Sonntag, 12. September 2010


Sehr geehrter Herr Balduin.
Fritz ist am 09.09.2010 verstorben.
In Dankbarkeit

Sonntag, 4. Juli 2010

experten fürs leben

hallo herr balduin,
seit geraumer zeit lese ich mal wieder recht intensiv zeitung. will dir von einen interessanten artikel schreiben und daraus zitieren. darin wurde von einer fotoausstellung in einem altenpflegeheim berichtet. die ausstellung beinhaltete neun porträts von alten menschen, die unter dem titel "altersbilder" stehen. dazugehörig gibt es noch texte in denen die abgebildeten menschen auf ihr leben zurück schauen und an die hilfsbereitschaft der jüngeren generationen appellieren. in dem artikel war unteranderem noch folgendes zu lesen:

"alte menschen sollen die betrachter hier als "experten fürs leben" kennen lernen. experten, weil sie eine sache nicht nur oberflächlich kennen, sondern intensiv damit vertraut sind. es sind keine besserwisser, aber sie sind durch erfahrung klug geworden. "expertin bei liebeskummer sucht ausgehhilfe" ist da unter dem porträt einer alten frau zu lesen. oder uner dem eines alten mannes: "experte für lebensfreude sucht rollstuhlschieber." auf das miteinander der generationen kommt es an, sie brauchen einander. ... im mittelpunkt der kampagne steht die lebenserfahrung alter menschen: lebenskrisen meistern, herausforderungen überwinden, lebensfreude und dankbarkeit spüren - das alles macht ein erfülltes leben aus. junge menschen sollen erkennen, was für ein schatz sich in jedem alten menschen verbergen kann. er kann helfen, die eigenen herausforderungen im alltag zu meistern."

eine sehr angenehme initiative, mir gefällt diese idee!
frritz

(quelle: dnn vom 3./4. juli 2010 - thomas gärtner)

Donnerstag, 1. Juli 2010

der tod bei der arbeit

herr balduin,
gestern habe ich einen film angeschaut den ich dir hiermit sehr empfehlen möchte. "palermo shooting" der name. es ist die etwas verwirrende geschichte des fotographen finn, der ein sehr erfolgreiches, aber auch ausgesprochenes hektisches leben führt. nachdem er nur knapp einem autounfall entgeht gerät sein leben aus den fugen. kurz entschlossen nimmt er sich eine auszeit in palermo. dort erlebt er eine sinnkrise und verliert sich in erinnerungen und bedrohlichen träumen. auch wird er von einem mysteriösen bogenschützen verfolgt, der ihm nach dem leben trachtet ... schlussendlich kommt es zu einer begegnung mit dem tod höchstpersönlich. in einem spannenden schlussdialog stellt sich der film dort die frage welch gesicht der tod hat und wer der tod ist.
es ist kein hollywoodfilm, und wie schon gesagt an manchen stellen etwas verwirrend. aber das sensible thema tod wird in einer erstaunlich realen und dennoch hoffnungsvollen art und weise behandelt. darüber hinaus tolle bilder, sehr interessante darstellungsweisen und die filmmusik wird hochgelobt.
fritz

"eigentlich müsste ich jetzt tod sein, aber ich bin es nicht. eigentlich müsste ich mich jetzt doppelt so lebendig fühlen, aber ich tu es nicht."
"wir müssen alles todernst nehmen, nur uns selber nicht."
"erst durch den tod erkennen wir wie kostbar das leben ist."
"tod bei der arbeit - so sollten die meisten bilder betitelt werden."

Mittwoch, 30. Juni 2010

Donnerstag, 24. Juni 2010

fußballgedanken

herr balduin,
nun kommt das unvermeidliche - auch ich denke etwas über die fußballweltmeisterschaft zum besten geben zu müssen. ich habe, wenn ich mich recht entsinne, gestern ein auto gesehen, dass hatte links und rechts eine deutschlandflagge und zusätzlich noch die karosserie mit drei großen aufklebern in den nationalfarben dekoriert. doch der fahrer sah überhaupt nicht deutsch aus. schwarze haare und sehr dunkle haut. letztens in der kneipe bot sich mir ein ganz ähnliches bild. mir gegenüber saß ein sehr mitfiebernder ausländisch aussehender mann im deutschlandtrikot. beim darüber nachdenken bin ich von diesen beobachtungen richtig begeistert. wie die deutschen, mit offensichtlichen ausländischen wurzeln, sich so zu ihrem jetzigen heimatland bekennen. ein starke geste!
in einem kürzlich gelesenen interview erwiederte der spieler cacau auf die frage was er dazu denke, dass im deutschen team so viele spieler mit migrationshintergrund spielen: er freue sich darüber weil es zeigt, dass es in deutschland möglich ist sich gelingend in die gesellschaft einzubringen und teil von ihr zu werden.
bisher habe ja auch ich immer etwas die "ausländerquote" im deutschen team belächelt, aber unter diesem gesichtspunkt eine tolle sache! und ja, auch eine ermahnung. zugehörigkeit kann, und muss vielleicht auch hin und wieder anders gedacht werden.
fritz

Sonntag, 20. Juni 2010

lebensworte

ich ringe nach worten
nach leben

will die leere beschreiben
um ihr zu entfliehen

und frage mich
ob es wohl möglich ist
die trauer zu feiern

Donnerstag, 17. Juni 2010

sei du mein täglich brot

ich steh vor dir mit leeren händen, herr;
fremd wie dein name sind mir deine wege.
seit menschen leben rufen sie nach gott;
mein los ist tod,
hast du nicht andern segen?
bist du der gott, der zukunft mir verheißt?
ich möchte glauben, komm du mir entgegen.

von zweifeln ist mein leben übermannt,
mein unvermögen hält mich ganz gefangen.
hast du mit namen mich in deine hand,
in dein erbarmen
fest mich eingeschrieben?
nimmst du mich auf in dein gelobtes land?
werd ich dich noch mit neuen augen sehen?

sprich du das wort,
das tröstet und befreit und das mich führt
in deinen großen frieden.
schließ auf das land das keine grenzen kennt,
und lass mich unter deinen kindern leben.
sei du mein täglich brot, so wahr du lebst.
du bist mein atem, wenn ich zu dir bete.

lother zenetti nach dem niederländischen "ik sta voor u" von huub oosterhuis

volksgeflüster

hallo herr balduin,
meine frau hat uns mal wieder zu einen kurs an der volkshochschule angemeldet. und so drückten wir gestern mit vier weiteren personen die schulbank und ließen uns über das thema unserer wahl belehren. so lang ist meine schul-, bzw. ausbildungszeit noch nicht her, doch war mir gar nicht mehr bewusst welch belebende wirkung solch eine situation auf mich hat. das ist jetzt etwas missverständlich. weniger das lernen war die ursache, viel mehr die tatsache mich wieder wie ein schüler zu fühlen. ständig viel mir irgendetwas lustiges oder besonderes auf was ich unbedingt und sofort dem hübschen mädchen neben mir zuflüstern musste ... das kippeln ... löcher in die luft gucken ... für zwei stunden in der woche wirklich eine angenehme abwechslung :-)
fritz

Montag, 7. Juni 2010

vernissage

hier kommt ein kleiner nachtrag zum buchprojekt. vor einiger zeit kam die idee auf, die veröffentlichung mit einer vernissage-ähnlichen zusammenkunft zu verbinden.
geplant ist eine kleine feier mit anständigen inhalt. mal platt gesagt soll es ums schlichte "leben" gehen - ungeschminkt, wirklichkeitsnah und dennoch hoffnungsvoll.
dabei wird es sich nicht nur um das buch drehen, sondern es soll eher die idee des buches aufgegriffen werden. also vorhandenes potential ausschöpfen, raum zum gestalten und gespräch geben und "lebensfreude" praktizieren. wollen ein paar leute fragen ob sie jeweils 2-3 lieder singen. dann andere anfragen ob sie ein kurzers plädoyer oder rede für ein projekt oder eine bestimmte idee halten. eine kleine lesung wird auch dabei sein, vielleicht noch etwas, was einer galerie gleichkommt, möglichkeiten um ideen auszutauschen und zu entwickeln und natürlich noch ein paar kleinigkeiten zum essen und trinken ...

jetzt kommst du ins spiel, vorrausgesetzt du findest die idee gut, hast am 26. juni zeit und würdest die mühe auf dich nehmen nach dresden oder umgebung zu kommen.
bitte gib in diesem fall bescheid und du erhälts eine richtige einladung mit allen weiteren informationen.
herzliche grüße von der organisationsmann- und frauschaft

ps: nur zur konkretisierung unserer erwartungen. es wird wohl eine einfache kleine zusammenkunft von ein paar leuten sein, nichts spektakuläres aber vielleicht mit ein bisschen nachhaltigkeit.

briefgedanken-gedankenbrief

hallo herr balduin,
heute habe ich mal wieder einen ausführlichen brief geschrieben. das nimmt bei mir zwar immer wieder viel zeit in anspruch - brauche ich doch beim schreiben immer noch lange um über das "zu schreibende" nachzudenken - aber es sind gut angelegte stunden. oft werde ich mir beim schreiben über etwas bewusst oder verarbeite irgendetwas ein bischen. und auch die antwortbriefe möchte ich natürlich nicht missen!
wie ich heute also über dem schreiben war, musste ich über einen satz nachdenken, den mein gegenüber mir zugesendet hatte. darin brachte er sein bedauern zum ausdruck, dass wir oft nicht bereit sind den ein oder anderen (noch nicht ganz durchdachten) gedanken umzusetzen. auch auf die gefahr hin fehler zu machen. zu sehr hängen wir uns an irgendwelche vermeintlichen sicherheiten. er beendete seinen gedankengang mit der aussage: " lieber fehler machen, als ein leben ohne extreme."
natürlich gibt es immer zwei seiten einer medalie und von fall zu fall bedarf es einer eigenen erörterung, doch prinzipiell kann ich dem zustimmen.

wäre da nur nicht immer die angesprochene angst vor dem fehler machen und versagen. wäre da nur nicht die "sicherheit" die man aufgeben müsste. und wären da nur nicht die umstände, die so oft im wege stehen und es unmöglich erscheinen lassen.
gut kann ich mich noch an eine wanderung mit einen freund erinnern. an einer stelle standen wir vor einer großen felswand - und garantiert wurde diese schon von den ein oder anderen bergsteiger bezwungen, doch für leute wie mich ... aussichtslos.
ein etwas abruptes ende, aber weiter habe ich einfach nicht gedacht.
fritz

ps: hier noch mal eine kleine denkschrift.
ihr lieben leute, schreibt doch inhaltsreiche briefe (echte oder elektronischer art). ich glaube das deren wert, für das heute und auch für die zukunft, für einen selbst und für andere, weit unterschätzt werden!

