Mittwoch, 28. April 2010

dich

hallo herr balduin,
gestern bin ich mal wieder auf ein wunderbares gedicht von erich fried gestoßen. es birgt ganz viel in sich. will gern diese warmherzige poesie mit dir teilen. ich bewundere immer wieder einen solchen blick für und auf das leben, sowie die kunst solch einfache worte und formulierungen dafür zu finden.
fritz

dich

dich nicht näher denken
und dich nicht weiter denken
dich denken wo du bist
weil du dort wirklich bist

dich nicht älter denken
und dich nicht jünger denken
nicht größer nicht kleiner
nicht hitziger und nicht kälter

dich denken und mich nach dir sehnen
dich sehen wollen
und dich liebhaben
so wie du wirklich bist

(erich fried)

Dienstag, 27. April 2010

beschränkt-sein


"ach, die welt ist so geräumig, und der kopf ist so beschränkt."
(wilhelm busch)

Montag, 26. April 2010

versprochen ist versprochen

guten tag herr balduin,
am wochenende durfte ich gast auf einer hochzeit sein. schön war es. ein gedanke aus der traupredigt hängt mir nun immer noch nach. der pfarrer erzählte von einem ökumenischen traugottesdienst, den er miterlebt hat. der katholische priester nahm zur trauhandlung seine stola ab und legte diese symbolisch für das zusammengehören über die hände des brautpaares. nachdem er dies erzählt hatte, machte der pfarrer darauf aufmerksam, dass dies keine fessel ist. dieser gedanke hat mir sehr imponiert. eine zugehörigkeit die nicht fesselt, sondern die dadurch gehalten wird, dass die partner sich nicht loslassen.
in diesem zusammenhang passt auch ein gedanke, der mir beim nachsinnen über mein eigenes eheversprechen gekommen ist. so ein, wie auch jedes andere versprechen, hat zwei dimensionen. zum einen natürlich, dass ich mich meiner frau gegenüber "verbindlich" mache. das könnte sie dann auch einfordern. aber zum anderen ist eine solche zusage auch immer wieder für den, der sie selber ausspricht. ich mache mich also mir selbst gegenüber verbindlich. ich verspreche den anderen etwas, doch halte ich es nicht nur, wenn der andere es einfordert, sondern ich bin es mir selber schuldig.
fritz

Donnerstag, 22. April 2010

man munkelt ...

geschwätz, abrakadabra, rederei, schwadronade, gerede, hickhack, larifari, schmus, sermon, susms, seich, gefabel, phrasen drescherei, blabla, faselei, gefasel, gesabber, gesusms, gewäsch, heckmeck, kiki, palaver, schmonzes, schwafelei, gelaber, geplapper, zeug, schnickschnak, geseich, gesülze, schnack, salm, bafel, gebabbel, gemunkel, munkelei, altweibergeschwätz, tuschelei, geklatsche, geschwatze, getratsche, hechelei, klatscherei, getuschel, geschrei

schon wahnsinn herr balduin, wieviel deutsche worte es für geschwätz gibt... und weil wir schon mal bei der deutschen sprache sind noch ein etwas anderer beitrag dazu. gestern war ich in einer interessanten ausstellung mit dem thema: "was ist schön?". an einer stelle konnte man sich dazu einige audiobeiträge anhören. einer davon handelte von einer umfrage die der dudenverlag und andere, mir gerade enfallene organisationen, durchgeführt hat. es ging um die frage: was ist ihr schönstes deutsche wort (+ begründung)? zwei wiedergegebene fand ich ganz nett. ein neunjähriger junge hat "libelle" vorgeschlagen - begründung: er mag "l" und die libelle hat gleich drei davon und der name klingt so freundlich, dass man libellen schon allein aus diesem grund nicht fürchtet und mag. jemand anders hat "purzelbaum" vorgeschlagen - begründung: es wäre ein so heiteres und angenehmes wort, denn wer schmunzelt nicht bei dem gedanken, dass ein baum vor lauter freude mal eine runde purzelt :-)
ein weiterer audiobeitrag den ich spanned fand widmete sich der frage, was die 4 schönsten und die 4 unangenehmsten geräusche sind - kannst ja mal drauf rum denken.
herzliche grüße,
fritz

