Sonntag, 28. Februar 2010

vom herzklopfen und dem leben

ein weiteres alltagserlebniss will ich dir noch berichten herr balduin.
es kommt von zeit zu zeit vor, dass meine frau und ich gegenseitig auf unser "herzklopfen" hören. einmal wurde dann die feststellung ausgesprochen: "ich höre dein herz ... du lebst!" das mag sich jetzt alles etwas albern anhören, aber beim darüber nachdenken, sind für mich diese worte doch etwas sonderbar besonderes. erstens: den "herzschlag" des anderen war nehmen. bewusst darauf hören - ihn "erlauschen". zum zweiten: der ausspruch "du lebst". wie wohl tut es von jemand anderen gesagt zu bekommen: "du lebst! du bist lebendig, ich habe dein herzschlag erlauscht und ich sage dir, dass dein leben aus meiner perspektive lebendig ist. lebenswert!
fritz

soldatengeschichte

herr balduin,
am wochenende hatten wir mal wieder große familienkonferenz anlässlich der goldenen hochzeit meiner großeltern. und so kam es, dass wir in geselliger runde über die dinge des alltages ins reden kamen. einer meiner cousins ist derzeit bei der bundeswehr unter vertrag. jetzt darfst du in den genuss kommen, einer seiner ersten eindrücklichen erlebnisse zu teilen: erster tag. anreise. bis spät in die nacht mussten die neuankömmlinge irgendwelche papiere ausfüllen. mein cousin, recht müde, tat seine ganzen mitbringsel dann nur noch schnell in den spint, schloss diesen zu und ging zu bett. am nächsten morgen wurde 5 uhr geweckt und gesagt, dass sich alle wenige minuten später vor den stuben zu treffen hätten. mein cousin (er ist morgens sowieso immer etwas verpeilt - das habe ich schon oft miterlebt) stand nun auf, begab sich zu seinen spint und stellte fest, dass er nirgends den benötigten schlüssel fand. nach einer etwas hektischen suchaktion dämmerte es ihn - er hatte ihn in seiner müdigkeite im spint vergessen und somit mit eingeschlossen. das ende vom lied war, dass weinige minuten später die gesammte truppe angekleidet sich vor ihren stuben versammelte. außer er, er stand in seinem nachtzeug da ...
fritz

Donnerstag, 25. Februar 2010

übers beten

herr balduin,
seit kurzem beschäftigt mich "gebet" mal wieder etwas mehr als in den letzten monaten üblich. vielleicht nur für kurze zeit ... mal sehen. stelle immer mal wieder den wunsch nach diesem vertrauten "dialog" mit gott bei mir fest. doch selten nur noch kommt es nur annähernd dazu. erstens stellt sich mir die frage, ob das wort dialog überhaupt gerechtfertigt ist? denn gefühlsmäßig würde ich mal behaupten, dass ich so eine art alleinunterhalter bin. wenn es so wäre, gäbe es da immer noch den tröstlichen gedanken das jemand zuhört. aber selbst das kann in bestimmten situation eher frustrieren als helfen. zum anderen begebe ich mich nur noch ungern auf dieses zerbrechliche eis des ehrlich vor mir selbst werdens. zu schnell überfordert es mich, zu viel angst habe ich vor dem unbekannten gefährlichen land und zu viel zeit ist schon vergangen. ich denke manchmal: ich habe doch alles gesagt, warum sollte ich das wieder und wieder runter leiern! enttäuschung und frust spielt eine entscheidende rolle. hoffnungslosigkeit schwingt wohl auch zu einen nicht unbedeutenden teil mit. denn warum um etwas bitten, wenn man doch nicht ein klein bischen die erwartung hat, dass es etwas bewirkt. habe ich vielleicht früher nur gebetet um mich den tröstlichen gedanken hin zu geben? war ich nur an dessen wirkung und segnung für mich interessiert? ich wieß es nicht! fakt ist jedenfalls, dass sobald ich beginnen möchte mir buchsdtäblich die worte im hals stecken bleiben. neben den schon genannten hemmenden elementen kommt noch hinzu, dass mir einiges mitlerweile schlicht und ergreifend zu banal oder unwichtig ist, um es zu erwähnen. oder ich denke bei manchen dingen, dass eine handlung oder der gebrauch meines herzens und meines verstandes ein wesentlich besseres gebet sind, als worte zu machen. begeb ich mich auf irrwege? oder ist es an der zeit mich der herausforderung zu stellen und mein gebet zu verändern? neu zu definieren was es bedeutet? andere worte, inhalte und formen zu finden. bei augustinus habe ich folgendes gelesen:
"es liegt den menschen nahe, vom herrn allerlei weltliches zu verlangen statt ihn selbst - gleich als könnte was er gibt, beglückender sein als der geber selbst ... was du liebst das rufst du an. rufst du gott an, damit du zu geld, erbschaft, zeitlicher würde gelangst, so rufst du solche dinge an. das gebet ist ein rufen des herzens, nicht etwa der stimme oder der lippen. im innern ertönt es - gott hört es. ... die sehnsucht betet stets, auch wenn die zunge schweigt. hast du immer verlangen, so betest du immer. bleib in der liebe, so betest du immer, hast du immedar sehnsucht. wie viele rufen mit ihrer stimme, sind aber stumm im herzen - aber auch wie viele schweigen mit den lippen, rufen hingegen in heiliger andacht, und gott höret sie. viel liebe, nicht viele worte, wenn du betest!"
mich entspannt die vorstellung, dass ich nicht mit worten beten muss, sondern dass mein herz rufen darf. stellt sich nur wieder die frage ob das eine angemessene sichtweise ist. und dann gibt es da noch den geber. wenn die erfüllung darin liegt, dass sich der geber selbst gibt, er es aber nicht tut, was dann? bzw. was bedeutet dies wiederum? herr balduin, du siehst schon, so richtig komme ich zu keinem ergebnis. und wer weiß ob ich die kraft habe mich der herausforderung zu stellen mein gebet zu verändern. es ist so kräftezehrend. und irgendjemand sagte einmal, dass man bevor man einen krieg beginnt die kosten überschlagen sollte.
fritz