Sonntag, 6. Juni 2010

Donnerstag, 3. Juni 2010

was siehst du?

der meister hob hervor, dass die welt, wie sie die meisten leute sehen, nicht die welt der wirklichkeit ist, sondern eine welt, die ihr kopf hervorgebracht hat. als ein schüler das in frage stellen wollte, nahm der meister zwei stöcke und legte sie in form eines t auf den boden. dann fragte er den schüler: "was siehst du hier?" "den buchstaben t", antwortete er. "genauso habe ich es mir vorgestellt", sagte der meister. "es gibt von sich aus keinen buchstaben t; das t ist die bedeutung, die du ihm gibst. was du vor dir siehst, sind zwei abgebrochene äste in form von stöcken."

- aus anthony de mellos: eine minute unsinn

Mittwoch, 2. Juni 2010

originelle ladenidee


herr balduin,
vor einiger zeit habe ich dir von dem "umsonstladenprojekt" berichtet. heute wieder eine ladenidee der besonderen art. ein handzettel mit unteranderem folgender botschaft brachte jetzt meine frau mit nach hause:
"wenn sie das besondere suchen oder wenn sie außergewöhnliche ideen haben, dann sind sie bei uns richtig! man sagt jeder sechste mensch ist in seiner freizeit kreativ tätig. doch wie schwer ist es sene kunst mit anderen zu teilen, sie zu zeigen oder gar den ein oder anderen euro zu verdienen. wir vermieten ihnen für ihre produkte regalflächen zu fairen preisen, in der passenden größe und sie bestimmen die dauer. das hat für die suchenden den vorteil, dass sie ständig neue angebote finden ..." neben dem verkausangebot gibt es noch die möglichkeit kursangebote zu besuchen oder selbst zu initieren.
eine meiner meinung nach sehr reizende und außergewöhnlich idee. und ich werde ganz sicher mal vorbei schauen!
fritz

nicht ganz dicht

"wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."
edmund stoiber

nachruf

herr balduin,
gestern war die beerdigung einer alten dame, die ich schon seit meiner frühen kindheit kenne. zeit meines lebens hatte sie schon weißes haar und so adlig wie ihr name, war ihr auftreten. in größeren abständen habe ich sie besucht. schon damals und erst recht heute ist mir ihre "versöhnte" und intensive art zu leben vorbild. in einem langen leben sammelt sich viel schweres an, doch von bitterkeit war nie eine spur bei ihr. regen anteil nahm sie dagegen an meinem ergehen und dem leben meiner familie. sie fragte nach und hörte zu (lebendiges hören ist eine form der liebe - romano guardini). die kunst und ihre heimat liebte sie und darüber hinaus war sie eine sehr gottesfürchtige frau, aber dabei war sie im leben und der wirklichkeit gegründet und gerade im höheren alter erschien sie mir nie als überbetont fromm.
ihre bestattung war für mich kein trauerereignis, sie hat mich dankbar für die erlebnisse mit ihr gemacht. und neu hat sie mich mit dem wunsch beseelt selber würdig zu leben und vor allem würdig zu sterben.
fritz

Freitag, 28. Mai 2010

vergnügt


zwei priester, die einmal so richtig abschalten wollten, fuhren in den süden. gleich nach der ankunft gingen sie in ein geschäft und kauften kurze hosen, sandalen, und sonnenbrillen, um nicht als geistliche erkannt zu werden. als sie am nächsten morgen mit einem drink am strand saßen und die sonne genossen, ging eine bikini-schönheit an ihnen vorüber, lächelte und nickte ihnen freundlich zu: "guten morgen, padres." die beiden staunten - woher in aller welt wusste die frau, dass sie priester waren? am kommenden tag gingen sie erneut in das geschäfft und kauften alles, was echte touristen eben so tragen: quitschbunte hemden, billige fotoapperate, strohhüte. sie setzten sich an den strand, absolut sicher, in diesem aufzug unerkannt zu bleiben. aber wieder kam die schöne im bikini vorbei, lächelte und wünschte den "padres" einen schönen tag. einer der beiden konnte seine neugierde nicht zügeln und lief der schönen hinterher. "eine sekunde, gnädige frau! wir sind ja wirklich stolz, priester zu sein, aber woher wissen sie das - so wie wir angezogen sind?" - "aber pater", antworte die schöne vergnügt, " ich bin es doch, schwester monika!"

bildet banden!

guten abend mein lieber balduin!
obwohl ich die geheimnisse der deutschen sprach noch nicht in den tiefen ergündet habe, so bin ich doch ein liebhaber der ihrigen geworden. unfassbar, wenn ich der vielen qualvollen schulstunden gedenke, die sie mir doch bereitet hat.
doch wie schon gesagt, mitlerweile mag ich ihr wesen sehr. an manchen stellen fühle ich mich von ihr eingeengt und begrenzt, doch immer wieder gibt es momente, wo sie mich wie ein weiser lehrer und meister unterweist.
so war es einmal als mich ein freund auf die bedeutung, bzw. umschreibung des wortes "genosse" aufmerksam machte.
begleiter, freund, geselle, getreuer, kamerad, vertrauter, gefährte, kumpel, im weitesten sinne auch bruder - natürlich verdoppelt sich das alles noch durch die weibliche form der jeweiligen begriffe. an und für sich klingt genosse etwas befremdlich, aber in anbetracht eines solchen reichtums an bedeutungsmöglichkeiten ein wunderbares wort - ersetzbar durch irgendeines seiner erklärenden gegenüber.
es ist schön einer kleinen "bande" solcher menschen anzugehören.
fritz

Donnerstag, 27. Mai 2010

selbstmitleid

herr balduin,
manches mal steht man in dem dilema, eigentlich mit sich selbst mitleid zu empfinden, sich dem aber nicht gänzlich hingeben zu können, da man es für verwerflich hält. und das vielleicht sogar mit recht!? wenn selbstmitleid narzistische methode und emotional übersteigerte egopflege ist, dann ist das ganz und gar verwerflich. auch wird es immer leute geben, den es schlimmer geht und weswegen man sich ein bisschen mehr zusammenreisen könnte. frei nach dem motto: "lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen. und ich lächelte, und ich war froh, und es kam schlimmer." aber ist deswegen selbstmitleid generell etwas schlechtes? ich weiß nicht so recht. wie ich das durchdenke, fühle ich mich fast ketzerisch. aber darf man eventuell doch für sich selbst mitleid empfinden? tiefer traurigkeit über dem eigenen schicksal etwas mehr raum geben als gesellschaftlich anerkannt. nicht unbedingt vor anderen. nicht um sich in ein traurigschönes gefühl hineinzukuscheln. sondern um den erfahrenen verlust und schmerz ein ventil zu geben. nicht mehr stark sein müssen, nicht verantwortlich für das empfinden der anderen sein müssen, nicht immer "richtig" sein müssen ...
sich herzlich in den arm nehmen und mit sich selbst mitleiden!?
fritz

Dienstag, 25. Mai 2010

"darf eine limo philosophische fragen stellen?"


hallo herr balduin,
mal wieder ein brief gefüllt mit meiner hochachtung vor guter werbung. derzeit gibt es viele gelungene exemplare in den straßen zu begutachten. "bionade" - schon fast ein garant für ansprechendes disign und einer mischung aus intelligenten und witzigen sprüchen - übertrifft sich dieses mal selbst.
fritz

Sonntag, 23. Mai 2010

über (m)eine frau

herr balduin,
nachdem ich dir im letzten brief ein paar brudergeschichten zum besten gegeben habe, heute ein paar begebenheiten der letzten tage, die meine frau betreffen. sie bildet sich hin und wieder gern auch in ihrer freizeit fort. in einem rehazentrum unserer stadt finden regelmäßig öffentliche vorträge statt - also optimale vorraussetzung. vergangenen samstag war das thema: "gehirnjogging". in dem glauben das inhalte vermittelt werden die einen in der praxis mit älteren menschen helfen, begab sie sich dahin. doch weit gefehlt. es war eher so eine versammlung für leute die gehirngymnastik für den eigenbedarf erlernen wollten. und so saß sie dann unter ca. 14 rentnern und machte "gedankenkniebeuge"... und weil wir gerade bei älteren mitbürgern sind. also wir unterwegs waren sagte sie plötzlich zu mir: "guck mal, die frau da hat die gleiche strickjacke wie ich." ich darauf: "eigentlich freut man sich doch nicht besonders darüber, wenn man die eigene begleitung bei anderen sieht, oder?" sie gar nicht darauf eingehend: "mhmm, die frau ist auch schon eine omi."
fritz

Montag, 17. Mai 2010

brudergeschichten

herr balduin,
gestern wurde bei uns im sonntäglichen gottesdienst taufgedächtnis gefeiert. es war nur ein kind da. dies ist mit seiner mutter (oder eher andersherum) nach vorn gekommen. an den altarkerzen wurde dann die taufkerze des kindes angezündet und über ihm der segen gesprochen. wie die handlung so vor sich ging musste ich an meine eigenen "taufgedächtnisse" denken und an meinen jüngsten bruder. dieser wollte sich mit 7 jahren aus irgendeinem grund taufen lassen und gedenkt seitdem (schon einige jahre) sehr gewissenhaft daran. dieses jahr versäumten meine eltern diesen tag. er nicht. er holte seine taufkerze, zündete sie sich an und feierte für sich selbst mit einigen bildern von damals. wie ich gerade darüber berichte werde ich ganz ehrfürchtig und denke, dass ich von ihm einiges lernen könnte!
ach noch was, in dem zimmer meines bruders hängt eine bilderfolge seines lebens. die müssen das irgendwann einmal in der schule angefertigt haben und ihm war es so wichtig, dass er es sich in seinem zimmer aufgehangen hat. da gibt es zu beginn ultraschallbilder, dann kommen babybilder und immer so weiter. so sind etliche stationen auf seinem kurzen lebensweg festgehalten. dieses bewusstwerden für das eigene leben gefällt mir sehr. was man nicht alles in der schule hätte lernen können ...
fritz

brandenburg und landstraßen


guten abend mein freund,
meine liebe gattin und ich sind gestern zu einen kleinen kurzurlaub aufgebrochen. einfach ganz ungeplant ins ungewisse fahren zählt nicht gerade zu meinen stärken. wie so ein kleiner junge war ich aufgeregt - und das, obwohl unser ziel gar nicht so weit in der ferne lag. (achtung, jetzt kommt der werbeblock nr. 1) das "unerkannte" brandenburg mit seiner wunderbaren wasserlandschaft haben wir mit unserer gegenwart beglückt. schön war es! den hin- und rückweg haben wir ganz unkonventionell ausschließlich auf landstraßen zurück gelegt. geleitet wurden wir dabei von meiner interpretation der landkarte. (achtung, jetzt kommt werbeblock nr.2) diese art des reisens kann ich nur wärmstens empfehlen. da wird autofahren schon teil der erholung - vorrausgesetzt man hält es mal aus nicht durchs leben zu rasen. und abgesehen von der perspektiveränderung gibt es ausreichend zum gucken und wenn man glück hat viele lustige momente. einer davon ist oben bildlich festgehalten. er ereilte uns plötzlich und unerwartet :-)
fritz

