Sonntag, 28. März 2010

ratschläge und anderes

herr balduin,
letztens machte mich jemand im gespräch darauf aufmerksam, dass in dem wort ratschlag etwas gewaltsames mitschwingt. schlägt man mit seinem rat, wo zerschlägt man vielleicht sogar? guter rat ist teuer und wertvoll, doch der innerwörtliche konflikt mahnt wohl, verantwortlich damit umzugehen.

und noch ein weiterer gedanke herr balduin,
ein freund von mir erzählte mir letztens, dass als jesus am kreuz fragend schrie: "mein gott, mein gott, warum hast du mich verlassen?" es sich nicht um eine frage handelt die auf antwort wartet, sie ist eher im rethorischen sinne gemeint. so wie ich es verstehe, ging es jesus also nicht darum ein streitgespräch in gang zu setzen oder irgendwelche allgemeingültigen aussagen zu treffen, sondern darum, seinem gegenwärtigen empfinden und erleben ausdruck zu verleihen.
fritz

ps: "es ist recht häufig viel besser, die bedrängten sich ausreden und ausschreien zu lassen, als ihnen zur geduld zu reden und raten." (raabe)

Freitag, 26. März 2010

bilderpost 2


herr balduin,
die letzte bilderpost ist nun schon eine weile her. darum hier mal wieder eine. das foto stammt aber nicht von mir, sondern von meiner werten ehegattin. habe nur noch etwas dran herum gebastelt.
fritz

Mittwoch, 24. März 2010

sgladschdglei

guten abend herr balduin,
ein schönes privileg des stadtlebens sind für mich unumstritten vereinzelte streetartdelikatessen. heute sprang mir ein recht schlicht daherkommender aufkleber buchstäblich in die augen. darauf war scheinbar nur eine willkürliche aneinanderreihung von buchstaben zu sehen. dies verwirrte mich und brachte so manch gedankengang in bewegung. doch als ich einige augenblicke das klebewerk auf mich habe wirken lassen entschlüsselte sich mir der seltsam anmutende sinn. versuch dich mal darin (siehe titel ;-)
mit grinsendem gruß
fritz

Freitag, 19. März 2010

lesegedanken


herr balduin,
in den vergangenen tagen habe ich mich mal intensiver mit der lektüre tageszeitung befasst. dabei laß ich ein artikel über die derzeit in leipzig laufende buchmesse. der direktor davon, oliver zille, hat in einem interview einige spannende aussagen von sich gegeben:
"... wer nicht liest, wird in der weiteren entwicklung benachteiligt. dem fällt es schwer, sich zu artikulieren, in zusammenhängen zu denken, selbstständig entscheidungen zu treffen, sich zu organisieren, einen job zu finden. wenn jemand das lesen für sich entdeckt hat, kann er auch mit anderen medien arbeiten. er wird anders mit diesen medien umgehen, wird sie aktiver und selbstbestimmter für sich nutzen können." desweiteren sagte er:
"wenn man selbstbestimmte menschen erziehen will, die auch eine gesellschaft vorran bringen, dann gehört die befähigung zum lesen als grundkompetenz zwingend dazu. ich befürchte, dass hier insgesamt immer noch viel zu wenig getan wird. ...."
nachdenkenswerte ansätze, die herausforderungen im ganz persönlichen leben, sowie in der arbeit mit jeglicher altersgruppe mit sich bringen.
darüber hinaus empfinde ich ein zitat des schriftstellers erich kästners noch als eine gute und hilfreiche ergänzung zum bisher gesagten:
"wer lesen kann, hat ein zweites paar augen, und er muss nur aufpassen, dass er sich dabei das erste paar nicht verdirbt."
fritz

(quelle: dnn vom 18.03.2010)

Sonntag, 14. März 2010

von fragwürdigen dingen

hallo herr balduin,
gestern fuhr ich mit meinem eheweib mit unserem automobil durch die dunklen straßen unserer stadt. 2 junge männer auf dem fußweg zogen dabei kurz unsere aufmerksamkeit auf sich. sie sahen nicht besonders ungewöhnlich aus, ungewöhnlich war ihr verhalten (am rande bemerkt, wir hatten nur wenige sekunden zeit sie zu beobachten). einer von ihnen machte eine art pantomime. anscheinend ins gespräch mit seinen freund vertieft nahm er sich mit seinem rechten arm ein imaginäres maschingewehr vom rücken, hielt es mit beiden händen vor seinem körper, und drückte ab ... ratatatatata ...
fritz

Mittwoch, 10. März 2010

dem unbekannten gotte

herr balduin,
ich sende dir worte eines anderen.
und empfehle mich.
fritz

noch einmal, eh ich weiterziehe
und meine blicke vorwärts sende,
heb ich vereinsamt meine hände
zu dir empor, zu dem ich fliehe,
den ich in tiefster herzenstiefe
altäre feierlich geweiht,
dass allezeit
mich deine stimme wieder riefe.

darauf erglüht tief eingeschrieben
das wort: dem unbekannten gotte.
sein bin ich, ob ich in der frevler rotte,
auch bis zur stunde bin geblieben ...

