Sonntag, 27. Dezember 2009

mannigfaltigkeit des geld verdienens

herr balduin,
heute kam mir folgende geschichte zu ohren: mein 10jähriger bruder hat weihnachten eine dvd geschenkt bekommen. nun hat er im elterlichen hause, ganz der geschäftsmann, einen kinoabend ins leben gerufen. ein plakat kündigte die vorstellung an. eintritt 2 euro. wer knabberzeug und getränke inklusive haben wollte sollte 4 euro zahlen. nachdem sich der herr papa über die hohen preise echaufiert hat, gab es aber noch mal 50 prozent rabatt :-) allerdings hat sich das mein bruderherz nicht in die eigene tasche gewirtschaftet, sondern für einen guten zweck vorgesehen. die kinogeldeinnahmen wurden dem neuen küchensparprojekt gespendet ... bemerkenswert wie ich finde.
wenn ich darüber nachdenke fallen mir doch glatt noch etliche andere aktionen ein, mit denen meine geschwister und ich in der vergangenheit unser taschengeld aufgebessert haben. aus einem normalen abendbrot wird plötzlich eine gaststätte. da wurde natürlich das essen serviert - man musste aber auch dafür bezahlen. zikus, schattenspieltheater, flohmärkte, wetten, spieleinsätze ... und alles hatte und hat seinen preis. doch am kreativsten find ich immer noch die gottesdienste die wir veranstaltet haben. da war alles mit dabei. altar, begrüßung, predigt, abendmahl, lieder, segen - ja, auch kollekte wurde natürlich eingesammelt ;-) und die eltern mussten zahlen.
fritz

ps: noch mal zur erinnerung, der foto- und kreativwettbewerb unter dem motto: "alles hat seine zeit" läuft noch bis zum 31.12.09 erste einsendungen liegen mir schon vor. spannende bilder und auch eine kurzgeschichte hat den weg hier her gefunden, es darf aber noch mehr werden!

Montag, 21. Dezember 2009

folge dir in dich



"folge dir in dich!
und wenn du auch erschrickst
vor den gestalten, die du dort erblickst:
folge dir in dich!"

bierbaum

Donnerstag, 10. Dezember 2009

komm bald

herr balduin,
schon so manches mal habe ich dir von der adventszeit geschrieben und wie ich gerade diesbezüglich fühle. gestern hat ein wohlbekanntes detail neu meine aufmerksamkeit auf sich gezogen. ich würde nicht behaupten, dass es gerade irgendeine revolutionäre auswirkung auf mich hat, aber es beinhaltet einen wunsch von mir.
folgendes: jesus wird in einer ganz normalen nacht geboren, mitten in dieser welt und ihrem alltag. keine privilegien. sicher haben engel gesungen. und sterndeuter sind vorbei gekommen und haben mit ihren geschenken vielleicht auch etwas die finanzielle seite entspannt. aber ansonsten stelle ich mir das sein drumherum so natürlich, unruhig und alltäglich vor, wie diese welt sich nun mal meistens darstellt. genau das ist der punkt und mein wunsch. das gott in meine alltäglichkeit hineingeboren kommt. klein und unscheinbar meinetwegen, aber da! ganz mensch, nahbar - nicht mehr exklusiv, gänzlich unbegreifbar, abgehoben und fern. vielleicht würde er dann noch mehr mein gottesbild zerstören, aber es gäbe eine alternative, nämlich ihn.

fritz

lass es weihnachten werden in mir
in meiner kleinen welt
lass den stern aufgehen
komm mit der kraft der schwachheit
und der herrlichkeit des alltäglichem
teile mit mir meine dunkelheit
begegne mir in meiner sinnlosigkeit
lache und weine mit mir
zeige mir das echte leben
auch wenn es den tod für meinen traum vom sein bedeutet
sei mensch in mir, sei gott
komm
komm bald

das notenbuch


guten tag herr balduin,
wie wohl die meisten kinder und einige der erwachsenen habe auch ich einen adventskalender. meine frau beschenkt mich jeden tag mit einer überraschung. einen kuchen, einen besuch in einer fotogalerie, einem hörbuch, spieleabend mit wein, rückengrabbeleinheit usw. unteranderem war an einem tag auch ein abstecher in einen nahe gelegenen trödelmarkt vorgesehen - ich liebe es zu stöbern und zu trödeln! und so fanden wir uns an besagten nachmittag in einer großen trödelscheune wieder. nach einiger zeit fand sich auch ein erster schatz. ein dickes altes notenbuch. es ging uns dabei weiniger um die musik, sondern eher um den kreativen wert. was man nicht alles daraus herstellen kann ... nachdem noch so manch anderes zu unserem einkauf hinzugekommen ist, ging es zum bezahlen. dabei ergab sich ungefähr folgender dialog:

ich: "drei euro kostet das notenbuch, oder?"
verkäufer: "wie kommen sie denn darauf?"
ich: "das steht so drin."
verkäufer: "zeigen sie mal her ... oh, dass wurde vom vorbesitzer so reingeschrieben, nicht von uns! aber können wir so machen. denn wenn die leute noten kaufen weiß ich, dass sie diese dann auch nutzen."
ich: in gedanken (und wie ich die nutzen werde) in worten: "ja"
verkäufer: "spielen sie selber, wenn ich fragen darf?"
ich: bezahle schnell, bevor er es sich anders überlegt und sage: "äh nein."
verkäufer: "was machen sie denn sonst damit."
ich: " ... na ja, wir zerschneiden die und basteln irgendwelche dinge daraus."

fritz

ps: falls jemand weihnachtspost mit notenbriefumschlag möchte so muss er sich nur bei uns melden :-)