Freitag, 14. Mai 2010

nur mal so


hallo herr balduin,,
da mir gerade geeignete gedanken zum schreiben fehlen sende ich dir einfach ein ergebnis meiner gestalterischen versuche der vergangenen tage zu.
herzliche grüße,
fritz

Mittwoch, 12. Mai 2010

nur für die schwester


liebes schwesterlein,
heute mal ein brief für dich auf diese art und weise - sieht wirklich gut aus .... ;-)
fritz und gattin

madsen

hallo herr balduin,
noch ganz verzückt und berauscht muss ich dir gleich von einer meiner neusten entdeckungen in der musikwelt berichten. also kennen tue ich sie vom hörensagen schon länger, doch erst jetzt sind die mir zu ohren gekommen - die musikgemeinschaft "madsen". sie vereinigen viel von dem was mir gefällt. um genau zu sagen zwei was. nämlich deutsche und vor allem sinnvolle texte, sowie einen schönen rockigen klang. vielleicht kennst du und der rest der welt sie auch schon und nur ich bin mal wieder uninformiert - aber falls dem nicht so ist hör sie dir mal an!
fritz

Montag, 10. Mai 2010

wert müßiger tage

hallo herr balduin,
ich habe ein ganz persönliches buch der sprüche. darin notiere ich mir einen großteil von den lebensweisheiten und sinnsprüchen die mir zu ohren kommen und die ich als nachdenkenswert empfinde. als ich darin am wochenende gestöbert habe, fand ich ein zitat von rainer maria rilke, das mir zwar sinngemäß noch gut im gedächtnis war, aber was ich für "verlorengegangen" hielt.
in dem gedankengang widmet er sich den wohl jeden bekannten "müßigen tagen". jedoch betrachtet er sie von einer anderen seite. nicht als etwas, was unbedingt verlorener zeit gleichkommt ...
fritz


"ich habe mich oft gefragt, ob nicht gerade die tage, die wir gezwungen sind, müßig zu sein, diejenigen sind, die wir in tiefster tätigkeit verbringen? ob nicht unser handeln selbst, wenn es später kommt, nur der letzte nachklang einer großen bewegung ist, die in untätigen tagen in uns geschieht? jedenfalls ist es sehr wichtig, mit vertrauen müßig zu sein, mit hingabe, womöglich mit freude."

Donnerstag, 6. Mai 2010

der kleine zweifuß


herr balduin,
heute habe ich mal wieder das mir liebste buch meiner knabenzeit zu gemüte geführt. welche tragödie war das doch, als es verschwunden war - damals. aber es gab glücklicher weise ja ein fröhliches wiedersehen ...
fritz

Dienstag, 4. Mai 2010

hörst du mein heimliches rufen

lieber herr balduin, liebe leser,
endlich ist es soweit - zumindestens fast! das seit langer zeit geplante gedicht-, gebete-, gedankanbüchlein steht kurz vor der vollendung. heute wurde das korrekturlesen abgeschlossen. jetzt wird ihm nur noch der letzte schliff verpasst und dann ab damit zur druckerei. neben meinen schreib- und formulierungsversuchen sind zahlreiche weitere autoren mit einer auswahl ihrer werke darin vertreten. der titel lautet: "hörst du mein heimliches rufen" und wenn alles gut geht kommt alles in anständiger qualität daher. nun muss ich nur die anzahl der ersten auflage festlegen und da wäre es sehr hilfreich zu wissen, ob und wieviel interesse an einem erwerb vorhanden ist. verschenken kann ich es leider nicht. es werden wohl unkosten von ca. 10 euro pro stück entstehen. wem es das wert ist der melde sich bitte alsbald bei mir.
mit herzlichen grüßen,
fritz

Montag, 3. Mai 2010

was wäre wenn

herr balduin,
schon vor geraumer zeit kam mir der verwegene gedanke, darüber nachzusinnen, welche berufliche laufbahn ich wählen würde, wenn ich noch einmal die gelegenheit eines "neubeginnes" hätte. würde ich den weg weiter gehen, den ich gewählt habe, oder lieber doch einen anderen beschreiten? ich weiß - mit dem hätte, würde, wäre usw. ist nichts getan und es verändert nichts. aber einfach mal spaßeshalber darüber nachgedacht tut ja auch keinen weh ...!
und ganz überraschenderweise muss ich feststellen, dass mir mitlerweile gar nicht mehr soviel an meinem bisherigen fachgebiet liegt. also zumindestens vermute ich das, so genau kann ich mich da nämlich nicht äußern. oft ist man sich ja selbst das größte geheimnis und die ergründung all dieser komplexen vorgänge in mir überfordert meine bescheidenen gedanklichen möglichkeiten. und zweitens ist die "hätte-variante" eh recht fragwürdiger natur. aber in meiner vorstellung zumindestens kann ich mir recht viel vorstellen. taxi fahren, als verkäufer im discounter oder in einem anderen laden arbeiten .... ach, oder mich als gärtner versuchen ... spannende vorstellungen. aber damit es nicht nur bloße vorstellung bleibt habe ich begonnen (soweit das überhaupt in einer kleinen stadtwohnung möglich ist) einen klitzekleinen schritt richtung gärtner zu wagen. ein paar wenige blümchen, einige kräutertöpfe und seit neuesten auch drei tomatenpflanzen versuche ich zum gedeihen zu verhelfen. na mal sehen was dabei raus kommt.
fritz

Mittwoch, 28. April 2010

dich

hallo herr balduin,
gestern bin ich mal wieder auf ein wunderbares gedicht von erich fried gestoßen. es birgt ganz viel in sich. will gern diese warmherzige poesie mit dir teilen. ich bewundere immer wieder einen solchen blick für und auf das leben, sowie die kunst solch einfache worte und formulierungen dafür zu finden.
fritz

dich

dich nicht näher denken
und dich nicht weiter denken
dich denken wo du bist
weil du dort wirklich bist

dich nicht älter denken
und dich nicht jünger denken
nicht größer nicht kleiner
nicht hitziger und nicht kälter

dich denken und mich nach dir sehnen
dich sehen wollen
und dich liebhaben
so wie du wirklich bist

(erich fried)

Dienstag, 27. April 2010

beschränkt-sein


"ach, die welt ist so geräumig, und der kopf ist so beschränkt."
(wilhelm busch)

Montag, 26. April 2010

versprochen ist versprochen

guten tag herr balduin,
am wochenende durfte ich gast auf einer hochzeit sein. schön war es. ein gedanke aus der traupredigt hängt mir nun immer noch nach. der pfarrer erzählte von einem ökumenischen traugottesdienst, den er miterlebt hat. der katholische priester nahm zur trauhandlung seine stola ab und legte diese symbolisch für das zusammengehören über die hände des brautpaares. nachdem er dies erzählt hatte, machte der pfarrer darauf aufmerksam, dass dies keine fessel ist. dieser gedanke hat mir sehr imponiert. eine zugehörigkeit die nicht fesselt, sondern die dadurch gehalten wird, dass die partner sich nicht loslassen.
in diesem zusammenhang passt auch ein gedanke, der mir beim nachsinnen über mein eigenes eheversprechen gekommen ist. so ein, wie auch jedes andere versprechen, hat zwei dimensionen. zum einen natürlich, dass ich mich meiner frau gegenüber "verbindlich" mache. das könnte sie dann auch einfordern. aber zum anderen ist eine solche zusage auch immer wieder für den, der sie selber ausspricht. ich mache mich also mir selbst gegenüber verbindlich. ich verspreche den anderen etwas, doch halte ich es nicht nur, wenn der andere es einfordert, sondern ich bin es mir selber schuldig.
fritz

Donnerstag, 22. April 2010

man munkelt ...

geschwätz, abrakadabra, rederei, schwadronade, gerede, hickhack, larifari, schmus, sermon, susms, seich, gefabel, phrasen drescherei, blabla, faselei, gefasel, gesabber, gesusms, gewäsch, heckmeck, kiki, palaver, schmonzes, schwafelei, gelaber, geplapper, zeug, schnickschnak, geseich, gesülze, schnack, salm, bafel, gebabbel, gemunkel, munkelei, altweibergeschwätz, tuschelei, geklatsche, geschwatze, getratsche, hechelei, klatscherei, getuschel, geschrei

schon wahnsinn herr balduin, wieviel deutsche worte es für geschwätz gibt... und weil wir schon mal bei der deutschen sprache sind noch ein etwas anderer beitrag dazu. gestern war ich in einer interessanten ausstellung mit dem thema: "was ist schön?". an einer stelle konnte man sich dazu einige audiobeiträge anhören. einer davon handelte von einer umfrage die der dudenverlag und andere, mir gerade enfallene organisationen, durchgeführt hat. es ging um die frage: was ist ihr schönstes deutsche wort (+ begründung)? zwei wiedergegebene fand ich ganz nett. ein neunjähriger junge hat "libelle" vorgeschlagen - begründung: er mag "l" und die libelle hat gleich drei davon und der name klingt so freundlich, dass man libellen schon allein aus diesem grund nicht fürchtet und mag. jemand anders hat "purzelbaum" vorgeschlagen - begründung: es wäre ein so heiteres und angenehmes wort, denn wer schmunzelt nicht bei dem gedanken, dass ein baum vor lauter freude mal eine runde purzelt :-)
ein weiterer audiobeitrag den ich spanned fand widmete sich der frage, was die 4 schönsten und die 4 unangenehmsten geräusche sind - kannst ja mal drauf rum denken.
herzliche grüße,
fritz

Montag, 19. April 2010

helden und andere irrtümer


herr balduin,
in einem meiner letzten filme die ich gesehen habe, warn ein paar zitate enthalten, die mich ins nachdenken über helden und heilige gebracht haben:
"...wir mögen die dinge gern nett und einfach. gut und böse, helden und schweinehunde. und es gibt immer viele von beiden. meistens sie aber nicht so, wie wir sie glauben." ... "helden sind etwas, das wir erschaffen, das wir brauchen ..."
auf die frage, ob es soetwas wie helden gibt, bin ich für mich zu zwei ergebnissen gekommen. nein, es gibt sie nicht! wie der film schon sagt. helden sind etwas, das wir uns erschaffen, das wir brauchen. diese "übermenschen" sind nicht realität, sondern wunsch- und traumbilder - fiktion. ich möchte an dieser stelle sogar noch ein stück weiter gehen und behaupten, dass sie uns am echten leben hindern. unsere vorstellungen und "bilder" uns die wirklichkeit unwirklich werden lassen und somit eher verdrehung und überforderung als alles andere mit sich bringen. wenn der begriff held nun aber anders gefüllt wird, dann würde meine antwort etwas anders aussehen müssen. bei der definition darf meiner meinung nach das "mensch-sein" auf keinen fall vergessen werden! das wort "held" sollte dazu vielleicht gegen ein anderes ersetzt werden - zuviel fragwürdiges schwingt mit ... es sollte der spannung stand halten, das kein mensch nur lautere beweggründe für sein handeln und denken hat. es gibt viele die wunderbare wege gegangen sind, doch jeder von denen wird wohl am besten um seine eigene dunkle seite wissen. also mein vorschlag - "held oder heiliger" gegen "mensch" tauschen. menschen die sich dem leben stellen, ehrlich sind, die um ihre falschheit und ihre liebenswürdigkeit wissen. die durch ihr sein und leben andere eifersüchtig auf ein lebensstil der wahrhaftigkeit und wirklichkeit machen. menschen sind keine helden und auch keine heilige - jedes streben nach einer solchen bezeichnung wäre eine verleugnung unserer selbst. doch an dieser stelle muss ich mich schon relativieren, denn irgendwie gibt es sie doch - die heiligen und die helden.
fritz

kinderstolz

herr balduin,
am wochenende konnte ich mal wieder zeuge eines interessanten dialoges werden. situation ist folgende: eine menschenmenge will von der einen seite eines flusses auf die gegenüberliegende. dazu muss man mit der fähre übersetzen und einen entsprechenden fahrpreis zahlen. kinder unter sechs jahren sind ermäßigt. in der menge steht ein vater mit seinem kleinen jungen - ich nenne ihn hier mal franz.