Mittwoch, 24. Februar 2010

an manchen tagen


nach worten ringend
doch unfähig das sein
in buchstaben
in gedanken
zu kleiden

an sich selbst verzweifeln
und sich selbst verzweifelt lieben

nicht wissen ob man glaubt
zu glauben das man nichts weiß

in bewegung sein
um nicht zur ruhe kommen zu müssen
angst vor dem echten leben haben

aufschrein
fäuste ballen
schluchzen
nur für einen moment
im nächsten
schon wieder sich selber fremd werden

Montag, 22. Februar 2010

kritik der zeit


herr balduin,
ist dir schon einmal aufgefallen wie weit verbreitet die rastlosigkeit ist. kein mensch ist mehr in der zeit die ist. die gedanken, wünsche und sehnsüchte treiben weiter. das soll keine flache kritik sein, die jedes sehnen und wünschen auf kommendes verurteilt. es soll aber zum bewussten umgang damit mahnen.
es ist bezeichnend. schon wochenlang werden frühlingblüher verkauft. kaum haben wir mal einen anständigen winter mit schnee und kälte (den sich ja sonst alle im vorfeld wünschen) schon wird er allen zu viel. was viel zu zeitig vor ostern beginnen wird, dazu muss ich kein prophet oder seher sein, ist der verkauf und die vorbereitung dafür. ach da fällt mir ein, die schokoladenosterhasen gibt es ja schon im laden ... vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an weihnachten?! kaum hat man das eine wird man schon zum nächsten geprügelt, oder prügelt sich selbst dahin. ich halte die zukunft für ungeheuer wichtig! und bin kein vertreter von denen die all konzentration auf die gegenwart legen, oder zumindest behaupten es zu tun. die zukunft gibt dem heute ungeheuer viel kraft. jedoch nimmt sie der gegenwart alle schönheit und kraft, wenn bei allem streben nach ihr das heute verpasst wird. alles hat seine zeit, so ist zumindestens der natürliche lauf der dinge!
fritz

Freitag, 19. Februar 2010

befreiung von großen vorbildern

hallo herr balduin,
die tage war ich mal wieder in meinen derzeitigen lieblingsbuchladen. nach langem gemütlichen stöbern, suchen und lesen fiel mir ein gedichtband von dem mir bisher unbekannten erich fried in die hände. dieser ist jetzt meine. leider bin ich bisher noch nicht zum ausführlichen lesen gekommen, doch beim durchblättern blieb ich an folgendem hängen:

befreiung von großen vorbildern

kein geringerer
als leonardo da vinci
lehrt uns
"wer immer nur autoritäten zitiert
macht zwar von seinem gedächtnis gebrauch
doch nicht
von seinem verstand"

prägt euch das endlich ein:
mit leonardo
los von den autoritäten!

das klingt schon mal sehr vielversprechend und birgt in sich viel nachdenkerpotential :-)
fritz