Montag, 7. Dezember 2009

pilgertag

herr balduin,
ich habe ganz vergessen wie schön und wohltuend natur sein kann. seid ich in der stadt meine zelte aufgeschlagen habe, sind die landschaften unsere gegend etwas aus meinem alltag verschwunden. umso beeindruckender war der gestrige ausflug mit einem freund von mir.
bei nebel haben wir uns auf dem weg gemacht, sind nach etwas wegstrecke aber über diesen gewesen. ein gewaltiges panorama bot sich uns. berge und wald erhoben sich aus dem dichtem wolkenteppich, in morgenliches sonnenlich getaucht. wir standen auf einem festen und abgesicherten felsenvorsprung und haben uns dennoch unsicher gefühlt - die tiefe hat kraft um uns in angst und schrecken zu versetzen, auch wenn wir sicher stehen! "so empfinde ich gerade gott" sagte mein wegbegleiter. das ist eine aussage mit viel inhalt und spiegelt wohl auch viel aus mir wieder. weiter ging es, manchmal intensiv redend, andermal schlicht und einfach schweigend. die höhe und aussicht genießend und doch gleichzeitig immer wieder etwas befangen und eingeschüchtert von ihr zu sein. mit taten, worten und gedanken der angst etwas entgegen tretend. dann kam ein steiler abstieg. wieder in nebel gehüllt. keine aussicht, von dunklem wald umgeben. eine rießige felswand vor augen. mit dem wissen, dass diese schon von etliche leuten "bezwungen" wurde, doch für uns unüberwindbar erscheinend. "vielleicht darf man nicht nach unten und oben schauen, sondern immer nur gerade aus." stück für stück, vielleicht überwindet man so die eigenen felsen? mit der tiefe kam aber auch etwas geborgenheit - sicherer boden unter den füßen! das äußerliche "unterwegs sein" - das pilgern berührt etwas in mir, besonders in kombination mit dem wunsch "anzukommen" ...
es war eine gute zeit, die ich genossen habe und in der ich lernen durfte.
fritz




Sonntag, 6. Dezember 2009

heute ist der 2 advent ...


hallo herr balduin,
ein volles wochenende liegt hinter mir. manchmal überkommt mich nach so einer zeit ein ganz seltsames gefühl. das sein fordert tribut und lässt mich innerlich ganz erschöpft zurück. endlich, heute abend komme ich nun etwas zur ruhe. sitze mit meiner frau in einer gemütlich warmen stube und bei kerzenschein, weihnachtsstern und drehender pyramide kann die seele endlich den duftenden weihrauch der adventszeit einatman. über uns spielt die nachbarin gerade klavier und singt ab und zu dazu - schön ist es. ja ja, heute ist der 2. advent ... ein verslein aus psalm 86,17 möchte ich gern dir heute zusenden. es ist die bitte des psalmbeters an gott:
"tu ein zeichen an mir, dass du´s gut mit mir meinst."
gott ... wer ist er eigentlich gerade für mich? ich kann es nicht sagen. schwer gehen mir irgendwelche bitten über die lippen, ist mir doch die hoffnung schon etliche mal davon gerannt. auch angst überkommt mich manchmal ganz plötzlich, denn all meine sicherheit hat ebenfalls vor den umständen kapituliert und diesen nichts mehr entgegenzusetzen. dann will ich gern beten und mich auf diesen gott werfen, oder zumindest vor ihn hin - um trost und ruhe zu finden. doch die einzige sichtbare reaktion meinerseits ist oft nur ein schweres schweigen. denn ohne hoffnung betet es sich schwer! bei alledem was unsichtbar bleibt fleht es aber dennoch immer wieder in mir, ganz ohne worte für mich und für andere: "tu ein zeichen an mir/an ihm/an ihr, dass du´s gut mit mir/ihm/ihr meinst."
fritz

Freitag, 4. Dezember 2009

so viel ...


lieber herr balduin,
gerade sprudelt es in mir förmlich über. ständig finde ich da und dort was, was ich dir gern mitteilen würde. rauf und runter geht es in meinem kopf und herz. oh nein, nicht das du das jetzt missverstehst. es ist nicht so, dass ich so viel schwerwiegendes und bedeutsames zu verkünden hätte. es sind eher diese vielen kleinen alltagsdetails. dort ein buch und da eine neuigkeit, gedankengänge, jene begegnung und dieser ganz andere spruch ... meiner meinung nach lustiges, von furchtbarer angst, schlechten träumen, genialen einfälle ... alle kategorien des lebens durch! doch der geneigte leser kann dann wohl gar nicht mehr folgen und das eine geht im trubel der anderen erfahrungen verloren ... komisch, wie im echten leben. denn auch dort begegnet mir an einem tag so viel, dass ich aufgrund der fülle schnell vergesse ... es ist ja aber auch das echte leben.

zwei dinge in diesem brief:
gestern wurde ich nach unserer adoptivoma gefragt und darauf hin gewiesen, dass seit der ersten erwähnung keine erlebnisberichte gefolgt sind. dies muss ich zu meiner schande eingestehen. (jetzt und hier eine zusammenfassung lieber onkel :-)unsere teerunden finden nun regelmäßig statt. man lernt sich kennen mit allem was dazu gehört. kennt einige schwächen, lernt anderes schätzen. so manch lustigen spruch gibt sie zum besten. beim letzten besuch hat sie mir erzählt wie sie früher die adventszeit begangen haben. stollen und kartoffelkuchen, warten auf weihnachten bevor man die wirklich guten dinge gegessen hat und davon, dass kinder naschen müssen, und jede mutter das versteht. schlitten fahren und sich nicht vom dorfpolizisten erwischen lassen ... voller stolz berichtet sie von ihren kindern und den schweren was sie durchmachen mussten, mehrmals sagte sie tief bewegt: "unsere kinder, unsere kinder (betonung auf das unsere). oft erzählt sie die wenigen geschichte die sie von ihren vater weiß (er starb als sie kleinkind war) und schließt immer damit: "meine mutter hat nie wieder geheiratet." und letzendlich hat sie mich im halma besiegt und ganz entzückt gasagt: "damit haben sie mir aber eine freude bereitet". also an dieser stelle meine empfehlung. erweitert euren freundeskreis doch mal mit etwas älteren semestern :-)

