“ ihr ganzer brustkorb tat ihr dabei weh. als er weg war hatte sie festgestellt wie sehr sie ihn geliebt hatte. und sie musste feststellen, das liebe oft gleichbedeutend mit schmerz war. denn dieser begleitet sie lange zeit. sie wollte ihn nicht verlieren, doch sie hatte nicht die kraft um ihn zu kämpfen. zu tief war die wunde und das wissen, dass sein herz sie nicht mehr liebt. ja, sie hätten einfach weiter machen können. etwas unternehmen, sex, ... und so weiter. sie hätte ihn behalten können. doch was half das, wenn das tiefste in ihm, das einzige worauf es ankommt, nicht ihr zugeneigt war? und das, das kann man sich nicht nehmen ... eva weinte leise. der mann unter ihrem fenster hatte sich etwas beruhigt. vorhin hat er noch ein paar erschütternd verzweifelte sachen gesagt und dann ist er langsam ruhiger geworden. in eva tat alles weh. sie ist gerade zeuge einer hilflosen seele gewesen, die sich wie ein kleines kind allein in der dunkelheit vielen großen zähnefletschenden wölfen gegenübersieht. und die eigen bekümmertheit war wieder da. sie dachte über gott nach und über die herzen und den mann und sich selbst. sie wusste nicht so viel von gott. aber kann es sein, dass es gott so ähnlich geht. er sich verzehrt nach den herzen der menschen, die er sich nicht nehmen kann. natürlich können sie ihm dienen und mit ihm reden und alles tun, aber wenn ihr herz woanders war, wie weh tut ihm das wohl? wenn die menschen bitten und beten und leben und vielleicht auch etwas verliebtheit zu ihm haben, aber ihr herz in der tiefe doch jemand anderes gehört? eva spürte eine große last und schwere auf sich. wie betäubt legte sie sich wieder in ihr bett.
dann hörte sie immer leisewerdende schritte. der mann ging seines schicksalsweg weiter. traurig und schwer verhallte sein gang.

oft denkt sie an diesen abend zurück. er hat ihr leben verändert. sie weiß es nicht genau, aber es scheint als hätte gott sanft und leise zu ihrer seele geflüstert. ebenfalls oft denkt sie an diesen mann, dem es scheinbar nicht vergönnt war ein ruhiges leben zu führen. doch in erster linie empfand sie dankbarkeit für diesen lehrer ihrer seele.

Dienstag, 15. September 2009

brief an die sinnlosigkeit

guten tag frau sinnlosigkeit,
obwohl, ihnen muss ich wohl keinen guten tag wünschen. in ihrer gegenwart gibt es keine guten tage. warum ich ihnen diese zeilen schreibe, weiß ich selber nicht so genau. doch ungeschrieben kann ich die worte nicht lassen. sie sind ein böse zauberin, die alles grau in grau färben will. und (fassen sie das nicht als kompliemet auf) ich hasse sie aus tiefsten herzen. sie treiben menschen in den tod. ich weiß, jeder wird sterben, doch es gibt einen tod, der das leben achtet. sie dagegen meucheln und morden. natürlich in den seltensten fällen so offensichtlich. sie bevorzugen eine qualvollere methode – das sichtum und vergiften der menschheit ist euer herzensanliegen. das zerstören von liebe und zuneigung (besonder in familien), das zerschlagen eines jeden lebenswillens – oh sie verdammter dämon, sie unreiner geist – das zerreißen der liebesbriefe gottes ist ihre freude. das ich in diesem zusammenhang von freude rede ist schon wieder völlig verkehrt. haben sie doch schon tausende botschafter der freude geköpft, gehängt, und gevierteilt! menschen, die innerlich völlig vermodert und verfault sind – das ist ihre vision. wenn sie da sind, zerfällt kostbarste, reine schönheit zu staub und alle lebenskraft verlässt die männer, und die frauen und manchmal schon die kinder. von ihnen gefangen und verblendet, bringen sich junge männer um, werden mütter hart und kalt, hören die menschen auf zu weinen. mit trübsin, hämmernder dumpfheit, gefühllosen schmerzen, und betäubender auswegelosigkeit schmücken sie sich. ihr reich ist die morrastige, stinkige dunkelheit, ihr zepter ist gottlosigkeit. nicht das sie es nötig haben gott zu leugnen, oh nein. doch durch ihre methoden rückt er für die menschen in unerreichbare ferne. ihr mann, der graf depression steht ihnen da in nichts nach. zusammen feiern sie diabolische feste, zerstören die blumen, das vogelgezwitscher, die mücke und den morgen, musik, eheglück, weihnachten, freundschaft und alle zeugen des himmels. spottend und hämisch lachend berauschen sie sich an den seelenschmerzen und der verzweiflung der menschen. fluch über sie und ihre machenschaften.
mit verabscheuenden grüßen,
fritz