Montag, 15. Februar 2010

blaue karteikarten

herr balduin,
einige tage sind ins land gegangen seit ich mich das letzte mal bei dir gemeldet habe. und noch mehr würden wohl vergehen, wenn ich auf diesen gewissen "inspirierenden" gedanken warten würde, den man manchmal braucht, um wieder schreiben zu wollen. und weil ich diese zeit nicht verstreichen lassen möchte begab ich mich eben auf die suche nach lohnenswerten worten für heute. so ergab es sich, dass ich gerade an eine kolumne denken musste, die ich vor einiger zeit gelesen habe. der autor berichtete darin von diversen blauen karteikarten. er hat sich zur gewohnheit gemacht alle dinge, die noch erledigt werden müssen, gute gedanken, ideen, termine usw. der wichtigkeit nach sortiert sofort darauf zu notieren. von zeit zu zeit schaut er dann darüber - streicht - ergänzt - schreibt neu. je nachdem was die zeit erfordert oder gebracht hat. und wie ich darüber nachdenke komme ich zu dem schluss, dass mir solche "blauen karteikarten" wohl auch gut tun würden. so könnte neben dem vergessen von terminen auch dem vergessen von guten und inspirierenden gedanken entgegen gewirkt werden. und wenn das gelingt hat man dann vielleicht einen kleinen "vorrat" für schlechte zeiten ...
fritz

ps: etwas lustiges noch. mein brüderlein hatte mal den einfall in der stadt sudokus zu verteilen, die aber letztendlich nicht aufgehen. finde ich wirklich gelungen die idee :-) nun hatte ich einen weiterführenden einfall. man könnte auch puzzels verschenken, die letztendlich nicht passen, oder die mehr teile enthalten als nötig ...

Samstag, 6. Februar 2010

traditionelle familie immer seltener

herr balduin,
gestern stockte ich beim lesen eines zeitungsartikels. dieser war überschrieben mit: "traditionelle familie immer seltener." in dem artikel werden anhand von statistiken des statistischen bundesamt in wiesbaden die entwicklungen der familienzusammensetzungen der letzten jahre aufgezeigt. zwar wachsen immer noch die meisten jugendlichen in traditionellen familienformen auf(schließt aber auch adoptiv-, pflege-, und stiefkinder, sowie patchworkfamilien mit kindern aus früheren beziehungen und ehen ein). doch stieg die zahl der alleinerziehenden elternteile seit dem jahr 1996 um 37%. 2008 lebte außerdem jeder vierte Jugendliche in einer anderen alternativen familienformen. gerade im osten verliert die klassische familie immer mehr an bedeutung.
dann gab es noch ein zitat des direktors des deutschen jugendinstitutes in münchen, thomas rauschebach. dieses finde ich absolut bedenklich und deswegen schreibe ich dir das alles eigentlich auch. er fordert, dass gesellschaft und politik sich viel stärker auf dieses gemengelage einstellen müssten. das muss sie wahrscheinlich wirklich! doch dann sagt er noch dazu: "heranwachsende müssen früh lernen, selbstständig zu werden, und sich nicht darauf zu verlassen, dass papa und mama immer zusammen bleiben." ist das die lösung? die jugendlichen müssen sich wohl notgedrungener maßen den herausforderungen stellen, aber sollen sie wirklich von vornherein damit rechnen, dass ihre eltern sich irgendwann trennen? vielleicht verstehe ich ihn falsch, vielleicht ist das zitat aus dem zusammenhang gerissen worden - doch so wie es ist, kann es meiner meinung nach nicht stehen gelassen werden. diese forderung ist unmenschlich und überfordert kinder und jugendliche maßlos. das bedürfnis nach sozialer sicherheit soll so kampflos hingegeben werden? anstatt zu agieren soll nur reagiert werden? ich verstehe das nicht. ja, unsere zeit stellt die herkömmliche familie infrage, aber hat die zeit recht, sollen wir uns ihr beugen?
fritz

ps: diese zeilen sind nicht falsch zu verstehen. ich bin mir sehr wohl bewusst, dass nicht jede gescheiterte partnerschaft, oder ehe über den gleichen kamm geschert werden kann. es ist keine anklage an betroffene! dafür ist das leben zu komplex. doch ich wehre mich dagegen, dergleichen dinge von kindern zu fordern!

pss: quelle: dnn, freitag der 05.februar 2010

Donnerstag, 4. Februar 2010

no body is perfect


herr balduin,
ich war heute mal wieder "trödeln". in einem modrigen kasten voller alter postkarten fand ich dieses wunderbare bild.
fritz