und zum zweiten: heute stand in der losung (ein heft wo jeden tag unteranderem zwei bibelverse stehen, über die man sich gedanken machen kann) ein vers aus 1. könige 2:
"als die zeit herbeikam, dass david sterben sollte, gebot er seinen sohn salomo und sprach: ich gehe hin den weg aller welt..." die aussage: "ich gehe hin den weg aller welt" ist so einfach und aussagekräftig ...

dein fritz

Mittwoch, 2. Dezember 2009

brief an die allgemeinheit

sehr geehrte leser und leserinnen,
es ist mir eine große freude und ehre, dass sie mit dem lesen dieser briefe anteil an meinem leben und gedanken nehmen. danke dafür! gestern hatte ich eine idee die direkt mit ihnen zu tun hat, deswegen dieser brief. ich würde gern meine kleine welt mit ihren talenten, sichtweisen, gedanken und horizonten bereichern. und ganz nebenbei eine originelle aktion durchführen. bitte bekommen sie jetzt keine komischen gefühle und halten sie den gedanken, dass hier jemand etwas zu aufdringlich einfordert was ihm nicht zusteht noch einen augenblick zurück. folgendes würde das ganz konkret bedeuten:

canbalduin-fotowettbewerb

thema:
alles hat seine zeit (inspirationen kann man sich im prediger 3,1-8 holen)

einsendeschluss: 31.12.2009

gewinn:
eine kreative post-zusammenstellung (briefumschläge, karten, briefmarken ...) im wert von ca 30 euro - meiner meinung nach lohnt es sich!

ziel:
wenn genügend einsendungen kommen, möchte ich danach gern eine art bildband daraus anfertigen.

bedingungen:
die bilder müssen bis zum 31.12.2009 in digitaler form bei mir vorliegen. pro person dürfen nicht mehr als 20 bilder sein. auch darf auf die bilder keinelei urheberrechte bestehen. also wer sie einschickt ist damit einverstanden, dass diese kostenlos zu nichtgewerblichen zwecken weiterverwendet werden.

bei fragen einfach kommentieren! wenn ihr diese aktion gut findet, oder leute kennt, die sie gut finden könnten würde ich mich sehr freuen, wenn ihr sie weiter empfehlt. wer sein talent eher im schreiben, malen ec. sieht darf sich natürlich auch da themengebunden austoben. (gedichte, kurzgeschichten, bilder ... sind herzlich willkommen)
mit freundlichen grüßen,
ihr fritz

gesellige werbung

herr balduin,
vielleicht sind dir diese bilder schon mal in form von großen werbeflächen begegnet ... du weißt ja, ich bin ein begeisterter anhänger von guter, ansprechender und aussagekräftiger werbung. diese hier ist ein besonderes bonbon dieser kategorie. doch überzeuge dich selbst und lass dich inspirieren ... :-)
weitere informationen findest du unter "dieGesellschafter.de"
fritz

ps: habe dank meine liebe frau für deine recherche!






das fest der menschlichkeit


herr balduin,
heute war eine liebe alte freundin von mir zum frühstück zu besuch - alt im sinne von: "an jahren wesentlich älter" gemeint. ich schätze diese begegnungen mit den anderen generationen ungemein! gleich zu beginn kamen wir aus aktuellem anlass auf advent und weihnachten zu sprechen. du musst wissen, in den vergangenen tage habe ich mich etwas über gewisse menschen echauffiert. es geht nämlich nicht in meinen kopf rein, wie man gleich am anfang der adventszeit mit weihnachtsmütze durch die straßen ziehen kann, auf den weihnachtsmarkt rennt und wie man auch sonst all die delikatessen und besonderheiten dieser kirchenjahreszeit gleich zu beginn so verprassen kann. mitlerweile ist mein temperamentvoller ausflug abgekühlt und habe mich entschieden andere mal andere sein zu lassen und selber meinen weg darin zu gehen.
und wie ich heute mit meiner freundin über weihnachten redete, ist mir noch mehr bewusst geworden. weihnachten hat eine unheimliche kraft, die nicht durch stress, konflikte, vorstellungen, geschenke, usw. zu unterdrücken ist. dieses fest bringt jeden, ob man will oder nicht, ein stück mit sich selbst in berührung. in gefängnissen dürfen die psychologen nicht frei nehmen und es herrscht ausnahmezustand, die selbstmordrate steigt meines wissens nach enorm an. viele tränen fließen. und selbst die menschen, die denken es berührt sie nicht, oder es wär ihnen egal, spüren den schmerz, die einsamkeit und die traurigkeit am heiligen abend. das alles hat seinen grund.
man merkt den mangel, die kaputtheit und die enttäuschung im eigenen leben. wird mit seiner sehnsucht nach geborgenheit, anerkennung, zugehörigkeit und liebe konfrontiert. an manchen punkten kommt sicher noch die eigene unzulänglichkeit ins spiel. man will soviel gutes und steht sich doch selber im weg dabei. am fest der liebe, freude und der familie stellt man viel zerbruch fest, oder man lernt auf der anderen seite wieder schätzen was man hat. wird überrascht und beschämt von menschen die einen gutes tun, merkt seine liebe bis zum hals schlagen, darf glücklich sein.