vater: franz, wie alt bist du!?
sohn: (ganz stolz) ich bin sechs!
vater: ne, du bist fünf. fünf jahre alt sein ist günstiger. wie alt bist du also!?
sohn: (wieder stolz) ich bin sechs!

fritz

dank fürs sein

ich danke dir, schöpfer,
dass du auf den gedanken gekommen bist, so ein wunderbares und seltsames geschöpf zu schaffen wie ich es bin. durcheinander und verquer, entgegen aller logik und dennoch so, wie ich es sein muss, und dennoch bin ich dir nützlich, indem ich bin - denke ich manches mal - erhoffe ich manch andere male.

janusz korczak (1878-1942) ergänzt durch den fritzen

Mittwoch, 14. April 2010

umsonstladen

guten abend mein freund.
bei einen meiner letzten stadtbummel bin ich an ein geschäfft der besonderen art geraten. der "umsonstladen". etwas stutzig und neugierig gemacht durch den namen, schaute ich mir das schaufenster etwas genauer an. nach kurzer suche fand ich dann auch eine erklärung für die ungewöhnliche namensgebung. auf einen zettel stand da folgendes:
"umsonstladen - brauchbaren kleinkram vorbei bringen und mitnehmen - ohne tausch, ohne geld, ohne kunden und ohne bedienung. ohne angestellte und ohne chefs. ein ort um sich zu treffen, tee zu trinken, auszutauschen und sich zu organisieren. ein ansatz alternativen zum kapitalismus zu schaffen. - die welt ist zu rund um still in der ecke zu sitzen."
nun, ich weiß nicht inwieweit dieses konzept aufgeht, aber erwähnenswert finde ich es allemal. vielleicht traue ich mich irgendwann einmal auch noch rein ...
fritz

Dienstag, 13. April 2010

weisheit der alten


herr balduin,
heute war ich mit einem freund wandern. es war schön innerlich und äußerlich wieder unterwegs zu sein und die welt und das leben mit allen sinnen wahr zu nehmen. das spinnennetz was in der sonne glänzt. der letzte tautropfen an einem graßhalm. jubilierende vögel überall. das geräusch der schritte auf dem waldweg und ein wunderbarer schlichter duft. wind der um den kopf weht. eine brummende hummel, eine emsige armeise, ein fauler feuerkäfer, ein gewaltiger greifvogel. die kühle der steine fühlen und das sanfte berühren spitzer dornen. da sitzen, steinchen werfen, hölzchen knicken. verdorrtes graß, weiches moos, altes laub und frisches grün. einem vater mit seinem sohn begegnen. reden, schweigen, laufen, ruhen. lecker essen und zufrieden sein. manchmal fand ich die begeisterung älterer menschen für die natur etwas lächerlich. doch wie ich auf den erklommenen berg saß, war ich es, der sich lächerlich fand und die alten weise.
fritz

Montag, 12. April 2010

sonntagsschön

guten tag herr balduin,
wenn ich mich recht entsinne habe ich dir schon einmal von meinen "sonntagsfrust" berichtet. an vielen sonntagen überfällt mich die melancholie, grauheit und langeweile. gestern war es nicht so! (angeregt durch verschiedenes versuchen wir den sonntag seit kurzem bewusst etwas lebensfroher als sonst zu zelebrieren.) und es war tatsächlich so etwas wie "schön". als meine kelinstfamilie am abendbrottisch saß, konnte ich sogar sagen: "ich bin glücklich." mal sehen, vielleicht schreib ich dir irgendwann einmal: welch ein glück, es gibt sonntag!
fritz

Sonntag, 28. März 2010

ratschläge und anderes

herr balduin,
letztens machte mich jemand im gespräch darauf aufmerksam, dass in dem wort ratschlag etwas gewaltsames mitschwingt. schlägt man mit seinem rat, wo zerschlägt man vielleicht sogar? guter rat ist teuer und wertvoll, doch der innerwörtliche konflikt mahnt wohl, verantwortlich damit umzugehen.

und noch ein weiterer gedanke herr balduin,
ein freund von mir erzählte mir letztens, dass als jesus am kreuz fragend schrie: "mein gott, mein gott, warum hast du mich verlassen?" es sich nicht um eine frage handelt die auf antwort wartet, sie ist eher im rethorischen sinne gemeint. so wie ich es verstehe, ging es jesus also nicht darum ein streitgespräch in gang zu setzen oder irgendwelche allgemeingültigen aussagen zu treffen, sondern darum, seinem gegenwärtigen empfinden und erleben ausdruck zu verleihen.
fritz

ps: "es ist recht häufig viel besser, die bedrängten sich ausreden und ausschreien zu lassen, als ihnen zur geduld zu reden und raten." (raabe)

Freitag, 26. März 2010

bilderpost 2


herr balduin,
die letzte bilderpost ist nun schon eine weile her. darum hier mal wieder eine. das foto stammt aber nicht von mir, sondern von meiner werten ehegattin. habe nur noch etwas dran herum gebastelt.
fritz

Mittwoch, 24. März 2010

sgladschdglei

guten abend herr balduin,
ein schönes privileg des stadtlebens sind für mich unumstritten vereinzelte streetartdelikatessen. heute sprang mir ein recht schlicht daherkommender aufkleber buchstäblich in die augen. darauf war scheinbar nur eine willkürliche aneinanderreihung von buchstaben zu sehen. dies verwirrte mich und brachte so manch gedankengang in bewegung. doch als ich einige augenblicke das klebewerk auf mich habe wirken lassen entschlüsselte sich mir der seltsam anmutende sinn. versuch dich mal darin (siehe titel ;-)
mit grinsendem gruß
fritz

Freitag, 19. März 2010

lesegedanken


herr balduin,
in den vergangenen tagen habe ich mich mal intensiver mit der lektüre tageszeitung befasst. dabei laß ich ein artikel über die derzeit in leipzig laufende buchmesse. der direktor davon, oliver zille, hat in einem interview einige spannende aussagen von sich gegeben:
"... wer nicht liest, wird in der weiteren entwicklung benachteiligt. dem fällt es schwer, sich zu artikulieren, in zusammenhängen zu denken, selbstständig entscheidungen zu treffen, sich zu organisieren, einen job zu finden. wenn jemand das lesen für sich entdeckt hat, kann er auch mit anderen medien arbeiten. er wird anders mit diesen medien umgehen, wird sie aktiver und selbstbestimmter für sich nutzen können." desweiteren sagte er:
"wenn man selbstbestimmte menschen erziehen will, die auch eine gesellschaft vorran bringen, dann gehört die befähigung zum lesen als grundkompetenz zwingend dazu. ich befürchte, dass hier insgesamt immer noch viel zu wenig getan wird. ...."
nachdenkenswerte ansätze, die herausforderungen im ganz persönlichen leben, sowie in der arbeit mit jeglicher altersgruppe mit sich bringen.
darüber hinaus empfinde ich ein zitat des schriftstellers erich kästners noch als eine gute und hilfreiche ergänzung zum bisher gesagten:
"wer lesen kann, hat ein zweites paar augen, und er muss nur aufpassen, dass er sich dabei das erste paar nicht verdirbt."
fritz

(quelle: dnn vom 18.03.2010)

Sonntag, 14. März 2010

von fragwürdigen dingen

hallo herr balduin,
gestern fuhr ich mit meinem eheweib mit unserem automobil durch die dunklen straßen unserer stadt. 2 junge männer auf dem fußweg zogen dabei kurz unsere aufmerksamkeit auf sich. sie sahen nicht besonders ungewöhnlich aus, ungewöhnlich war ihr verhalten (am rande bemerkt, wir hatten nur wenige sekunden zeit sie zu beobachten). einer von ihnen machte eine art pantomime. anscheinend ins gespräch mit seinen freund vertieft nahm er sich mit seinem rechten arm ein imaginäres maschingewehr vom rücken, hielt es mit beiden händen vor seinem körper, und drückte ab ... ratatatatata ...
fritz

Mittwoch, 10. März 2010

dem unbekannten gotte

herr balduin,
ich sende dir worte eines anderen.
und empfehle mich.
fritz

noch einmal, eh ich weiterziehe
und meine blicke vorwärts sende,
heb ich vereinsamt meine hände
zu dir empor, zu dem ich fliehe,
den ich in tiefster herzenstiefe
altäre feierlich geweiht,
dass allezeit
mich deine stimme wieder riefe.

darauf erglüht tief eingeschrieben
das wort: dem unbekannten gotte.
sein bin ich, ob ich in der frevler rotte,
auch bis zur stunde bin geblieben ...

sein bin ich - und ich fühl die schlingen,
die mich im kampf darniederziehen
und - mag fliehn,
mich doch zu seinem dienste zwingen.
ich will dich kennen unbekannter,
du tief in meine seele greifender,
mein leben wie ein sturm durchschweifender,
du unfassbarer, mir verwandter!
ich will dich kennen, selbst dir dienen.

friedrich nitzsche

abschied - geschichten des lebens

ihr mann ist schon eine ganze weile bettlägerig. kann sich kaum noch bewegen und nicht mehr sprechen. sie, selber alt an jahren pflegte ihn schon lange zeit. heute morgen hat sie ihn mithilfe einiger kissen so gelagert, dass er halb sitzend in dem ehebett liegen konnte. das hatte er gern, so konnte er sehen, was in dem raum vor sich ging. gerade brachte sie frische wäsche ins schlafzimmer, um sie in den schrank zu sortieren. da begegnen sich ihre blicke. ein seltsames gefühl überkam sie. diese augen, die sie nun schon so oft angesehen hatte ... es war als würden sie sprechen. sie stellte den wäschekorb vor den schrank, ging zu ihrem mann hinüber, setzte sich auf die bettkannte und nahm seine hand in die ihrige. sanft streichelte sie die alten finger und sagte: "mein allerliebster lieber, ich weiß, du willst mir noch so viel sagen. aber du kannst es nicht mehr. du sollst aber wissen, ich sehe es in deinen augen. ich sehe wie sie reden und mein herz versteht es." er, schaute sie unverändert an, konnte sonst aber keine regung von sich geben. sie, sie blieb noch eine weile bei ihm sitzen, streichelte seine hand. schließlich stand sie auf, beugte sich vornüber, gab ihn einen sanften kuss auf die stirn und wendete sich wieder ihrer arbeit zu. am nächsten tag verstarb ihr mann.