Mittwoch, 3. Februar 2010

aggressionen

herr balduin,
vorgestern sind mein herr papa und ich in der heimatlichen stadt rumgedüst und haben dies und jenes getan und gelassen. gegen mittag führte unserer weg in einen kleinen waffenladen und nach einigen überlegungen, sowie einer anständigen beratung, setzen wir einen langgehegten wunsch in die tat um. seit diesem zeitpunkt ist meine familie im besitz eines luftgewehres mittlerer qualität. ich schreibe das hier nicht um wie ein kleiner junge zu prahlen und zu pransen. das wäre wohl auch mehr peinlich als alles andere. die geschichte geht auch noch etwas weiter. meine mutter wird wohl nicht besonders erfreut sein, wenn sie davon erfährt (zum glück wird sie im internet kaum anzutreffen sein :-). auch meine frau hat wenig verständnis für unsere freude über den besagten kauf. und ich gebe zu, man kann durchaus hinterfragen - warum? wozu? weshalb? gestern hatten wir eine wirklich spannende diskussion darüber. bei allen berechtigten anfragen ist mir eines ganz neu wieder ins bewusstsein gekommen. gerade in christlichen kreisen ist "aggression" unheimlich negativ belegt. gut wird geheißen, was demütig, sanftmütig, lieb, nett, freundlich, vergebend, leise, anständig usw. ist. aggression dagegen verbreitet angst und schrecken. ist diese doch unangepasst und ursache für viel leid und übel. doch sie lebt in uns menschen und ist meiner meinung nach ein wesentlicher bestandteil eines mannes. warum mögen jungs und männer aggressive sportarten, musik, wörter und spiele? nein, ich will hier nicht in klischeebilder verfallen! ich will nur dafür werben aggression, oder nennen wir es aggressive energie eine chance zu geben. ja, sie ist wie schon gesagt für viel leid und übel verantwortlich, aber männer ohne aggressiven energie haben wenig zu bieten. hier darfst du mich nicht falsch verstehen. ich meine kein prollogehabe oder dergleichen dinge! wir männer und auch alle frauen brauchen ein gewisses maß an aggressiver energie, die uns fähig für wichtige aufgaben macht. mit ihrer hilfe lehnen wir uns gegen unrecht auf, verteidigen unsere und die grenzen von anderen. wenn sie eingestzt wird um leben zu zerstören ist es ein großes vergehen, aber genauso kann man sie einsetzen um für das leben zu kämpfen. das kann sehr viel bedeuten! und auf keinen fall braucht man dazu ein gewehr oder muss laute aggressive musik mögen. "gekämpft" wird mit dem geist, dem verstand, dem herz, mit worten ... und handlungen gleichermaßen. ja, und genau diese seite verliert in der kirche immer mehr an raum. warum treten mehr männer als frauen aus der kirche aus? warum findet man sowieso mehr frauen als männer in der kirche? warum wird das christentum als religion für alte, kinder, schwache und weicheier bezeichnet? meiner meinung unteranderem aus dem grund, dass wir die aggressiven energien verteufeln, anstatt sie zu nutzen um für das leben zu kämpfen!
fritz

Montag, 1. Februar 2010

was du mir bedeutest


herr balduin,
vor einer ganzen weile habe ich dir von einer älteren frau geschrieben, die mir davon erzählte, dass sie mit ihren mann jeden monat hochzeitstag begeht. meine werte ehegattin und ich haben uns das zum vorbild genommen und deswegen heute unseren 6. hochzeitstag gefeiert. unteranderem haben wir mal wieder in unserem fotoalbum geschmökert. wenn dann all die verschiedenen situationen und menschen außen und innen vorbei ziehen, wünscht man sich schon, dass alles noch einmal zu erleben. intensiver zu atmen, bewusster warzunehmen. momente festhalten zu wollen ist wohl haschen nach wind, aber sie in seinem herzen zu bewahren, dass ist vielleicht eine lohnenswerte alternative :-)
fritz

was du mir bedeutest
lässt sich nicht in worte einsperren
meine art zu reden, wie ich es betone ...
zwecklos, es würde nie richtig sein

sag ich das eine, gibt es da noch das andere
fühle ich jenes, denke ich noch dieses
spreche ich es aus
laufe ich gefahr,
dass es fruchtloses geschwätz
in der welt der vielen reden wird

was du mir bedeutest
es ist mir zu hoch, ich begreif es selber nicht

du bist ich
mein leben erfährt sinn durch dein sein
und manchmal sorge
doch diese ist mir allemal lieber als wäre unser wir ein nichts
für dich erhebe ich die fäuste
immer wieder gegen den mir verhassten feind

mit dir zu lachen bedeutet glück
bei dir zu weinen ist schlichter trost
deine tränen sind mir kostbar, sind mir schmerz

du bist mir familie, zuhause, leben
dich zu verlieren wäre ein tod in mir

verspreche ich zuviel?
lüge ich?
ich glaube nicht
denn du, du bist für mich ...

(11.12.09 - für und über k.)