meine freundin formulierte es so: "selbst menschen die mit weihnachten nichts anfangen können, spüren diese heilige kraft." heilig ist das richtige wort. es ist ganz im hier und jetzt, geballte dynamik und doch wohltuende ruhe. heiligkeit die verletzt. manchmal brutal uns die realität vor augen führt. aber auch verbindet, mütterlich tröstet, oder schlicht und ergreifend heilt.

ich möchte versuchen mich dieses jahr dieser heiligkeit auszuliefern, mich ihr hinzugeben und diese kostbarkeit im zerbrechlichen tonkrug genannt leben aufzunehmen.
fritz

Dienstag, 1. Dezember 2009

nachtgeflüster und familienbildung

herr balduin,
folgendes passierte vergangene nacht. ich ging etwas später als mein mir angetrautes eheweib in das schlafzimmer. fand sie schlafend vor. legte mich selber hin und wälzte mich bis ca 23 uhr von einer seite auf die andere. stille, halbdunkel, gleichmäßiges atmen ... plötzlich setzt sich meine frau neben mir auf und sagt deutlich vernehmbar und im scharfen ton: "was ist denn hier los?" wendet sich zur seite und knipst die nachttischlampe an. ich etwas verwirrt schaue sie mit großen augen an und muss irgendein fragenden wortlaut ihr verdattert vorgetragen haben. sie antwortete: "ach, ich dachte nur das hier jemand den biomüll adventlich verteilt hätte." spätestens mit diesem kommentar brachte sie mich gänzlich in die konfussion. dann legte sie sich wieder hin, schaute mich noch mal etwas verliebt an und machte die augen zu. alles deutete darauf hin, dass sie gedachte weiter zu schlafen. das licht brannte immer noch fröhlich vor sich hin und ich hatte noch keine zeit gehabt die dinge zu deuten. aber das licht störte mich schon und so musste ich sie etwas bestimmt darum bitten, dies wieder zu löschen ...
aus persönlichen gründen möchte ich an dieser stelle den vorgang einfach mal so stehen lassen und nicht bewerten. einjeder entscheide anhand der fakten selbst was er davon hält. so, oder zumindestens so ähnlich hat es sich zugetragen.
schlaf gut, fritz

ps: heute hat die angekündigte familienbildung gestartet. thema: topografie deutschlands. in erster linie habe ich gelernt was ich angeblich mal alles wusste, aber dafür wurde dieses allgemeinbildungsforum ja gestartet. mal sehen welche vorlesungen demnächst abgehalten werden ...

Montag, 30. November 2009

buchbegegnungen

hallo herr balduin,
tage sind gekommen, tage sind gegangen. gedanken haben an meinem tisch gesessen und sind irgendwann ganz unbemerkt wieder verschwunden (etwas, was mich immer wieder ärgert). habe viel gefühlt, spannende begegnungen gehabt, intensiv gelebt - auch wenn es sich mir erst im nachhinein so darstellt. und dann gibt es da noch die bücher ... lang habe ich dran gelesen - adrian plass / und der grashalm sprach zu mir. ein bemerkenswertes buch was mich auf eine kleine unbequeme reise durch meine wirklichkeit genommen hat. musste es zwischendurch weg legen, um wieder luft holen zu können. es hat mich mit mir selber konfrontiert, verärgert, vorstellungen durcheinander gebracht, viele fragen gestellt, nur punktuell schleierhafte andeutungen von antworten geliefert und an zwei stellen mir diese wunderbare ahnung von "hoffnung" vermittelt. heute bin ich "weiter gewandert" mit einem biografischen buch von christian feldmann über das leben der heiligen mutter teresa. gleich zu beginn hat mir ein satz unheimlich imponiert. sinngemäß redet er davon, dass sie eine "zupackende, an irdische nöte orientierte form von religiösität" gelebt hat. tränen flossen ungeweint meinen hals runter und tropften durchs gebälk direkt ins herz als ich davon laß, wie sie arbeitete, mit welcher wertschätzung sie anderen religionen und menschen gegenübergetreten sein muss (so manch frommer mensch würde wohl einige ihrer haltungen gar als "kätzerisch" abstempeln - ungelogen!). als ich erahnte welche angst, depressionen und verzweiflung sie in ihrem leben getragen hat.
ein anderer satz der mir nachgeht: "du bist nicht dazu gesendet zu lehren, sondern zu lernen." er steht im krassen gegensatz zu dem weit verbreiteten phänomen, dass wir unseren nächsten ständig in irgendeiner form belehren wollen ... ich verfalle gerade nicht in personenkult - das tut das buch übrigens auch nicht, und will auch gar nicht dieses leben in irgendeiner form kopieren (wüsste gar nicht wie und wo), aber es beunruhigt mich, bringt weiter mein schönes streichhölzerkonstrukt vom leben in unordnung. was mir gerade einfällt. es gibt eine wunderschöne geschichte in der bibel. sie berichtet von einer begegnung, die der prophet elia mit gott haben durfte. er erkannte gott nicht im beben, blitzen, stürmen und feuer, sondern in einem "leis verklingenden schall". diesen spontanen gedanken will ich jetzt nicht zu sehr ausbauen, aber dieser kaum wahrnehmbare verklingende schall scheint schon in 100facher verdünnung auszureichen, um all mein festgeglaubtes dem erdboden gleich zu machen. und das alles, ungeachtet der tatsache, dass ich irgendwann mal über ein paar klitzekleinen antworten dankbar wäre.
der fritz

"Wieder einmal muss ich erkennen - wie oft müssen wir das begreifen -, dass wir nur die unwesentlichen Dinge unter Kontrolle haben." john ortberg