Sonntag, 13. September 2009

der sinne sprüche

herr balduin
ich bin ein freund guter sprüche und so nahm ich gestern ein dickes buch zur hand, gefüllt mit zitaten und sinnsprüchen. beim durchblättern begegneter mir folgender vers:

"wer ein lob zurückweist, will nochmals gelobt werden." la rochefoucauld

da steckt eine menge drin. kritik, erklärung, bescheidenes, stolzes und verletztes ... hat mich doch direkt mit mir selber konfrontiert.
fritz

beobachtungen (1)


herr balduin,
heute ist mal wieder sonntag und meistens geht der fritz dann in die kirche. so auch heute, nur mit dem unterschied das mir die gemeinde unbekannt war. ich will jetzt nicht über die viel zu eng gestellten kirchbänke, meine innere verfassung, die predigt, den etwas altmodischen geruch, den pfarrer, die spannende holzfigur vorne links, dem mann der mich danach angesprochen hat oder dergleichen berichten, sondern über ein paar beobachtungen. es war heute sogenannter abendmahlsgottesdienst. das ist ein normaler gottesdienst, der neben liturgischen gesängen, austeilen von oblaten und wein beinhaltet, dass die leute sich im forderen teil kirche in einem halbkreis versammeln - und man genug zeit hat sich all die versammelten menschen mal in ruhe zu betrachten. angefangen hat es mit zwei alten damen. ich hätte mir eine fotografiermaschine zur hand gewünscht! wirklich alte graue frauen mit vielen falten. die einein einem langem beigen mantel, die andere mit eine weißen sommermütze auf den kopf. beide sehr ernsthaft. dann ein junge, vielleicht 12 jahre mit einer neonleuchtenden kaugummidose um den hals. ein paar frauen um die 40 mit oberteilen, die eindeutig ihre alternative gesinnung zum ausdruck bringen - große hängetaschen und bunt. dann ein wohl fast 195 meter großer jugendlicher mit etwas wirrem haar, zerknittertem pullover und einer dreivirteljeans an, nakte füße, begleitet mit sandalen. ein hübsche kleinfamilie. sehr gepflegt menschen die man gerne anschaut. ein alter mann mit viel zu großem jacket und einer hengehose. der murmelte etwas vor sich hin. eine junge frau, gegenteil von groß, in einem hübschen kleid. ein scheinbar behinderter mann mit dicker hornbrille. und noch eine großfamilie, lächelnder papa mit 4 strohblonden mädels und frau. die fräuleins grinsten sich ständig an und hatten scheinbar viel spaß da vorn .... und noch etliche andere mit hochwasser, zerknitterten-, gebügelten-, ausgewaschenen-, marken-, ...hosen. ach ja, und ich war natürlich auch dabei!
nun ja, hoffe die moral ist ersichtlich.
der fritz

Donnerstag, 10. September 2009

...


"ich hätt so lange kein lebenszeichen von mir gegeben ...
vielleicht lebe ich im moment auch nicht ..."