(nach einer wahren begebenheit)
fritz

Montag, 8. März 2010

buchprojekt

guten abend herr balduin,
schon seit einigen stunden sitze ich jetzt über meinem aktuellem projekt und will dir mein freund kurz davon berichten. ich stelle gerade ein kleines büchlein zusammen. bis das ziel erreicht ist, wird es wohl noch geraume zeit dauern, aber für dich hier jetzt schon einmal das eventuelle vorwort.
fritz

ps: wenn mir noch jemand beitragsvorschläge zusenden will - noch ist gelegnheit dazu!

Vorwort:

dieses Büchlein ist eine Sammlung von Gedichten, Kurzgeschichten, Gedanken und Gebeten. Zeugnisse des Lebens in Worte gekleidet - von unterschiedlichsten Menschen erlebt und beschrieben. Die Autoren sind größtenteils keine „professionellen“ Schreiber, sondern recht unauffällige und unscheinbare, um nicht zu sagen ganz alltägliche, Wanderer auf dem Weg des Lebens.
So mancher hier festgehaltene Vers wird nicht den allgemeinen Vorstellungen für ein gutes Gedicht genüge leisten können. Auch sonst kommt alles recht einfach daher. Aber genau das ist das Ziel. Hier soll Platz für unvollkommenes und vor allem für unbekanntes sein.
Wenn ich die Dinge des Büchleins als unvollkommen und einfach bezeichne, ist das keine Wertung an sich. Genau darin liegt meiner Meinung nach oft ihr Wert und ihre Schönheit. Selbst wenn der Inhalt einiger Beiträge fragwürdig daher kommt und den dogmatischen Richtigkeiten des christlichen Glaubens zu widersprechen scheint, möchte ich den Leser bitten, nicht von vornherein darüber den Stab zu brechen. Es sind Momentaufnahmen, Regungen des Herzens und Seufzer der Seele und darüber hinaus poetische Texte, die nicht das Ziel haben unumstößliche Glaubensgrundsätze aufzustellen.
Die Beiträge sollen ermutigen sich selbst zu entdecken, ehrlich zu werden und sich dem ungeschminkten Leben zu stellen. Berauschender Freude und bitterem Leid Worte verleihen. Der Seele und dem erleben eine Sprache geben. Ich hoffe sie hören das „heimliche Rufen“ in den Texten. Und das die Geschichten hinter den Texten ihnen Lust auf echtes Leben machen. Viel Freude beim Lesen.

Donnerstag, 4. März 2010

olympisches fieber

herr balduin,
die olympischen winterspiele sind ja nun leider schon vorbei. mit großer begeisterung wurden sie von meiner kleinstfamilie verfolgt. und sehr wohlwollend jeder medaillengewinn wahr genommen - wollten wir doch in der gesamtwertung unbedingt vor den us-amerikanern bleiben. schon komisch. man selbst macht keinen finger krum und fühlt sich dennoch ganz toll und in der position andere beurteilen zu können ... aber das ist ein anderes thema, neben all der anderen berechtigten kritiken an den olympischen auswüchsen. will dir eigentlich nur eine kürzlich gelesene anekdote zum besten geben.
fritz

"warum freust du dich?" fragte diogenes einen jungen mann. "ich habe den sieg bei der olympiade errungen", erwiedert der stolz. "also du hast bewiesen, dass deine mitstreiter im kampf schwächer waren?" "selbstverständlich, man hat mir doch den lorbeerkranz verliehen." "was für eine ehre ist es, dass man schwächere besiegt? fragte diogenes. :-)

Sonntag, 28. Februar 2010

vom herzklopfen und dem leben

ein weiteres alltagserlebniss will ich dir noch berichten herr balduin.
es kommt von zeit zu zeit vor, dass meine frau und ich gegenseitig auf unser "herzklopfen" hören. einmal wurde dann die feststellung ausgesprochen: "ich höre dein herz ... du lebst!" das mag sich jetzt alles etwas albern anhören, aber beim darüber nachdenken, sind für mich diese worte doch etwas sonderbar besonderes. erstens: den "herzschlag" des anderen war nehmen. bewusst darauf hören - ihn "erlauschen". zum zweiten: der ausspruch "du lebst". wie wohl tut es von jemand anderen gesagt zu bekommen: "du lebst! du bist lebendig, ich habe dein herzschlag erlauscht und ich sage dir, dass dein leben aus meiner perspektive lebendig ist. lebenswert!
fritz

soldatengeschichte

herr balduin,
am wochenende hatten wir mal wieder große familienkonferenz anlässlich der goldenen hochzeit meiner großeltern. und so kam es, dass wir in geselliger runde über die dinge des alltages ins reden kamen. einer meiner cousins ist derzeit bei der bundeswehr unter vertrag. jetzt darfst du in den genuss kommen, einer seiner ersten eindrücklichen erlebnisse zu teilen: erster tag. anreise. bis spät in die nacht mussten die neuankömmlinge irgendwelche papiere ausfüllen. mein cousin, recht müde, tat seine ganzen mitbringsel dann nur noch schnell in den spint, schloss diesen zu und ging zu bett. am nächsten morgen wurde 5 uhr geweckt und gesagt, dass sich alle wenige minuten später vor den stuben zu treffen hätten. mein cousin (er ist morgens sowieso immer etwas verpeilt - das habe ich schon oft miterlebt) stand nun auf, begab sich zu seinen spint und stellte fest, dass er nirgends den benötigten schlüssel fand. nach einer etwas hektischen suchaktion dämmerte es ihn - er hatte ihn in seiner müdigkeite im spint vergessen und somit mit eingeschlossen. das ende vom lied war, dass weinige minuten später die gesammte truppe angekleidet sich vor ihren stuben versammelte. außer er, er stand in seinem nachtzeug da ...
fritz

Donnerstag, 25. Februar 2010

übers beten

herr balduin,
seit kurzem beschäftigt mich "gebet" mal wieder etwas mehr als in den letzten monaten üblich. vielleicht nur für kurze zeit ... mal sehen. stelle immer mal wieder den wunsch nach diesem vertrauten "dialog" mit gott bei mir fest. doch selten nur noch kommt es nur annähernd dazu. erstens stellt sich mir die frage, ob das wort dialog überhaupt gerechtfertigt ist? denn gefühlsmäßig würde ich mal behaupten, dass ich so eine art alleinunterhalter bin. wenn es so wäre, gäbe es da immer noch den tröstlichen gedanken das jemand zuhört. aber selbst das kann in bestimmten situation eher frustrieren als helfen. zum anderen begebe ich mich nur noch ungern auf dieses zerbrechliche eis des ehrlich vor mir selbst werdens. zu schnell überfordert es mich, zu viel angst habe ich vor dem unbekannten gefährlichen land und zu viel zeit ist schon vergangen. ich denke manchmal: ich habe doch alles gesagt, warum sollte ich das wieder und wieder runter leiern! enttäuschung und frust spielt eine entscheidende rolle. hoffnungslosigkeit schwingt wohl auch zu einen nicht unbedeutenden teil mit. denn warum um etwas bitten, wenn man doch nicht ein klein bischen die erwartung hat, dass es etwas bewirkt. habe ich vielleicht früher nur gebetet um mich den tröstlichen gedanken hin zu geben? war ich nur an dessen wirkung und segnung für mich interessiert? ich wieß es nicht! fakt ist jedenfalls, dass sobald ich beginnen möchte mir buchsdtäblich die worte im hals stecken bleiben. neben den schon genannten hemmenden elementen kommt noch hinzu, dass mir einiges mitlerweile schlicht und ergreifend zu banal oder unwichtig ist, um es zu erwähnen. oder ich denke bei manchen dingen, dass eine handlung oder der gebrauch meines herzens und meines verstandes ein wesentlich besseres gebet sind, als worte zu machen. begeb ich mich auf irrwege? oder ist es an der zeit mich der herausforderung zu stellen und mein gebet zu verändern? neu zu definieren was es bedeutet? andere worte, inhalte und formen zu finden. bei augustinus habe ich folgendes gelesen:
"es liegt den menschen nahe, vom herrn allerlei weltliches zu verlangen statt ihn selbst - gleich als könnte was er gibt, beglückender sein als der geber selbst ... was du liebst das rufst du an. rufst du gott an, damit du zu geld, erbschaft, zeitlicher würde gelangst, so rufst du solche dinge an. das gebet ist ein rufen des herzens, nicht etwa der stimme oder der lippen. im innern ertönt es - gott hört es. ... die sehnsucht betet stets, auch wenn die zunge schweigt. hast du immer verlangen, so betest du immer. bleib in der liebe, so betest du immer, hast du immedar sehnsucht. wie viele rufen mit ihrer stimme, sind aber stumm im herzen - aber auch wie viele schweigen mit den lippen, rufen hingegen in heiliger andacht, und gott höret sie. viel liebe, nicht viele worte, wenn du betest!"
mich entspannt die vorstellung, dass ich nicht mit worten beten muss, sondern dass mein herz rufen darf. stellt sich nur wieder die frage ob das eine angemessene sichtweise ist. und dann gibt es da noch den geber. wenn die erfüllung darin liegt, dass sich der geber selbst gibt, er es aber nicht tut, was dann? bzw. was bedeutet dies wiederum? herr balduin, du siehst schon, so richtig komme ich zu keinem ergebnis. und wer weiß ob ich die kraft habe mich der herausforderung zu stellen mein gebet zu verändern. es ist so kräftezehrend. und irgendjemand sagte einmal, dass man bevor man einen krieg beginnt die kosten überschlagen sollte.
fritz

Mittwoch, 24. Februar 2010

an manchen tagen


nach worten ringend
doch unfähig das sein
in buchstaben
in gedanken
zu kleiden

an sich selbst verzweifeln
und sich selbst verzweifelt lieben

nicht wissen ob man glaubt
zu glauben das man nichts weiß

in bewegung sein
um nicht zur ruhe kommen zu müssen
angst vor dem echten leben haben

aufschrein
fäuste ballen
schluchzen
nur für einen moment
im nächsten
schon wieder sich selber fremd werden