"was immer anteil an gott hat, ist in gott geborgen." unbekannt

"bemerkenswert ist, dass sie normal war." eine mitschwester über die junge mutter teresa

Sonntag, 22. November 2009

ewigkeitssonntag


herr balduin,
heute ist ewigkeitssonntag. dieser beendet das kirchenjahr und soll uns menschen daran erinnern, dass einmal auch für jeden von uns der letzte tag des lebens kommen wird und sich mit jedem tag der vor uns liegende lebensweg verkürzt. meine frau bemerkte kurz und knapp, dass sie noch nie gern diesen sonntag begangen hat. und ich muss ihr da durchaus zustimmmen. er beinhaltet vieles was mich beunruhigt, was ich von mir schieben, verdrängen und totschweigen will. ich renne zu gern von der tatsache des todes in dieser welt und dessen existentiellen bedeutung in meinem leben weg. der psalmist betet: "herr lehre uns bedenken das wir sterben müssen, auf das wir klug werden." ob der "tod" klug macht, kann ich nur schwer beurteilen, zumindestens stellt er hartneckig seine fragen an das leben und gibt sich nicht mit oberflächlichkeiten, schönen worten, billigen trost, übertünchungen und selbstbetrügereien zufrieden. unberührt von alledem arbeitet er hand in hand mit der schicksalhaften realität und bringt unseren rationalen hochmut und unsere erklärbare-eindimensionale frömmigkeit tüchtig durcheinander. wobei der tod selber manchmal wie segen erscheint. er befreit uns von den ketten dieser welt. aber wie sagt cesare pavese: "der tod ist die ruhe, aber der gedanke an den tod ist der störer jeglicher ruhe." und michael eyquem de moliere gibt ihm recht mit seiner aussage: "nicht der tod, sondern das sterben beunruhigt mich." der zustand tod ist das eine, der prozess des sterbens das andere. denn dieser hat dramatische folgen für das heute. all die körperlichen leiden, die angst vor dem was noch kommen wird und der schmerz um die ungelebten stunden und um die personen, die man zurück lassen muss ...
die bibel trifft aussagen wie: "tod wo ist dein sieg, tod wo ist dein stachel?", "sterben ist mein gewinn!" zweitere aussage würde ich derzeit verneinen, erstere dagegen kann ich beantworten. er hat viele schlachten im großen krieg gewonnen und sein stachel schmerzt unverändert ...
nun hoffe ich, das mein horizont zu klein ist um zu begreifen - schlachten vielleicht verloren sind, der krieg aber gewonnen wird ...
fritz

anti-tourist


herr balduin,
vor einiger zeit ... oh nein, bevor ich das erzähle eine kleine erklärung, damit du die tragweite dessen verstehst, was ich gleich berichten werde. ich habe eine recht unrationale abneigung gegen typische touristen. du weißt schon, solche die man auf hundert meter gegen den wind riecht. auffallend lässige kleidung, bauchtasche, sonnenbrille, fotoapperat oder sonstige utensilien sind meist eindeutige erkennungsmerkmale für diese spezie mensch - und genau für sojemanden will ich nicht gehalten werden. Warum? mir sind diese leute oft schlicht und ergreifend einfach etwas peinlich und außerdem leide ich unter dem anders-sein-wollen-als-die-masse-komplex. soweit zur erklärung, nun zum anfang.
vor einiger zeit war ich zum kurzbesuch in der schönen stadt lübeck ... an dieser stelle muss ich noch einmal ein kleines deteil einfügen: ich fotografiere gern und für den fall der fälle, dass sich mir schöne motive in den weg stellen nehme ich oft die familienkammera mit ... weiter im text. ich schlender mit der fotografiemaschiene durch eine gasse lübecks. mache hier und dort ein foto und ahne nichts böses. doch genau dieses bahnte sich in form eines kleines mädchens den weg zu mir. sie saß auf den arm ihrer mama und zeigte mit ihren süßen kleinen fingern auf alles mögliche und ihre mutter musste sagen was das ist: "ein haus" - und das? "ein auto" und das? "ein baum" ... als wir ungefähr auf der gleichen höhe waren zeigte das mädchen plötzlich auf mich - und das? - die mutter sagte eiskalt und ohne rücksichtnahme auf meine sensibles gemüt: "das ist ein tourist!" die welt schien still zu stehen. gesagtes kann man nicht mehr zurück nehmen und ich musste den scherbenhaufen zusammenkehren.
dieser fotoapperat macht es mir aber auch so gut wie unmöglich mich von den touristen dieser welt abzugrenzen.
selbst in meiner heimatstadt wurde ich schon wieder von so einer touristenfängerin angesprochen: "interesse an einer rundfahrt?"
der einzige trost sind mir die mehr oder weniger schönen fotos... ;-)
fritz

Freitag, 20. November 2009

einfach ist einfach nicht richtig


herr balduin,
es gibt situationen, die uns aus der alltäglichkeit des lebens heraus reißen. und das muss keineswegs immer etwas spektakuläres sein! die begegnung mit meinen eigenen komplexen und unzulänglichkeiten. situationen die irgendwie unlösbar erscheinen. das gespräch mit meiner schwiegeroma, die vom tod ihres 17-jährigen bruders erzählte. mein cousin der unerwartet und aus ungeklärter ursache auf der intensivstation liegt. die unabänderlichkeit der dinge ...
ich will nichts dramatisieren, aber in solchen momenten merke ich wie zerbrechlich das leben doch ist. mein blick wandert zu meinen händen und egal ob ich sie voller wut zur faust balle, sie flehend offen halte, oder sie kraftlos sinken lasse - sie sind immer irgendwie leer.
der herbert grönemeyer singt: "das leben ist nicht fair." wie auch immer, auf alle fälle ist es nicht ganz so "einfach" und durchschaubar wie es oft dargestellt wird.
fritz


einfach:
allgegenwärtiges und etwas lästiges füllwort im spontanen gebet von christen. ja, ich habe einfach das gefühl, dass wir einfach jetzt gleich darüber beten sollten. herr, wir bitten dich einfach, dass wir uns dieses wort einfach abgewöhnen und das wir es einfach durch einfach etwas anderes ersetzen, dass einfach mehr sinn gibt ...
(adrian plass)