andrea schwarz

Sonntag, 6. September 2009

lächelnde aussagelosigkeit

hallo herr balduin,

die tage werden kürzer und die dunkelheit kehrt in die abendliche schreibstube ein. und zum ersten mal musste ich an herbst und winter denken - es war kalt. viel ist passiert, viel scheint trotzdem so wie immer. will dir heute von einer begegnung erzählen. ich traf eine frau die ich noch nie vorher gesehen habe. und wie es nun bei solchen begegnungen ist, redet man über dies und das und dabei nichts wirklich wichtiges. nun ist das schicksal manchen menschen ins gesicht geschrieben. dann wird dieser "small talk" zunehmend davon beeinflusst. "und wie geht es dir?  ...?" fragen viele dann. was soll man da auch machen. meist oberflächlich skizziere ich die umstände. und dann kommt das scheinbar unvermeidliche, die reaktion. lächelnd wird mir dann gesagt: "kopf hoch, wird schon wieder! das wichtigste ist optimistisch denken ... ich habe gehört das dies und jenes hilft und blabla " ich weiß nicht ob du das verstehst herr balduin, aber ich hasse es!!! dieses dumme gequatsche von leuten die keine ahnung haben ... "wird schon wieder" sagen sie, doch wenn es nie wieder wird? "optimistisch denken" sagen sie, doch was ist, wenn der optimismus nur das verleugnen der realität ist. warum halten sie es nicht aus zu schweigen? warum immer so ein flacher spruch? und was werden sie wohl sagen, wenn alles anders kommt? wahrscheinlich nichts, weil ihnen nie klar war was sie da geredet haben.

fritz

ps: herr balduin, heute habe ich von meinen nachbarn ein paket abgeholt, was dort gestern für uns abgegeben wurde. und zu meiner großen überraschung war das von dir. habe vielen dank für das schöne buch "ente, tod und tulpe", ich habe mich sehr beschenkt gefühlt und mir war meine aufforderung dazu fast etwas peinlich. trotzdem danke!!!

Donnerstag, 3. September 2009

freund der bilderbücher

herr balduin,

neulich sagte ein freund zu mir, das man jemand noch mal ganz anders kennen lernt, wenn man sich dessen wohnung anschaut. ich weiß nicht ob das immer zutrifft, aber ich finde es zutreffend. ja, wer mit offenen augen durch die welt und die wohnungen geht, noch die fähigkeit besitzt 1 und 1 zusammen zu zählen, wird viel sehen und verstehen. zugegeben, manchmal sind die aufgaben komplexer, doch das mutmaßen dürfte möglich sein. da kann man mal in der musik schnuppern und die bücherregale durchstöbern, schaut sich die pflanzen etwas näher an und lässt die atmosphäre aus details, möbeln und was-auch-sonst-noch-so-zu-finden-ist auf sich wirken.

ich behaupte mal, dass das bei  mir nicht anders ist. unteranderem würde man einige bilderbücher finden. ok, ich gebe zu, sehr ungewöhnlich für einen beinharten typen wie mich - aber sie stehen nun mal da (was auch immer das jetzt über mich aussagt). eines davon heißt "der könig und das meer" und ist geschrieben von heinz janisch. der gesamtheit halber muss auch noch der illustrator angegeben werden: herr wolf erlbruch - der macht auch sonst sehr lustige bilder mit viel viel aussagekraft!  doch zurück zum buch. mal ganz abgesehen von der sehr gelungenen und eindrücklichen gestaltung, der inhalt ist großartig. und man höre und staune, voller lebensweisheit. es besteht aus "21 kürzestgeschichten" die gerade dadurch ihre schlagkraft bewahren. für alle die gute dinge mögen - der fritz empfiehlt!

und alle die irgendwann mal wieder eine geschenkidee für den fritz brauchen - gutes bilderbuch im allgemeinen und "ente, tod und tulpen im speziellen ;-)


ps: der ehrlichkeit halber. das buch gehört eigentlich meiner frau. und dann noch eine der kürzestgeschichten als leseprobe:

"der könig und der hund"

"sitz! platz! komm!", rief der könig. "ich bin dein könig!" "hierher! halt! an die leine!", rief der könig. dann rannte er dem hund nach.

Dienstag, 1. September 2009

ode an die blume

herr balduin,

meine "ode an die blume". im speziellen und im allgemeinen gemeint...


du meine blume, du meine schöne blume. am rand des weges fand ich dich. du standest lächelnd da im staub der zeit und dein himmlischsüßer duft erzählte von unbekannter ferner weite. du hast mich nicht umwoben, oder gar gefangen. du hast nicht genommen, sondern gegeben. manchmal vergesse ich das, ich schäme mich dafür. du bist unberührte schönheit und klar ist dein sein - so klar. die sicherheit, die du mir gibst will ich nicht mehr hergeben, alles gold der welt ist schmutz dagegen.  deine tränen tun so weh. dabei gilt dein schmerz doch so oft mir. die frucht deines lebens ist zarte liebe. weißt du, deine liebe ist köstlich - so köstlich! was will ich mit dem hochmütigen stolz der dummen? was nützen mir die pläne der verblendeten. sie reden nur und malen ihre illusionen bunt an. du meine kostbare perle, du kennst das leben und bist mutig genug in den sturm des geschehens zu treten, auch wenn es deinen blüttenblätterkelch zerstören könnte. du meine schöne blume...