Montag, 19. April 2010

helden und andere irrtümer


herr balduin,
in einem meiner letzten filme die ich gesehen habe, warn ein paar zitate enthalten, die mich ins nachdenken über helden und heilige gebracht haben:
"...wir mögen die dinge gern nett und einfach. gut und böse, helden und schweinehunde. und es gibt immer viele von beiden. meistens sie aber nicht so, wie wir sie glauben." ... "helden sind etwas, das wir erschaffen, das wir brauchen ..."
auf die frage, ob es soetwas wie helden gibt, bin ich für mich zu zwei ergebnissen gekommen. nein, es gibt sie nicht! wie der film schon sagt. helden sind etwas, das wir uns erschaffen, das wir brauchen. diese "übermenschen" sind nicht realität, sondern wunsch- und traumbilder - fiktion. ich möchte an dieser stelle sogar noch ein stück weiter gehen und behaupten, dass sie uns am echten leben hindern. unsere vorstellungen und "bilder" uns die wirklichkeit unwirklich werden lassen und somit eher verdrehung und überforderung als alles andere mit sich bringen. wenn der begriff held nun aber anders gefüllt wird, dann würde meine antwort etwas anders aussehen müssen. bei der definition darf meiner meinung nach das "mensch-sein" auf keinen fall vergessen werden! das wort "held" sollte dazu vielleicht gegen ein anderes ersetzt werden - zuviel fragwürdiges schwingt mit ... es sollte der spannung stand halten, das kein mensch nur lautere beweggründe für sein handeln und denken hat. es gibt viele die wunderbare wege gegangen sind, doch jeder von denen wird wohl am besten um seine eigene dunkle seite wissen. also mein vorschlag - "held oder heiliger" gegen "mensch" tauschen. menschen die sich dem leben stellen, ehrlich sind, die um ihre falschheit und ihre liebenswürdigkeit wissen. die durch ihr sein und leben andere eifersüchtig auf ein lebensstil der wahrhaftigkeit und wirklichkeit machen. menschen sind keine helden und auch keine heilige - jedes streben nach einer solchen bezeichnung wäre eine verleugnung unserer selbst. doch an dieser stelle muss ich mich schon relativieren, denn irgendwie gibt es sie doch - die heiligen und die helden.
fritz

kinderstolz

herr balduin,
am wochenende konnte ich mal wieder zeuge eines interessanten dialoges werden. situation ist folgende: eine menschenmenge will von der einen seite eines flusses auf die gegenüberliegende. dazu muss man mit der fähre übersetzen und einen entsprechenden fahrpreis zahlen. kinder unter sechs jahren sind ermäßigt. in der menge steht ein vater mit seinem kleinen jungen - ich nenne ihn hier mal franz.

vater: franz, wie alt bist du!?
sohn: (ganz stolz) ich bin sechs!
vater: ne, du bist fünf. fünf jahre alt sein ist günstiger. wie alt bist du also!?
sohn: (wieder stolz) ich bin sechs!

fritz

dank fürs sein

ich danke dir, schöpfer,
dass du auf den gedanken gekommen bist, so ein wunderbares und seltsames geschöpf zu schaffen wie ich es bin. durcheinander und verquer, entgegen aller logik und dennoch so, wie ich es sein muss, und dennoch bin ich dir nützlich, indem ich bin - denke ich manches mal - erhoffe ich manch andere male.

janusz korczak (1878-1942) ergänzt durch den fritzen

Mittwoch, 14. April 2010

umsonstladen

guten abend mein freund.
bei einen meiner letzten stadtbummel bin ich an ein geschäfft der besonderen art geraten. der "umsonstladen". etwas stutzig und neugierig gemacht durch den namen, schaute ich mir das schaufenster etwas genauer an. nach kurzer suche fand ich dann auch eine erklärung für die ungewöhnliche namensgebung. auf einen zettel stand da folgendes:
"umsonstladen - brauchbaren kleinkram vorbei bringen und mitnehmen - ohne tausch, ohne geld, ohne kunden und ohne bedienung. ohne angestellte und ohne chefs. ein ort um sich zu treffen, tee zu trinken, auszutauschen und sich zu organisieren. ein ansatz alternativen zum kapitalismus zu schaffen. - die welt ist zu rund um still in der ecke zu sitzen."
nun, ich weiß nicht inwieweit dieses konzept aufgeht, aber erwähnenswert finde ich es allemal. vielleicht traue ich mich irgendwann einmal auch noch rein ...
fritz

Dienstag, 13. April 2010

weisheit der alten


herr balduin,
heute war ich mit einem freund wandern. es war schön innerlich und äußerlich wieder unterwegs zu sein und die welt und das leben mit allen sinnen wahr zu nehmen. das spinnennetz was in der sonne glänzt. der letzte tautropfen an einem graßhalm. jubilierende vögel überall. das geräusch der schritte auf dem waldweg und ein wunderbarer schlichter duft. wind der um den kopf weht. eine brummende hummel, eine emsige armeise, ein fauler feuerkäfer, ein gewaltiger greifvogel. die kühle der steine fühlen und das sanfte berühren spitzer dornen. da sitzen, steinchen werfen, hölzchen knicken. verdorrtes graß, weiches moos, altes laub und frisches grün. einem vater mit seinem sohn begegnen. reden, schweigen, laufen, ruhen. lecker essen und zufrieden sein. manchmal fand ich die begeisterung älterer menschen für die natur etwas lächerlich. doch wie ich auf den erklommenen berg saß, war ich es, der sich lächerlich fand und die alten weise.
fritz

Montag, 12. April 2010

sonntagsschön

guten tag herr balduin,
wenn ich mich recht entsinne habe ich dir schon einmal von meinen "sonntagsfrust" berichtet. an vielen sonntagen überfällt mich die melancholie, grauheit und langeweile. gestern war es nicht so! (angeregt durch verschiedenes versuchen wir den sonntag seit kurzem bewusst etwas lebensfroher als sonst zu zelebrieren.) und es war tatsächlich so etwas wie "schön". als meine kelinstfamilie am abendbrottisch saß, konnte ich sogar sagen: "ich bin glücklich." mal sehen, vielleicht schreib ich dir irgendwann einmal: welch ein glück, es gibt sonntag!
fritz