Dienstag, 17. November 2009

gezeiten der liebe

herr balduin,
aus lauter rastlosigkeit habe ich mich heute auf die verzweifelte suche nach beschäftigung begeben. und so holte ich zwei große kisten aus unsere rümpelkammer und begann auszusortieren. dabei habe ich ein gedicht gefunden, dass wir einmal als exemplarisches beispiel für "kommunikation" in der schule bekommen haben. will es dir nicht vorenthalten!
fritz

ein mensch schrieb mitternächtig tief
an die geliebte einen brief,
der schwül und voller nachtgefühl.
sie aber kriegt ihn morgenkühl,
ließt gähnend ihn und wirft ihn weg.
man sieht, der brief verfehlt den zweck.
der mensch der nichts mehr von ihr hört,
ist seinerseits mit recht empört
und schreibt am hellen tag, gekränkt
und saugrob, was er von ihr denkt.
die liebste kriegt den brief am abend,
soeben sich entschlossen habend,
den menschen dennoch zu erhören -
der brief muss diesen vorsatz stören.
nun schreibt, die grobheit abzubitten,
der mensch noch einen zarten dritten
und vierten, fünften, sechsten, siebten
der herzlos schweigenden geliebten.
doch bleibt vergeblich alle schrift,
wenn man zuerst daneben trifft.
(aus eugen roth, "ein mensch")

Montag, 16. November 2009

ein christus nach dem leben



hallo herr balduin,
dies ist ein bild von rembrandt van rijn mit dem titel "ein christus nach dem leben". es fiel mir vor einiger zeit in postkartenform in die hände. bilder haben ja ihre ganz eigene wirkung und sprechen ihre eigene sprache. einmal habe ich es mir etwas genauer betrachtet. und etwas schmerzlich stellte ich fest, dass es nicht den jesus zeigt, den ich mir wünsche. er entspricht nicht meinen vorstellungen und entzieht sich entschieden all meinen erwartungen und bedürfnissen. es geht dabei keineswegs um die gestaltung. viel mehr um die haltung die er einnimmt. er schaut mich nicht an, sein blick geht an mir vorbei. kein seelsorgerlicher mitfühlender, aufmunternter, vollmächtiger, verstehender augenkontakt. keine armbewegung oder dergleichen, keine tröstende geste - einfach keine reaktion. auch sein mund ist geschlossen, er schweigt. heilende oder erklärende worte sagt er nicht. scheinbare teilnahmslosigkeit und desinteresse bestimmen die atmosphäre. als ich mir eine weile darüber gedanken gemacht hatte, war aber noch etwas, was ich zu entdecken meinte. vielleicht schaut er mich nicht an, weil er selbst so großen schmerz über all die dinge des seins empfindet und er es kaum aushält. er sagt nichts, weil er keine worte hat. er will nicht zu denen gehören, die dem leidenden durch geschwätz noch größere lasten aufbürden. verbietet sich flachen und unrealsitischen trost zu geben. er ist da und versucht die situation mit auszuhalten ...
es ist nicht der jesus den ich mir erhoffe, nicht einmal der, von dem ich in der bibel lese - oder verstehe ich falsch, ist er es doch?
wenn ich jetzt in kirchen ein kruzifix sehe, wo der gekreuzigte jesus dargestellt wird, wandert mein blick oft zu diesen schmerzvollen, abgewandten blick. nein, ich fühle mich dann nicht immer verstanden. manchmal kann ich diesen gedanken hier auch nichts abgewinnen. aber dennoch, diese echtheit und aufrichtigkeit beeindruckt mich von zeit zu zeit. am wochenende las jemand den psalm 88 und sagte dannach, dass der schreiber an sein gebet kein "happy end" dranhängt. und wenn ich in meinem kleinen horizont die menschen anschaue meine ich durchaus lebensgeschichten zu sehen, in denen es kein fröhliches ende geben wird! in dem moment traf mich das hart und es bleibt eine verdammt harte vorstellung. die "wahrheit" ist manchmal unheimlich unbequem und brutal wirklichkeitsnah. da lebt es sich im "selbstbetrug" angenehmer!
aber das ist irgendwie auch keine besonders lohnende alternative...
fritz

Donnerstag, 12. November 2009

verräterisches detail

herr balduin,
vor einigen tagen saß ich am bahnhof und habe gewartet. mein blick schweifte umher und ich beschaute und beguckte die leute, die in meiner nähe standen. da entdeckte ich etwas wirklich lustiges. ein junges pärchen stand mir zugewandt, händchenhaltend und auch sonst ganz normal. nur ein kleines detail lächelte mich verschmitzt an. um genauer zu sein, es waren eigentlich zwei. also, der junge mann (das finde ich auch gar nicht schlimm) hatte an seiner oberlippe ein herpesbläschen. als ich die junge frau daraufhin musterte bemerkte ich an ihre oberlippe ebenfalls ein solches. nun musste ich es genauer wissen. mein blick ging wieder zum mann - und wieder zu der frau - tatsächlich! etwas amüsiert stellte ich fest, dass besagte stellen zusammenpassten. mein detektivsinn hatte mich nicht getäuscht. eine knutscherei muss der ursprung dieser kombination gewsesen sein :-)
fritz

ps: meine frau fand das nicht so lustig, meine liebe mutter hat dagegen herzlich drüber gelacht. da dachte ich mir, dass du es vielleicht auch etwas witzig findest.