Montag, 22. Februar 2010

kritik der zeit


herr balduin,
ist dir schon einmal aufgefallen wie weit verbreitet die rastlosigkeit ist. kein mensch ist mehr in der zeit die ist. die gedanken, wünsche und sehnsüchte treiben weiter. das soll keine flache kritik sein, die jedes sehnen und wünschen auf kommendes verurteilt. es soll aber zum bewussten umgang damit mahnen.
es ist bezeichnend. schon wochenlang werden frühlingblüher verkauft. kaum haben wir mal einen anständigen winter mit schnee und kälte (den sich ja sonst alle im vorfeld wünschen) schon wird er allen zu viel. was viel zu zeitig vor ostern beginnen wird, dazu muss ich kein prophet oder seher sein, ist der verkauf und die vorbereitung dafür. ach da fällt mir ein, die schokoladenosterhasen gibt es ja schon im laden ... vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an weihnachten?! kaum hat man das eine wird man schon zum nächsten geprügelt, oder prügelt sich selbst dahin. ich halte die zukunft für ungeheuer wichtig! und bin kein vertreter von denen die all konzentration auf die gegenwart legen, oder zumindest behaupten es zu tun. die zukunft gibt dem heute ungeheuer viel kraft. jedoch nimmt sie der gegenwart alle schönheit und kraft, wenn bei allem streben nach ihr das heute verpasst wird. alles hat seine zeit, so ist zumindestens der natürliche lauf der dinge!
fritz

Freitag, 19. Februar 2010

befreiung von großen vorbildern

hallo herr balduin,
die tage war ich mal wieder in meinen derzeitigen lieblingsbuchladen. nach langem gemütlichen stöbern, suchen und lesen fiel mir ein gedichtband von dem mir bisher unbekannten erich fried in die hände. dieser ist jetzt meine. leider bin ich bisher noch nicht zum ausführlichen lesen gekommen, doch beim durchblättern blieb ich an folgendem hängen:

befreiung von großen vorbildern

kein geringerer
als leonardo da vinci
lehrt uns
"wer immer nur autoritäten zitiert
macht zwar von seinem gedächtnis gebrauch
doch nicht
von seinem verstand"

prägt euch das endlich ein:
mit leonardo
los von den autoritäten!

das klingt schon mal sehr vielversprechend und birgt in sich viel nachdenkerpotential :-)
fritz

Montag, 15. Februar 2010

blaue karteikarten

herr balduin,
einige tage sind ins land gegangen seit ich mich das letzte mal bei dir gemeldet habe. und noch mehr würden wohl vergehen, wenn ich auf diesen gewissen "inspirierenden" gedanken warten würde, den man manchmal braucht, um wieder schreiben zu wollen. und weil ich diese zeit nicht verstreichen lassen möchte begab ich mich eben auf die suche nach lohnenswerten worten für heute. so ergab es sich, dass ich gerade an eine kolumne denken musste, die ich vor einiger zeit gelesen habe. der autor berichtete darin von diversen blauen karteikarten. er hat sich zur gewohnheit gemacht alle dinge, die noch erledigt werden müssen, gute gedanken, ideen, termine usw. der wichtigkeit nach sortiert sofort darauf zu notieren. von zeit zu zeit schaut er dann darüber - streicht - ergänzt - schreibt neu. je nachdem was die zeit erfordert oder gebracht hat. und wie ich darüber nachdenke komme ich zu dem schluss, dass mir solche "blauen karteikarten" wohl auch gut tun würden. so könnte neben dem vergessen von terminen auch dem vergessen von guten und inspirierenden gedanken entgegen gewirkt werden. und wenn das gelingt hat man dann vielleicht einen kleinen "vorrat" für schlechte zeiten ...
fritz

ps: etwas lustiges noch. mein brüderlein hatte mal den einfall in der stadt sudokus zu verteilen, die aber letztendlich nicht aufgehen. finde ich wirklich gelungen die idee :-) nun hatte ich einen weiterführenden einfall. man könnte auch puzzels verschenken, die letztendlich nicht passen, oder die mehr teile enthalten als nötig ...

Samstag, 6. Februar 2010

traditionelle familie immer seltener

herr balduin,
gestern stockte ich beim lesen eines zeitungsartikels. dieser war überschrieben mit: "traditionelle familie immer seltener." in dem artikel werden anhand von statistiken des statistischen bundesamt in wiesbaden die entwicklungen der familienzusammensetzungen der letzten jahre aufgezeigt. zwar wachsen immer noch die meisten jugendlichen in traditionellen familienformen auf(schließt aber auch adoptiv-, pflege-, und stiefkinder, sowie patchworkfamilien mit kindern aus früheren beziehungen und ehen ein). doch stieg die zahl der alleinerziehenden elternteile seit dem jahr 1996 um 37%. 2008 lebte außerdem jeder vierte Jugendliche in einer anderen alternativen familienformen. gerade im osten verliert die klassische familie immer mehr an bedeutung.
dann gab es noch ein zitat des direktors des deutschen jugendinstitutes in münchen, thomas rauschebach. dieses finde ich absolut bedenklich und deswegen schreibe ich dir das alles eigentlich auch. er fordert, dass gesellschaft und politik sich viel stärker auf dieses gemengelage einstellen müssten. das muss sie wahrscheinlich wirklich! doch dann sagt er noch dazu: "heranwachsende müssen früh lernen, selbstständig zu werden, und sich nicht darauf zu verlassen, dass papa und mama immer zusammen bleiben." ist das die lösung? die jugendlichen müssen sich wohl notgedrungener maßen den herausforderungen stellen, aber sollen sie wirklich von vornherein damit rechnen, dass ihre eltern sich irgendwann trennen? vielleicht verstehe ich ihn falsch, vielleicht ist das zitat aus dem zusammenhang gerissen worden - doch so wie es ist, kann es meiner meinung nach nicht stehen gelassen werden. diese forderung ist unmenschlich und überfordert kinder und jugendliche maßlos. das bedürfnis nach sozialer sicherheit soll so kampflos hingegeben werden? anstatt zu agieren soll nur reagiert werden? ich verstehe das nicht. ja, unsere zeit stellt die herkömmliche familie infrage, aber hat die zeit recht, sollen wir uns ihr beugen?
fritz

ps: diese zeilen sind nicht falsch zu verstehen. ich bin mir sehr wohl bewusst, dass nicht jede gescheiterte partnerschaft, oder ehe über den gleichen kamm geschert werden kann. es ist keine anklage an betroffene! dafür ist das leben zu komplex. doch ich wehre mich dagegen, dergleichen dinge von kindern zu fordern!

pss: quelle: dnn, freitag der 05.februar 2010

Donnerstag, 4. Februar 2010

no body is perfect


herr balduin,
ich war heute mal wieder "trödeln". in einem modrigen kasten voller alter postkarten fand ich dieses wunderbare bild.
fritz

Mittwoch, 3. Februar 2010

aggressionen

herr balduin,
vorgestern sind mein herr papa und ich in der heimatlichen stadt rumgedüst und haben dies und jenes getan und gelassen. gegen mittag führte unserer weg in einen kleinen waffenladen und nach einigen überlegungen, sowie einer anständigen beratung, setzen wir einen langgehegten wunsch in die tat um. seit diesem zeitpunkt ist meine familie im besitz eines luftgewehres mittlerer qualität. ich schreibe das hier nicht um wie ein kleiner junge zu prahlen und zu pransen. das wäre wohl auch mehr peinlich als alles andere. die geschichte geht auch noch etwas weiter. meine mutter wird wohl nicht besonders erfreut sein, wenn sie davon erfährt (zum glück wird sie im internet kaum anzutreffen sein :-). auch meine frau hat wenig verständnis für unsere freude über den besagten kauf. und ich gebe zu, man kann durchaus hinterfragen - warum? wozu? weshalb? gestern hatten wir eine wirklich spannende diskussion darüber. bei allen berechtigten anfragen ist mir eines ganz neu wieder ins bewusstsein gekommen. gerade in christlichen kreisen ist "aggression" unheimlich negativ belegt. gut wird geheißen, was demütig, sanftmütig, lieb, nett, freundlich, vergebend, leise, anständig usw. ist. aggression dagegen verbreitet angst und schrecken. ist diese doch unangepasst und ursache für viel leid und übel. doch sie lebt in uns menschen und ist meiner meinung nach ein wesentlicher bestandteil eines mannes. warum mögen jungs und männer aggressive sportarten, musik, wörter und spiele? nein, ich will hier nicht in klischeebilder verfallen! ich will nur dafür werben aggression, oder nennen wir es aggressive energie eine chance zu geben. ja, sie ist wie schon gesagt für viel leid und übel verantwortlich, aber männer ohne aggressiven energie haben wenig zu bieten. hier darfst du mich nicht falsch verstehen. ich meine kein prollogehabe oder dergleichen dinge! wir männer und auch alle frauen brauchen ein gewisses maß an aggressiver energie, die uns fähig für wichtige aufgaben macht. mit ihrer hilfe lehnen wir uns gegen unrecht auf, verteidigen unsere und die grenzen von anderen. wenn sie eingestzt wird um leben zu zerstören ist es ein großes vergehen, aber genauso kann man sie einsetzen um für das leben zu kämpfen. das kann sehr viel bedeuten! und auf keinen fall braucht man dazu ein gewehr oder muss laute aggressive musik mögen. "gekämpft" wird mit dem geist, dem verstand, dem herz, mit worten ... und handlungen gleichermaßen. ja, und genau diese seite verliert in der kirche immer mehr an raum. warum treten mehr männer als frauen aus der kirche aus? warum findet man sowieso mehr frauen als männer in der kirche? warum wird das christentum als religion für alte, kinder, schwache und weicheier bezeichnet? meiner meinung unteranderem aus dem grund, dass wir die aggressiven energien verteufeln, anstatt sie zu nutzen um für das leben zu kämpfen!
fritz

Montag, 1. Februar 2010

was du mir bedeutest


herr balduin,
vor einer ganzen weile habe ich dir von einer älteren frau geschrieben, die mir davon erzählte, dass sie mit ihren mann jeden monat hochzeitstag begeht. meine werte ehegattin und ich haben uns das zum vorbild genommen und deswegen heute unseren 6. hochzeitstag gefeiert. unteranderem haben wir mal wieder in unserem fotoalbum geschmökert. wenn dann all die verschiedenen situationen und menschen außen und innen vorbei ziehen, wünscht man sich schon, dass alles noch einmal zu erleben. intensiver zu atmen, bewusster warzunehmen. momente festhalten zu wollen ist wohl haschen nach wind, aber sie in seinem herzen zu bewahren, dass ist vielleicht eine lohnenswerte alternative :-)
fritz

was du mir bedeutest
lässt sich nicht in worte einsperren
meine art zu reden, wie ich es betone ...
zwecklos, es würde nie richtig sein

sag ich das eine, gibt es da noch das andere
fühle ich jenes, denke ich noch dieses
spreche ich es aus
laufe ich gefahr,
dass es fruchtloses geschwätz
in der welt der vielen reden wird

was du mir bedeutest
es ist mir zu hoch, ich begreif es selber nicht

du bist ich
mein leben erfährt sinn durch dein sein
und manchmal sorge
doch diese ist mir allemal lieber als wäre unser wir ein nichts
für dich erhebe ich die fäuste
immer wieder gegen den mir verhassten feind

mit dir zu lachen bedeutet glück
bei dir zu weinen ist schlichter trost
deine tränen sind mir kostbar, sind mir schmerz

du bist mir familie, zuhause, leben
dich zu verlieren wäre ein tod in mir

verspreche ich zuviel?
lüge ich?
ich glaube nicht
denn du, du bist für mich ...

