Mittwoch, 30. Juni 2010

Donnerstag, 24. Juni 2010

fußballgedanken

herr balduin,
nun kommt das unvermeidliche - auch ich denke etwas über die fußballweltmeisterschaft zum besten geben zu müssen. ich habe, wenn ich mich recht entsinne, gestern ein auto gesehen, dass hatte links und rechts eine deutschlandflagge und zusätzlich noch die karosserie mit drei großen aufklebern in den nationalfarben dekoriert. doch der fahrer sah überhaupt nicht deutsch aus. schwarze haare und sehr dunkle haut. letztens in der kneipe bot sich mir ein ganz ähnliches bild. mir gegenüber saß ein sehr mitfiebernder ausländisch aussehender mann im deutschlandtrikot. beim darüber nachdenken bin ich von diesen beobachtungen richtig begeistert. wie die deutschen, mit offensichtlichen ausländischen wurzeln, sich so zu ihrem jetzigen heimatland bekennen. ein starke geste!
in einem kürzlich gelesenen interview erwiederte der spieler cacau auf die frage was er dazu denke, dass im deutschen team so viele spieler mit migrationshintergrund spielen: er freue sich darüber weil es zeigt, dass es in deutschland möglich ist sich gelingend in die gesellschaft einzubringen und teil von ihr zu werden.
bisher habe ja auch ich immer etwas die "ausländerquote" im deutschen team belächelt, aber unter diesem gesichtspunkt eine tolle sache! und ja, auch eine ermahnung. zugehörigkeit kann, und muss vielleicht auch hin und wieder anders gedacht werden.
fritz

Sonntag, 20. Juni 2010

lebensworte

ich ringe nach worten
nach leben

will die leere beschreiben
um ihr zu entfliehen

und frage mich
ob es wohl möglich ist
die trauer zu feiern

Donnerstag, 17. Juni 2010

sei du mein täglich brot

ich steh vor dir mit leeren händen, herr;
fremd wie dein name sind mir deine wege.
seit menschen leben rufen sie nach gott;
mein los ist tod,
hast du nicht andern segen?
bist du der gott, der zukunft mir verheißt?
ich möchte glauben, komm du mir entgegen.

von zweifeln ist mein leben übermannt,
mein unvermögen hält mich ganz gefangen.
hast du mit namen mich in deine hand,
in dein erbarmen
fest mich eingeschrieben?
nimmst du mich auf in dein gelobtes land?
werd ich dich noch mit neuen augen sehen?

sprich du das wort,
das tröstet und befreit und das mich führt
in deinen großen frieden.
schließ auf das land das keine grenzen kennt,
und lass mich unter deinen kindern leben.
sei du mein täglich brot, so wahr du lebst.
du bist mein atem, wenn ich zu dir bete.

lother zenetti nach dem niederländischen "ik sta voor u" von huub oosterhuis

volksgeflüster

hallo herr balduin,
meine frau hat uns mal wieder zu einen kurs an der volkshochschule angemeldet. und so drückten wir gestern mit vier weiteren personen die schulbank und ließen uns über das thema unserer wahl belehren. so lang ist meine schul-, bzw. ausbildungszeit noch nicht her, doch war mir gar nicht mehr bewusst welch belebende wirkung solch eine situation auf mich hat. das ist jetzt etwas missverständlich. weniger das lernen war die ursache, viel mehr die tatsache mich wieder wie ein schüler zu fühlen. ständig viel mir irgendetwas lustiges oder besonderes auf was ich unbedingt und sofort dem hübschen mädchen neben mir zuflüstern musste ... das kippeln ... löcher in die luft gucken ... für zwei stunden in der woche wirklich eine angenehme abwechslung :-)
fritz

Montag, 7. Juni 2010

vernissage

hier kommt ein kleiner nachtrag zum buchprojekt. vor einiger zeit kam die idee auf, die veröffentlichung mit einer vernissage-ähnlichen zusammenkunft zu verbinden.
geplant ist eine kleine feier mit anständigen inhalt. mal platt gesagt soll es ums schlichte "leben" gehen - ungeschminkt, wirklichkeitsnah und dennoch hoffnungsvoll.
dabei wird es sich nicht nur um das buch drehen, sondern es soll eher die idee des buches aufgegriffen werden. also vorhandenes potential ausschöpfen, raum zum gestalten und gespräch geben und "lebensfreude" praktizieren. wollen ein paar leute fragen ob sie jeweils 2-3 lieder singen. dann andere anfragen ob sie ein kurzers plädoyer oder rede für ein projekt oder eine bestimmte idee halten. eine kleine lesung wird auch dabei sein, vielleicht noch etwas, was einer galerie gleichkommt, möglichkeiten um ideen auszutauschen und zu entwickeln und natürlich noch ein paar kleinigkeiten zum essen und trinken ...

jetzt kommst du ins spiel, vorrausgesetzt du findest die idee gut, hast am 26. juni zeit und würdest die mühe auf dich nehmen nach dresden oder umgebung zu kommen.
bitte gib in diesem fall bescheid und du erhälts eine richtige einladung mit allen weiteren informationen.
herzliche grüße von der organisationsmann- und frauschaft

ps: nur zur konkretisierung unserer erwartungen. es wird wohl eine einfache kleine zusammenkunft von ein paar leuten sein, nichts spektakuläres aber vielleicht mit ein bisschen nachhaltigkeit.