Dienstag, 10. November 2009

geliebtes fräulein einfalt


geliebtes fräulein einfalt,
nachdem sie gestern früh so überraschend vor meiner tür standen, möchte ich ihnen heute ein paar zeilen schreiben. nein, sie haben mich gestern nicht gestört, wirklich nicht, ganz im gegenteil. ... und die tränen, die sind mir auch nicht peinlich, warum auch. es war mir ein ehre - es war eine reine und glücklich zeit für mich, die ich in dieser dimension nur selten erleben darf. ich glaube sie wissen gar nicht wie sehr ich die gespräche mit ihnen schätze. an manchen tagen habe ich angst. da kriecht die furcht in meine knochen, ich könnte fehler machen, falsche wege gehen, schuldig werden und dann legt sich beklemmung über mein ganzes sein. doch wenn sie da sind verschwindet sonderbarer weise diese angst vor den eigenen abgründen. auch der schmutz und dreck des lebens beginnnt sich zu lösen. all die probleme des alltages die mich gefangen nehmen und binden beginnen sich zu entwirren. der tumult, die unordnung, das tohuwaboho, die unruhe, das chaos der krieg und dieses ganze andere wirrwarr legt sich. ihre barmherzige güte tun mir so gut. erstaunlicherweise schmerzt in ihrer gegenwart nicht einmal was sonst so weh tut - "die seele atmet freiheit". wenn wir dann zusammen die hände falten sind sie mein atem, der das sprechen ermöglicht. ruhig, versöhnt mit mir selbst finde ich worte für das was in mir ist. das wohl schönste geschenk - ich sage das eine und meine es auch und nicht noch tausend andere dinge. ich muss nicht mehr der held sein und will es auch gar nicht. ich darf sein der ich bin, kann mich selber annehmen und muss nicht mehr weg laufen. ich liebe ihre klahrheit und diese sanfte ehrlichkeit mit der sie mich in den arm genommen haben. ihre anwesenheit ist heilsam. beeindruckend wie eine so junge frau wie sie schon über so viel einfühlungsvermögen und lebensweisheit verfügt. ich sende ihnen hiermit meinen aufrichtigen dank für die zeit,
bitte lassen sie mich von ihnen hören.
ihr fritz

Montag, 9. November 2009

taxierlebnisse

herr balduin,
aus einen wenig nachvollziehbaren grund musste ich gestern abend über meine bisherigen taxifahrer nachdenken. ich stehe im genuss regelmäßig mit den gelblichen flitzern unterwegs sein zu dürfen. da lernt man allerlei menschen kennen! auf den fahrten unterhält man sich dann natürlich über dies und jenes und gott und die welt. da ich oft mit den gleichen fahrern und fahrerinnen unterwegs bin, werden die dialoge auch etwas komplexer und drehen nicht nur im alltagsgeplauder ihre kreise - man hört geschichten und erlebt geschichten.

da war zum beispiel der frank, der bei der ersten fahrt gleich einen witz unter der gürtellinie zum besten gab. ein harter, grober bulliger mann - anzüglich und frivol im auftreten. der sich aber immer wieder nach mir erkundigt, herzlich grüßen lässt, mich auf der straße gesehen hat, anhielt und mich zum ort meines hin-müssens fuhr.
dann gibt es noch die taxiinhaberin. mutter von kindern, eins davon mit eine körperlichen behinderung. eine sehr resulute frau, sehr present.
oder die ehemalige heilpraktikerin. gescheiterte ehen, schwererziebares kind ... sie war eine sehr freundliche und sensible frau, die mir erzählte wie sie betet und denkt.
und den fritz, meinen namensvetter darf ich nicht vergessen. ein alter ungar. wenn er wärend der fahrt ans handy ging taten mir dannach die ohren weh, so laut hat er geredet. einmal fuhr vor uns so ein kleines auto. da verengten sich seine augen und er sagte kämpferisch: "das matchbok holen wir ein. aber der gegner hielt gegen unseren mercedes stand. 120 durch wald und dunkelheit.
jetzt gibt es noch einen mann der viel redet. als ich ihn zum ersten mal begegnet bin dachte ich bei mir, das kann ja heiter werden. aber mitlerweile schätze ich ihn ungemein. er erzählt mir von seiner frau, den geliebten kindern, dass er sich freut irgendwann opa zu werden. er ist eine bemerkenswert fröhliche und unbeschwerte natur.
und der ältere herr noch. sehr korrekt und seriös. mit den man sich über zeitungen, computer, haustiere, urlaub unterhält und schweigt ...

der fritz

Sonntag, 8. November 2009

fernschach

herr balduin,
heute nachmittag klingelte das telefon und dran war ein freund aus kindheitstagen. in unsren jugend- und flegeljahren haben wir uns oft sonntags zum kaffee getroffen und dann eine runde schach gespielt. heute war es mal wieder soweit - halt nur am telefon ... ei, schön wars :-) nun, das nächste match wird jetzt per mail augetragen - um eine neue variante auszuprobieren und den "posteingang" mit mails zu füttern. das nennt man dann fernschach. was übrigens schon richtig tradition hat. ich weiß von jemand, dessen vater hat das mit postkarten durchgezogen.
der fritz

Freitag, 6. November 2009

ich kenn das auch ...


