Samstag, 6. Februar 2010

traditionelle familie immer seltener

herr balduin,
gestern stockte ich beim lesen eines zeitungsartikels. dieser war überschrieben mit: "traditionelle familie immer seltener." in dem artikel werden anhand von statistiken des statistischen bundesamt in wiesbaden die entwicklungen der familienzusammensetzungen der letzten jahre aufgezeigt. zwar wachsen immer noch die meisten jugendlichen in traditionellen familienformen auf(schließt aber auch adoptiv-, pflege-, und stiefkinder, sowie patchworkfamilien mit kindern aus früheren beziehungen und ehen ein). doch stieg die zahl der alleinerziehenden elternteile seit dem jahr 1996 um 37%. 2008 lebte außerdem jeder vierte Jugendliche in einer anderen alternativen familienformen. gerade im osten verliert die klassische familie immer mehr an bedeutung.
dann gab es noch ein zitat des direktors des deutschen jugendinstitutes in münchen, thomas rauschebach. dieses finde ich absolut bedenklich und deswegen schreibe ich dir das alles eigentlich auch. er fordert, dass gesellschaft und politik sich viel stärker auf dieses gemengelage einstellen müssten. das muss sie wahrscheinlich wirklich! doch dann sagt er noch dazu: "heranwachsende müssen früh lernen, selbstständig zu werden, und sich nicht darauf zu verlassen, dass papa und mama immer zusammen bleiben." ist das die lösung? die jugendlichen müssen sich wohl notgedrungener maßen den herausforderungen stellen, aber sollen sie wirklich von vornherein damit rechnen, dass ihre eltern sich irgendwann trennen? vielleicht verstehe ich ihn falsch, vielleicht ist das zitat aus dem zusammenhang gerissen worden - doch so wie es ist, kann es meiner meinung nach nicht stehen gelassen werden. diese forderung ist unmenschlich und überfordert kinder und jugendliche maßlos. das bedürfnis nach sozialer sicherheit soll so kampflos hingegeben werden? anstatt zu agieren soll nur reagiert werden? ich verstehe das nicht. ja, unsere zeit stellt die herkömmliche familie infrage, aber hat die zeit recht, sollen wir uns ihr beugen?
fritz

ps: diese zeilen sind nicht falsch zu verstehen. ich bin mir sehr wohl bewusst, dass nicht jede gescheiterte partnerschaft, oder ehe über den gleichen kamm geschert werden kann. es ist keine anklage an betroffene! dafür ist das leben zu komplex. doch ich wehre mich dagegen, dergleichen dinge von kindern zu fordern!

pss: quelle: dnn, freitag der 05.februar 2010

4 Kommentare:

  1. bin zwar kein pädagoge, aber vertreter einer traditionellen familie. ich finde die zahlen sprechen für sich. noch bedenklicher ist, was dieser typ fordert- die verantwortung auf die schultern der kinder ablegen- sollen die sich gleich darauf einstellen und es dann an ihre kinder weitergeben- ein dominoeffekt....
    vielleicht will der mann das problem gar nicht lösen, hauptsache der realität nicht mehr in die augen sehen und unschuldige kinder die bittere pille schlucken lassen.

    g.

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  2. die statistiken wurden in der gleichen zeitung noch von andreas friedrich kommentiert. er bemängelt an ihnen die "weltuntergangsstimmung" und schreibt unteranderem: "... wenn eltern sich trennen, ist das für kinder traurig. per se führt dies aber nicht zu schäden. kinder brauchen nestwärme, vertrauen, nähe, verständnis, geborgenheit und gewohnheiten. das lässt sie gedeihen, schafft identität, gibt ihnen heimat, macht sie glücklich. kommunikation ist der leim in diesem system. auch die beziehung zu stiefmutter oder stiefgeschwister kann mit dauerkleber gefestigt sein. die familie lebt. viele deuten den begriff längst entsprechend seinem wesen und nicht derart starr, wie es die bezeichnete schublade der statistiker meint." an dieser stelle stellt sich eine sehr entscheidende frage für mich. natürlich kann es auch in den "alternativen familienformen" zu einem guten miteinander kommen - die frage ist aber, ob dies mehrheitlich auch geschieht! das wesen der familie ist vielleicht wirklich nicht so starr, als das nur biologische verwandtschaft darin teil sein könnte, die herkömmliche vater-mutter-kind kernfamilie ist aber grundsätzlich wohl eine wesentlich bessere ausgangsposition für z.b. "geborgenheit, nestwärme, vertrauen ..." als alle anderen formen. meine persönlichen erfahrungen sind sehr begrenzt, aber der standpunkt von herrn friedrich dürfte salz in den wunden der menschen sein, die beispielsweise unter der trennung ihrer elter ihr leben lang leiden.

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  3. wie bekloppt ist das denn? entschuldige das wort; aber überspitzt könnte er der meinung sein, dass man ganz auf das eltern-dasein verzichten könnte; warum nicht einfach kinder in die welt setzen und die werden schon sehen, wie sie durchkommen. das ist sarkasmus, bitterster sorte!!!
    ich hasse folgenden satz: "was mich nicht umbringt, macht mich stärker" der wird oft gedankenlos daher gesagt...
    sorry, das musste ich loswerden...
    gruss aus oooh

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  4. "was mich nicht umbringt, macht mich stärker" finde ich auch nicht so pralle. dieser spruch befindet sich in der gleichen kategorie wie "wird schon wieder" und "immer positiv denken" - die meistens auch dann noch gesagt werden, wenn man eigentlich lieber schweigen sollte. "seelig wer nichts zu sagen hat und trotzdem schweigt!" und die zitierten passagen kann ich ebenfalls nicht so recht nachvollziehen ...

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