briefgedanken-gedankenbrief

hallo herr balduin,
heute habe ich mal wieder einen ausführlichen brief geschrieben. das nimmt bei mir zwar immer wieder viel zeit in anspruch - brauche ich doch beim schreiben immer noch lange um über das "zu schreibende" nachzudenken - aber es sind gut angelegte stunden. oft werde ich mir beim schreiben über etwas bewusst oder verarbeite irgendetwas ein bischen. und auch die antwortbriefe möchte ich natürlich nicht missen!
wie ich heute also über dem schreiben war, musste ich über einen satz nachdenken, den mein gegenüber mir zugesendet hatte. darin brachte er sein bedauern zum ausdruck, dass wir oft nicht bereit sind den ein oder anderen (noch nicht ganz durchdachten) gedanken umzusetzen. auch auf die gefahr hin fehler zu machen. zu sehr hängen wir uns an irgendwelche vermeintlichen sicherheiten. er beendete seinen gedankengang mit der aussage: " lieber fehler machen, als ein leben ohne extreme."
natürlich gibt es immer zwei seiten einer medalie und von fall zu fall bedarf es einer eigenen erörterung, doch prinzipiell kann ich dem zustimmen.

wäre da nur nicht immer die angesprochene angst vor dem fehler machen und versagen. wäre da nur nicht die "sicherheit" die man aufgeben müsste. und wären da nur nicht die umstände, die so oft im wege stehen und es unmöglich erscheinen lassen.
gut kann ich mich noch an eine wanderung mit einen freund erinnern. an einer stelle standen wir vor einer großen felswand - und garantiert wurde diese schon von den ein oder anderen bergsteiger bezwungen, doch für leute wie mich ... aussichtslos.
ein etwas abruptes ende, aber weiter habe ich einfach nicht gedacht.
fritz

ps: hier noch mal eine kleine denkschrift.
ihr lieben leute, schreibt doch inhaltsreiche briefe (echte oder elektronischer art). ich glaube das deren wert, für das heute und auch für die zukunft, für einen selbst und für andere, weit unterschätzt werden!

Sonntag, 6. Juni 2010

Donnerstag, 3. Juni 2010

was siehst du?

der meister hob hervor, dass die welt, wie sie die meisten leute sehen, nicht die welt der wirklichkeit ist, sondern eine welt, die ihr kopf hervorgebracht hat. als ein schüler das in frage stellen wollte, nahm der meister zwei stöcke und legte sie in form eines t auf den boden. dann fragte er den schüler: "was siehst du hier?" "den buchstaben t", antwortete er. "genauso habe ich es mir vorgestellt", sagte der meister. "es gibt von sich aus keinen buchstaben t; das t ist die bedeutung, die du ihm gibst. was du vor dir siehst, sind zwei abgebrochene äste in form von stöcken."

- aus anthony de mellos: eine minute unsinn

Mittwoch, 2. Juni 2010

originelle ladenidee


herr balduin,
vor einiger zeit habe ich dir von dem "umsonstladenprojekt" berichtet. heute wieder eine ladenidee der besonderen art. ein handzettel mit unteranderem folgender botschaft brachte jetzt meine frau mit nach hause:
"wenn sie das besondere suchen oder wenn sie außergewöhnliche ideen haben, dann sind sie bei uns richtig! man sagt jeder sechste mensch ist in seiner freizeit kreativ tätig. doch wie schwer ist es sene kunst mit anderen zu teilen, sie zu zeigen oder gar den ein oder anderen euro zu verdienen. wir vermieten ihnen für ihre produkte regalflächen zu fairen preisen, in der passenden größe und sie bestimmen die dauer. das hat für die suchenden den vorteil, dass sie ständig neue angebote finden ..." neben dem verkausangebot gibt es noch die möglichkeit kursangebote zu besuchen oder selbst zu initieren.
eine meiner meinung nach sehr reizende und außergewöhnlich idee. und ich werde ganz sicher mal vorbei schauen!
fritz

nicht ganz dicht

"wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht."
edmund stoiber

nachruf

herr balduin,
gestern war die beerdigung einer alten dame, die ich schon seit meiner frühen kindheit kenne. zeit meines lebens hatte sie schon weißes haar und so adlig wie ihr name, war ihr auftreten. in größeren abständen habe ich sie besucht. schon damals und erst recht heute ist mir ihre "versöhnte" und intensive art zu leben vorbild. in einem langen leben sammelt sich viel schweres an, doch von bitterkeit war nie eine spur bei ihr. regen anteil nahm sie dagegen an meinem ergehen und dem leben meiner familie. sie fragte nach und hörte zu (lebendiges hören ist eine form der liebe - romano guardini). die kunst und ihre heimat liebte sie und darüber hinaus war sie eine sehr gottesfürchtige frau, aber dabei war sie im leben und der wirklichkeit gegründet und gerade im höheren alter erschien sie mir nie als überbetont fromm.
ihre bestattung war für mich kein trauerereignis, sie hat mich dankbar für die erlebnisse mit ihr gemacht. und neu hat sie mich mit dem wunsch beseelt selber würdig zu leben und vor allem würdig zu sterben.
fritz