(11.12.09 - für und über k.)

Sonntag, 31. Januar 2010

die lust am verletzen

herr balduin,
es ist ein seltsam ding, aber vielleicht kennst du es auch: "die lust am verletzen". die worte sind etwas irreführend und bedürfen wohl noch erklärung!? man könnte auch sagen; "die lust am zurückschlagen" ... wenn ermahnung oder kritik an mich herangetragen wird, muss ich immer wieder feststellen, wie es in mir gährt und der wunsch nach einem schlagabtausch - so destruktiv und unberechtigt dieser auch sein mag - in mir purzelbäume schlägt. einfach nur um auch auszuteilen. selbst in anderen situationen kommt es zu dem beschriebenen phänomen. manchmal, wenn in mir alles durcheinander gerät würde ich zu gern wie ein kleines kind mich auf den boden werfen und in rasender wut um mich treten und boxen, damit andere auch spüren wie es in mir aussieht. da werden aufrichtige menschen plötzlich zu idioten und bekommen andere nicht erwähnenswerten betitelungen in meinem kleinen kopf zugedacht ...
fritz

Mittwoch, 27. Januar 2010

harte klage

herr balduin,
in den vergangen tagen haben ich ein buch von c.s.lewis gelesen. es trägt den titel; "du selbst bist die antwort" und greift den stoff einer alten griechischen sage auf. es ist eine anklageschrift, die die königstochter orual gegen die götter verfasst hat. sie hadert mit ihrem schicksal und dem leben. am anfang war das buch sehr gewöhnungsbedürftig und teilweise verwirrend - doch je länger ich gelesen habe, umso mehr spannende überlegungen fand ich in der geschichte. am nachhaltigsten ist gerade der gedanke der klage. in christlichen kreisen ist klage durchaus nicht verpönt und kommt hin und wieder auch zur anwendung, doch ich habe das gefühl, dass dies alles nur in sehr zensierter form geschieht. stelle fest, dass ich mich zensiere. ich klage - ja, aber nicht mit ganzem sein. vielleicht muss ich bei alledem noch etwas erwähnen. das ehrlichwerden, gebet, sein seelenleben in worte fassen und aussprechen, sowie klagen eine sehr befreiende und heilende wirkung haben kann, ist unumstritten. doch das ist keineswegs immer so! wenn alles gesagt wurde, wenn man der vielen worte überdrüssig ist und dennoch keine veränderung - weder innen noch außen - in aussicht steht, dann verliert das gesprochene wort seine befreiende wirkung. die konsequenz ist schweigende qualvolle resignation. doch beim lesen der klagen von orual ist mir deren "härte" aufgefallen. sie klagt kompromisslos, mit aller bitterkeit die in ihr steckt. sie klagt mit ganzem sein. meiner meinung nach nicht, um dannach "befreit" zu sein (kann man ja eh nicht selber machen), sondern aus einer tiefen hilflosigkeit, not und groll heraus. mir sind die vielen reden und worte, die ich früher liebte und die mich belebten, an manchen stellen mitlerweile so verleidet - so sinnlos. vielleicht ist es an der zeit harte anklagen auszusprechen ...
fritz



ich klage dich an gott.
du hast mich allein gelassen, schon viele male. doch damit nicht genug, sondern dann kommen immer noch menschen und wollen mir das gegenteil einreden und reden von verborgenen sinn und plänen. doch ich frage dich gott: was sind deine zusagen und dein trost wert, wenn sie nicht im sturm des lebens erfahrbar sind, sondern nur für die sichtbar, den es halbwegs gut geht? was nützt mir dein beistand, wenn ich ihn in keinster weise erleben darf? du sagst: "suchet, so werdet ihr finden." ich will dir lügner ins gesicht schrein. denn ich suche und verliere nur. was soll ich dir sagen, was zu dir beten? du sitz doch auf deinem berg, umgeben von göttlichkeit, souveränität und allmacht. und alle meine argumentationen prallen daran ab. weil ich begrenzter mensch bin und du gott, du hast es ja nicht nötig dich mit mir zu beschäftigen, meinen worten zu lauschen und rechtfertigen musst du dich ja auch nicht vor deinem geschöpf. antworte mir wenn du kannst! ich habe wut auf dich. denn in der bibel stellst du dich mir als vater- und muttergott vor. erzählst von liebe und dergleichen dingen ... hättest du es doch nicht getan. dann würde ich nicht darauf hoffen müssen und hätte nicht ständig mit der enttäuschung den kampf aufzunehmen. du bist mir kein vater. ich glaube nicht, dass du mich in dieser masse von menschen anschaust. warum solltest du auch? ich bin doch nur ein unbedeutender windhauch. rede doch mit mir und hülle dich nicht in feiges schweigen. ich weiß um meine unvollkommenheit und um die dunkelheit in mir. mir ist bewusst, dass mein verstand nicht alles zu erfassen vermag, und meine worte wiedersprüchlich und falsch sind. aber gott, hast du meine treue und liebe dir gegenüber vergessen? du hast dich an meinen gaben und opfern gelabt und lässt mich jetzt fallen? ich frage nicht warum du all das leid zulässt, aber ich frage warum du nicht da bist!? wo bist du gott? was muss erst geschehen bevor du handelst?

amateurfotografenschicksal

herr balduin,
was geschieht wenn ein popliger amateur-hobby-möchtegernfotograf durch die straßen seiner stadt zieht und ein schönes motiv findet (um es etwas zu konkretiesieren: es war eine tunnelähnliche hausdurchfahrt, mit einem gittertor am inneren ende). also als erstes wird er seine fotografiermaschine zücken und bilder knipsen. weil seine begabungen begrenzt sind, muss er öfter fotografieren, um gewünschten bildlichen eindruck umzusetzen. wenn das haus dummerweise ein hohes regierungsgebäude ist, und das schöne motiv ausgerechnet die dazugehörige einfahrt, werden nach wenigen minuten zwei polizisten aufkreuzen und seinen ausweis sehen wollen. nachdem sie ihn etwas eingeschüchtert haben und seine personalien notierten, wird der amateut-hobby- möchteduweistschonwasfotograf etwas frustriert von dannen ziehen. die bilder sind natürlich nutzlos geworden, weil er darauf hingewiesen worden ist, dass man eine genehmigung braucht, wenn man bilder von öffentlichen gebäuden veröffentlichen will. und so hat der brave und rechtschaffende bürger fritz das erste mal konfliktkontakt mit den gesetzesvollstreckern des deutschen rechtssystemes gehabt ...
fritz

Sonntag, 24. Januar 2010

brief an herr smutno

herr smutno,
es ist seltsam mich an sie zu wenden, in einem moment, da doch all meine empfindungen ihnen gegenüber verschüttet oder scheinbar verloren gegangen sind. doch ich weiß, dass der schein trügt! sie gehören doch zu der sorte "treuer begleiter". hin und wieder zwar nicht in meinem sichtfeld, aber dennoch da. sie sind schwer einzuschätzen. manchmal verhalten sie sich wie ein edler herr. mit hut, langem schwarzen mantel, gepflegtem äußeren und anständigen manieren. dann klopfen sie höflich, ziehen ihre lederschuhe aus und setzen sich mit einer seelenruhe ins wohnzimmer und wir trinken eine tasse tee zusammen. wie lange, dass bestimmen meistens sie! mir ist aufgefallen, dass wenn sie da sind, ich oft die uhr ticken höre ... das nehme ich sonst nur selten war. in kürzester zeit ziehen sie mit ihren wesen alles um sich herum in ihren bann. nein, sie verwenden kein aufdringliches parfüm oder so, und dennoch legt sich ihr duft mit einer nicht beschreibbaren schwere auf die seele. an anderen tagen sind sie das ganze gegenteil. von ihrem aussehen sind sie dann kaum verändert, aber sie benehmen sich dann wie ein mafioso - wie ich das gerade schreibe stelle ich fest, wie treffend das ist. zwar ist ihr äußeres nach wie vor korrekt, aber alles andere ist von einer grausamen brutalität und kälte geprägt. sie nehmen dann ohne zu fragen, ohne rücksicht auf verluste und tun allen was sich ihnen in den weg stellt gewalt an.
das sonderbare ist, dass ich sie nicht gänzlich ablehne. trotz all dem schmerz den sie mir und anderen menschen zufügen. diesen erbarmungslosen schmerz ... an manchen tagen ist ihre gegenwart kaum auszuhalten und doch geben sie dem leben eine gewisse intensität. oder sie lehren mich andere sichtweisen, die nicht besonders populär, dafür ziemlich bodenständig sind. liebe würde ich meine haltung ihnen gegenüber wohl nicht nennen, aber ich schätze gewisse seiten an ihnen - oder doch nicht? bin mir gerade unsicher. vielleicht sind sie auch einfach nur ein lügner und ich lasse mich belügen, wer weiß. wenn ich ehrlich bin, wäre ich ihnen dankbar, wenn sie die nächsten tage nicht zu besuch kommen und mich mit ihren gedanken verschonen, auch wenn diese noch so sehr der wahrheit entsprechen.
ihr fritz

auch das gibts

herr balduin,
letztens war ich mal wieder mit meinen altbekannten taxifahrer unterwegs. mitlerweile habe wir uns schon gut aneinander gewöhnt und so werden auch die gespräche immer interessanter. an dem tag erzählte er mir welche fahrten heute noch bei ihn anliegen. unteranderem erwähnte er eine spazierfahrt ins erzgebirge mit einer älteren dame. das konnte ich nicht so recht einordnen und so fragte ich nach: "wie jetzt? ihr fahrt einfach so im erzgebirge rum, ohne ziel?" darauf mein taxifahrer: "ja, ich hole die dame ab, dann fahren wir eine weile, gehen was essen und dann geht es wieder zurück." im weiteren verlauf erzählte er mir noch das er diese frau jetzt schon 30 jahre fährt und unteranderem auch ihren umzug mit dem taxi organisiert hat. herr balduin, wenn ich solche geschichten mitbekomme, hätte ich fast selber lust mal taxi zu fahren :-)
fritz