der tanz des knaben

stille. der große raum liegt in einsamen schlaf. durch die hohen fenster fällt etwas licht auf die groben traurigen dielen. sie könnten geschichten erzählen. haben sie doch schon so viele kinderbeine getragen, so viele tränen, gemeinheiten, träume gesehen. doch sie schweigen. jetzt wird die stille von einem husten unterbrochen. frank hat sich letzte woche erkältet, jetzt dreht er sich auf die andere seite, schmatzt etwas, redet undeutliches zeug im schlaf und kapituliert letztendlich wieder vor der ruhe der nacht. wie die perlen aufgereiht stehen die kleinen betten im halbdunkel. die jungens liegen quer, schweißgebadet, zusammengekauert, daum lutschend, teddy fest umklammernd oder auch ganz ruhig, kaum atmend in ihrem kleinen reich. sie haben die augen alle geschlossen und sind dieser welt geflüchtet. gnadenvoll hat sie die barmherzige mutter schlaf für stunden adoptiert und sie liebevoll in die arme geschlossen. michael jedoch liegt wach. schon eine stunde, oder zwei? er weiß es nicht, die uhrzeit konnte er nicht lesen, das hatten sie noch nicht in der schule bei herrn schneider gelernt. und wenn, könnte er sie vielleicht trotzdem nicht, denn manchmal verstand er einfach nicht die dinge, von dennen der herr schneider redete. die anderen lachen dann hin und wieder. das tat ihn immer weh. ja man glaubt es kaum, doch dieses wundervolle geschenk der seele, dieser unschuldige fröhliche duft des lebens, kann gleichzeitig eine gemeine brennessel in der hand garstiger menschen werden. sie wiehern, feixen und grinsen - schlagen, treten und kratzen. doch darüber will michael gerade nicht nachdenken. seine aufmerksamkeit wird gerade auch für etwas anderes, wirklich wichtiges gebraucht. denn im schein der funkelnden sterne und des mondes tanzte eine mücke. wenn er die luft anhielt, konnte er sogar ihr summen hören.  plötzlich hustete der frank wieder, da war natürlich gar nichts mehr zu hören. doch sehen konnte er sie immer noch. michael legte die bettdecke zur seite um und setzte sich auf die bettkante. barfuß wie er war ging er an die stelle wo er die mücke tanzen sah.

stille ... dann beugte er etwas die knie und strekte sie sanft wieder. er wiegte seinen körper, stellt sich auf die linke ferse und dreht sich langsam im kreis. geschmeidig und verletzlich versuchte er zu tanzen. er hatte das einmal einen alten film gesehen, und den fand er schön.

dann began es ihm zu frösteln. das große fenster stand zur hälfte offen und ein nasskalter windzug zauberte gänsehaut auf seine arme. er hielt inne von seinem tanz und schaute in die nacht. viele kleine sterne verschenkten fröhlich ihr licht. er erinnerte sich an einen alten mann. abraham soll er geheißen haben und vor vielen tausend jahren hat er gelebt. frau osterberg hat ihnen in der sonntagsschule davon erzählt. dieser hat sich auch mal die sterne angeguckt. michael war überweltigt. wenn frau osterberg nicht geschwindelt hat dann schaute er zu den gleichen sterne hoch, wie der alte abraham! plötzlich musste er gähnen und schnell schlüpfte er wieder in sein bett. die decke zog er bis fast übers gesicht, faltete noch einmal seine hände und sagte:

"gott, danke das du die mücke tanzend gemacht hast, und auch die sterne gefallen mir  gut. mach den frank ganz gesund, damit wir wieder in ruhe schlafen können und mach mich bitte klug wie den jochen, damit ich beim uhrzeitlernen nicht ausgelacht werde. du kannst das doch, oder?"

kaum hatte er das gesagt vielen seine augen zu und mutter schlaf strich ihm traurig lächelnd über die stirn.