sein bin ich - und ich fühl die schlingen,
die mich im kampf darniederziehen
und - mag fliehn,
mich doch zu seinem dienste zwingen.
ich will dich kennen unbekannter,
du tief in meine seele greifender,
mein leben wie ein sturm durchschweifender,
du unfassbarer, mir verwandter!
ich will dich kennen, selbst dir dienen.

friedrich nitzsche

abschied - geschichten des lebens

ihr mann ist schon eine ganze weile bettlägerig. kann sich kaum noch bewegen und nicht mehr sprechen. sie, selber alt an jahren pflegte ihn schon lange zeit. heute morgen hat sie ihn mithilfe einiger kissen so gelagert, dass er halb sitzend in dem ehebett liegen konnte. das hatte er gern, so konnte er sehen, was in dem raum vor sich ging. gerade brachte sie frische wäsche ins schlafzimmer, um sie in den schrank zu sortieren. da begegnen sich ihre blicke. ein seltsames gefühl überkam sie. diese augen, die sie nun schon so oft angesehen hatte ... es war als würden sie sprechen. sie stellte den wäschekorb vor den schrank, ging zu ihrem mann hinüber, setzte sich auf die bettkannte und nahm seine hand in die ihrige. sanft streichelte sie die alten finger und sagte: "mein allerliebster lieber, ich weiß, du willst mir noch so viel sagen. aber du kannst es nicht mehr. du sollst aber wissen, ich sehe es in deinen augen. ich sehe wie sie reden und mein herz versteht es." er, schaute sie unverändert an, konnte sonst aber keine regung von sich geben. sie, sie blieb noch eine weile bei ihm sitzen, streichelte seine hand. schließlich stand sie auf, beugte sich vornüber, gab ihn einen sanften kuss auf die stirn und wendete sich wieder ihrer arbeit zu. am nächsten tag verstarb ihr mann.

(nach einer wahren begebenheit)
fritz

Montag, 8. März 2010

buchprojekt

guten abend herr balduin,
schon seit einigen stunden sitze ich jetzt über meinem aktuellem projekt und will dir mein freund kurz davon berichten. ich stelle gerade ein kleines büchlein zusammen. bis das ziel erreicht ist, wird es wohl noch geraume zeit dauern, aber für dich hier jetzt schon einmal das eventuelle vorwort.
fritz

ps: wenn mir noch jemand beitragsvorschläge zusenden will - noch ist gelegnheit dazu!

Vorwort:

dieses Büchlein ist eine Sammlung von Gedichten, Kurzgeschichten, Gedanken und Gebeten. Zeugnisse des Lebens in Worte gekleidet - von unterschiedlichsten Menschen erlebt und beschrieben. Die Autoren sind größtenteils keine „professionellen“ Schreiber, sondern recht unauffällige und unscheinbare, um nicht zu sagen ganz alltägliche, Wanderer auf dem Weg des Lebens.
So mancher hier festgehaltene Vers wird nicht den allgemeinen Vorstellungen für ein gutes Gedicht genüge leisten können. Auch sonst kommt alles recht einfach daher. Aber genau das ist das Ziel. Hier soll Platz für unvollkommenes und vor allem für unbekanntes sein.
Wenn ich die Dinge des Büchleins als unvollkommen und einfach bezeichne, ist das keine Wertung an sich. Genau darin liegt meiner Meinung nach oft ihr Wert und ihre Schönheit. Selbst wenn der Inhalt einiger Beiträge fragwürdig daher kommt und den dogmatischen Richtigkeiten des christlichen Glaubens zu widersprechen scheint, möchte ich den Leser bitten, nicht von vornherein darüber den Stab zu brechen. Es sind Momentaufnahmen, Regungen des Herzens und Seufzer der Seele und darüber hinaus poetische Texte, die nicht das Ziel haben unumstößliche Glaubensgrundsätze aufzustellen.
Die Beiträge sollen ermutigen sich selbst zu entdecken, ehrlich zu werden und sich dem ungeschminkten Leben zu stellen. Berauschender Freude und bitterem Leid Worte verleihen. Der Seele und dem erleben eine Sprache geben. Ich hoffe sie hören das „heimliche Rufen“ in den Texten. Und das die Geschichten hinter den Texten ihnen Lust auf echtes Leben machen. Viel Freude beim Lesen.

Donnerstag, 4. März 2010

olympisches fieber

herr balduin,
die olympischen winterspiele sind ja nun leider schon vorbei. mit großer begeisterung wurden sie von meiner kleinstfamilie verfolgt. und sehr wohlwollend jeder medaillengewinn wahr genommen - wollten wir doch in der gesamtwertung unbedingt vor den us-amerikanern bleiben. schon komisch. man selbst macht keinen finger krum und fühlt sich dennoch ganz toll und in der position andere beurteilen zu können ... aber das ist ein anderes thema, neben all der anderen berechtigten kritiken an den olympischen auswüchsen. will dir eigentlich nur eine kürzlich gelesene anekdote zum besten geben.
fritz

"warum freust du dich?" fragte diogenes einen jungen mann. "ich habe den sieg bei der olympiade errungen", erwiedert der stolz. "also du hast bewiesen, dass deine mitstreiter im kampf schwächer waren?" "selbstverständlich, man hat mir doch den lorbeerkranz verliehen." "was für eine ehre ist es, dass man schwächere besiegt? fragte diogenes. :-)