Mittwoch, 20. Januar 2010

der handschuh

herr balduin,
gerade schwirt mir einiges an gedanken und empfindungen durch kopf und herz, aber sie sind noch nicht schreibfertig. also entweder ließt du an anderer stelle mehr davon oder sie sind dann doch ins meer der vergessenheit geraten. dafür ist jetzt platz für etwas alltägliches. ich habe lang schon nicht mehr von unserer adoptivoma berichtet. gestern warn wir mal wieder zum kaffeeklatsch bei ihr. zu schade, dass ich soviel von dem was sie sagt nicht so rüber bringen kann, wie sie es eben tut. oft zitiert sie beispielsweise irgendwelchen sprüche aus ihrer kindheit:
"man hats nicht leicht wenn man mit gewichten handelt und im dritten stock wohnt." ist einer meiner liebsten. oder ein spruch für - ist mir egal: "ich steh mit auf, aber ich bleib auch liegen." eine wonne kann ich da nur sagen :-) wenn du sie nur sehen könntest wie sie vom roller und schlitten fahren erzählt ... auch habe ich mit ihr eine gemeinsamkeit, wir mögen alte balladen. einige haben wir jetzt schon zusammen gelesen. john maynard von theodor fontane, der handschuh und die bürgschaft von schiller, oder der erlkönig von goethe - kaum zu glauben, aber da wird man dankbar für seine schulbildung. jetzt noch zwei zitate von ihr und dann "der handschuh", um diesen briefen etwas kultur beizufügen.
fritz

"da war mein mann schon mode." (sagte sie beim erzählen einer lebensgeschichte)
"geh mir aus den augen, oder ich krieg dich." (sagte sie zu einem stück kuchen)

der handschuh

vor seinem löwengarten,
das kampfspiel zu erwarten,
saß könig franz,
und um ihn die großen der krone,
und rings auf hohem balkone
die damen in schönem kranz.

und wie er winkt mit dem finger,
auf tut sich der weite zwinger,
und hinein mit bedächtigem schritt
ein löwe tritt
und sieht sich stumm
rings um,
mit langem gähnen,
und schüttelt die mähnen
und streckt die glieder
und legt sich nieder.

und der könig winkt wieder,
da öffnet sich behend
ein zweites tor,
daraus rennt
mit wildem sprunge
ein tiger hervor.

wie der den löwen erschaut,
brüllt er laut,
schlägt mit dem schweif
einen furchtbaren reif,
und recket die zunge,
und im kreise scheu
umgeht er den leu
grimmig schnurrend,
drauf streckt er sich murrend
zur seite nieder.

und der könig winkt wieder;
da speit das doppelt geöffnete haus
zwei leoparden auf einmal aus,
die stürzen mit mutiger kampfbegier
auf das tigertier;
das packt sie mit seinen grimmigen tatzen,
und der leu mit gebrüll
richtet sich auf - da wird's still;
und herum im kreis,
von mordsucht heiß,
lagern sich die greulichen katzen.

da fällt von des altans rand
ein handschuh von schöner hand
zwischen den tiger und den leun
mitten hinein.

und zu ritter delorges spottender weis',
wendet sich fräulein kunigund:
"herr ritter, ist eure lieb' so heiß,
wie ihr mir's schwört zu jeder stund,
ei, so hebt mir den handschuh auf."

und der ritter in schnellem lauf
steigt hinab in den furchtbarn zwinger
mit festem schritte,
und aus der ungeheuer mitte
nimmt er den handschuh mit keckem finger.

und mit erstaunen und mit grauen
sehen's die ritter und edelfrauen,
und gelassen bringt er den handschuh zurück.
da schallt ihm sein lob aus jedem munde,
aber mit zärtlichem liebesblick -
er verheißt ihm sein nahes glück -
empfängt ihn fräulein kunigunde.
und er wirft ihr den handschuh ins gesicht:
"den dank, dame, begehr ich nicht!"
und verläßt sie zur selben stunde.



(1797)

Montag, 18. Januar 2010

can-balduin-fotowettbewerb

sehr geehrte leserschaft,
nun wird es langsam aber sicher zeit den can-balduin-fotowettbewerb auszuwerten. gestern abend tagte ich deswegen mit 3 weiteren jurysten. nach lebhaften diskussionen, unterschiedlichsten ansichtsweisen und langer "bildermeditation" sind wir zu folgendem ergebnis gekommen:

das postkartenset im wert von ca. 30 euro geht an folgendes bild und damit an meinen werten herrn onkel.

überzeugt hat das bild durch die zum ausdruck gebrachte spannung. offensichtlich die kulturelle, aber beim näheren betrachten noch eine vielzahl weitere. jung und alt, arm und reich, krieg und frieden ... - alles hat seine zeit.

im folgenden nun noch ein paar andere eingegangenen bilder und eine "zarte" kurzgeschichte, die ebenfalls zu diesem thema eingesendet wurde und die ich nicht vorenthalten will. vielen dank an alle teilnehmer, war ein schönes projekt und ich hoffe es hat etwas freude gemacht und inspiriert!







einkaufstag
wissen sie, neulich bin ich durch die einkaufsstraße gegangen mitten in dem dort üblicherweise herrschenden trubel. mein kopf war voller gedanken, was ich alles noch benötige, kaufen muss, noch nicht besitze. einkaufen ist für mich reine pflichterfüllung. manchmal kommt mir das leben selbst als eine reine pflichterfüllung vor. wissen Sie, ich mache mir vor dem einkaufen einen sehr durchdachten plan. mit diesem neumodischen begriffen wie „shoppen“ etc. kann ich nichts anfangen. ich strukturiere sehr genau, in welcher reihenfolge ich durch die läden gehe und was genau ich dort kaufen werde. es versteht sich von selbst, dass ich sehr konkrete preisvorstellungen habe. es ist ja nicht so, dass ich sparsam sein müsste, ich habe ein sparkonto angelegt und dieses seit zehn jahren nicht mehr angerührt. das geld gibt mir sicherheit, wissen sie. was ich habe, das habe ich.
wissen sie, als ich also so durch die strassen eilte, fiel mir ein kleines kind auf. das hielt in der hand eine schnur, an dessen ende ein luftballon hing. in der nähe auf einer bank saß lächelnd eine junge frau, die mutter des kindes, wie ich annahm.
das kind mit seinem ballon in der hand, der übrigens kirschrot war und eine werbeaufschrift trug, dieses kind war völlig hingerissen von dem ballon, der zu einer anderen zeit in anderen händen völlig wertlos gewesen wäre. wissen sie, genau in diesem moment, in dieser eile und dem bloßen erfüllen von erledigungen, genau in diesem moment berührte es mich, es nahm mich völlig in beschlag. ich blieb stehen, um dieses kind zu beobachten. die menschenmenge wurde mir so unwichtig wie auch meine einkaufstüten und meine pläne. das spiel dieses kindes war so profan, so einfach, und dennoch so zeitlos, ergreifend, liebenswürdig. der ballon ging auf und nieder, mal hüpfte das kind mit dem ballon, dann wiederum hüpfte der ballon, wenn das kind an der schnur zog. das kind strahlte. wissen sie, vielleicht kennen Sie solche momente, die sie festhalten möchten, festhalten für immer. in solchen momenten atmen sie tiefer, sie riechen viel mehr gerüche, ihre augen nehmen viel mehr farben wahr und vor allem fühlen sie in der ganzen intensität ihrer gefühle. wissen sie, wenn das eine szene aus einem film gewesen wäre, dätte man diese situation in zeitlupe ablaufen lassen. wissen sie, genau so habe ich das erlebt, wie in zeitlupe. es war mir, als steht alles still, vor allem ich selbst. all die verpflichtungen, verantwortlichkeiten und dergleichen- all das wurde so nebensächlich. ich fühlte mit dem kind, diese freude am leben, diese fröhlichkeit und sorglosigkeit. wissen sie, ich habe keine ahnung, wie lange ich dort stand, aber das ist auch unwichtig. leider kam ein kräftiger windstoss und blies den ballon davon. das kind, seine mutter und ich schauten dem ballon nach, wie er gen himmel flog. ich verspürte eine spur von trauer, aber mein herz war ergriffen und voller dankbarkeit für das erlebte. es dauerte eine weile, bis er völlig verschwunden war.
wissen sie, selbst das kind war nicht traurig darüber, so als ahnte es, dass es die bestimmung dieses ballons sei, zu fliegen. es hat den ballon losgelassen und ihm hinterhergewunken. die junge frau nahm das kind an die hand und beide gingen die strasse entlang, bis sie verschwunden waren. wissen sie, dann erst kam ich langsam wieder zu mir, ich hörte wieder den lärm, spürte die hektik um mich herum. ich hatte aber das gefühl, dass irgend etwas sich verändert hatte. etwas tief in mir. ich hatte keinen antrieb mehr, meine pläne abzuarbeiten. ich wollte mich nur noch in ein cafe setzen und dem leben zuschauen, anstatt daran vorbeizuhasten. wissen sie, in diesem moment wurde mir bewusst, dass ich viel zu viel nützliche, sinnvolle dinge getan hatte und viel zu wenig zeit mit ballons gespielt hatte. ich habe meine kaffee genossen und bin dann nach hause gegangen. wissen sie, unterwegs habe ich mir aber noch ein paar luftballons gekauft.

a. philipp

Donnerstag, 14. Januar 2010

ungehorsam der kirchendiener

herr balduin,
in der bekannten hymne: "ode an die freude" heißt es: "... wem der grosse wurf gelungen, eines freundes freund zu sein, wer ein holdes weib errungen, mische seinen jubel ein! ...". worte, die sich dem wert von beziehungen witmen und meiner meinung nach einen sehr richtigen weg damit beschreiten. doch das nur am rande. denn ich möchte mal wieder eine kleine anektode über mein holdes eheweib der welt zum besten geben. da wir nun tag ein tag aus das leben miteinander teilen habe ich unteranderem das große vorrecht ihre für die meisten menschen verborgenen wunderbar witzigen seiten zu erleben und zu genießen :-) und so saßen wir am vergangenen sonntag in der kirche. alles nahm seinen gewohnten gang, nur der kirchendiener war etwas unsicher in seinem auftreten. als dieser dann mit einer gehilfhin die kollekte einsammelte kam es zu einem kleinen eklat. das kollektenlied war zu ende und die beiden standen noch weit vom altar entfernt im gang. der herr pfarrer machte sie mit einer handbewegung darauf aufmerksam und forderte sie auf nach vorn zu kommen. in diesem moment drehte sich meine frau ganz aufgeregt zu mir und flüsterte nach worten ringend ganz empört: "die sind ungehorsam!" dieser ausspruch und die damit bei mir freigesetzte vorstellung begeistert mich noch immer - auch wenn sie mir nachher erklärte, dass sie eigentlich statt "ungehorsam, unsicher" gemeint hatte. :-) ach und noch was, gestern fand zwischen uns mal wieder eines der legendären bettgespräche statt. wir lagen schon eine weile und haben uns auch schon eine gute nacht gewünscht, da fragt mich meine frau plötzlich, ob sie das licht löschen solle. (nur für den leser, kein licht brannte mehr!) ich war ganz gespannt auf die reaktion und sagte einfach nur: "ja." da drehte sie sich zur seite um ihr vorhaben in die tat umzusetzen und bemerkte erst da ihren verschlafenen irtum. sie stammelte noch irgendeine erklärung für ihr verhalten und gab sich dann dem traumland wieder hin...
"wer ein holdes weib erungen mische seinen jubel ein" :-)
fritz