hallo herr balduin,
bin gerade am überlegen, ob ich dir schreibe ... wie du siehst habe ich mich dafür entschieden. nur habe ich heute nicht sonderlich viel zu berichten. doch wie in jeder echten beziehung darf man sich vielleicht beim schreiben nicht von der unspektakulären nüchternheit des alltags, oder den gemeinheiten des lebens abhalten lassen, gemeinschaft zu pflegen.
ach herr balduin, ... kennst du solche tage und nächte, die einfach nur vorbei gehen sollen, den man nichts gutes abgewinnen kann? an denen die wichtigkeiten dieser welt und all die flatterhaften gedanken, gefühle und meinungen so egal, nackt und sinnlos dastehen, wie sie oft wohl auch sind, weil die gegenwart so brutal real sein kann? wo man sich selber nur belächelt und etwas angewiedert den kopf schüttelt. wo man einfach wieder kind sein will? wo übernatürliche hilfe nötig wäre, aber keine hilfe kommt?
na ja, ich kenn das auch.
es befremdet dich vielleicht etwas, dass ich dir das jetzt so "hinwerfe", aber es gehört für mich gerade dazu ...
fritz

die dunkelheit brennt lichterloh
und schneidet freche fratzen
erschreckt das herz, verwirrt den geist
mit abertausend masken

die seele ist in seelennot
im sturm und wind gefangen
und vielleicht schon bald von meuterern gehangen

auf auf, lasst die seele baumeln
rufen sie

und voller angst
vor niedrtracht, vor heimtückischen schlägen
bettelt man ohn skrupel
nach ein bisschen segen

Donnerstag, 29. Oktober 2009

beobachtungen (2)

herr balduin,
ich schicke dir hiermit mal wieder eine meiner beobachtungen. sie betrifft in erster linie mein leben, aber vielleicht besagt sie auch noch mehr?! ich lese hin und wieder gern. immer wieder interessiert mich dabei in besonderer weise das thema "christlicher glaube". doch in den letzten jahren hat sich die art der bücher verändert, die ich lese. und wohl auch die auswirkung, die diese auf mein leben haben. sie sind mir vertrauter, sprechen von meinem alltag und meinem leben. fordern mich herraus, werden freunde und begleiter, in allen lebenslagen. es sind dauerhaftere beziehungen, und nicht mehr so kurzlebige. diese bücher sind "lehrer meiner seele" geworden. jetzt die eigentliche beobachtung. bemerkenswert ist, dass die meisten davon katholische autoren geschrieben haben.
fritz

Mittwoch, 28. Oktober 2009

projekte der gegenwart und zukunft


einen schönen guten tag herr balduin.
wie ich vor einer reichlichen woche schon anklingen lassen habe, haben wir gestern zum ersten mal allein unsere "adoptivoma" besucht. das war eine schöne zeit. sie hat uns aus ihrem leben erzählt. von ihren eltern, ihrer schule und arbeit, ihrem mann, vom krieg, ihren kindern und enkeln. in 90 jahren sammelt sich einiges an erinnerungen an! ein persönlicher höhepunkt war für mich der bericht wie sie ihren mann kennen gelernt hat - eine schöne alte (vor 70 jahren) liebesgeschichte. neben all diesen dingen ist mir aber noch etwas anderes sehr nachhaltig in erinnerung. sie zitierte eine ehemalige hasuhaltshilfe ihrer mutter. diese sagte damals wohl mehrmals am tag etwa folgendes: "das is es eben. das leben is, wie das leben eben is." diese haltung zog sich durch all ihre berichte durch. sie bäumte sich nicht gegen das leben und die umstände auf, sondern nahm es, wie es kam. in all dem schweren was sie erlebt hat und von dem sie erzählte, war keine bitterkeit heraus zu hören. sie hat all die gegebenheiten ihres lebens als teil ihrer eigenen geschichte akzeptiert. das fand ich sehr "weise".
und nun will ich dir noch ein weiters familienprojekt vorstellen. wir wollen uns gegen das vergessen unseres allgemeinwissens stellen und den gedankenapperat in gang halten. somit sollen in zukunft bei uns regelmäßig unregelmäßig "vorlesungen, referate und seminare" stattfinden. das klingt jetzt sehr hochtrabend :-), soll sich aber recht simpel gestalten. angedachte themenbereiche sind geographie, heimatkunde, pädagogik, theologie, lebens- und reiseberichte, geschichte, ... usw. wer mal gerne einen vortrag halten möchte darf sich gern anmelden, genauso die leute, die gern mit dabei sein wollen :-)
herzliche grüße,
der fritz

Montag, 26. Oktober 2009

familiengeschichten


hallo herr balduin,
vor einigen wochen saß ich im elterlichen haus am essenstisch. auch die liebe mutter war zugegen. und wie wir nun so dasaßen und uns des abendbrotes erfreuten kam das gespräch auf unsere familie. wir unterhielten uns über meine großeltern, deren geschwister und schließlich auch über meine urgroßeltern. an manchen tagen ernüchtert mich das wissen um meine familie sehr. du musst wissen, die sehnsucht nach vollkommenheit steckt in mir. und je mehr ich von meinen vorfahren erfahre, umso mehr muss ich feststellen, dass meine familiengeschichte alles andere als vollkommen ist. da gibt es scheinbar niemanden den ich mir stolz auf die "flagge malen" würde. die eine seite meiner familie stellt sich mir als etwas sehr kaputtes dar. so viel zerbruch, unglück, bösartigkeit und elend. da will ich lieber gar nicht alles wissen. die andere seite ist da schon etwas gnädiger mit mir. jedoch von einer "heilen welt" auch weit entfernt. die menschen sind kinder ihrer zeit. und mensch sein impliziert wohl immer auch dunkelheit. das habe ich begriffen. und auch meine sehnsucht nach vollkommenheit kann ich nicht mehr so konservativ betrachten. neben allem wissen kenne ich mich ja auch selber noch ...
dennoch erscheinen mir meine "wurzeln" oft nicht als lebensspender, sondern eher als ballast. gern hätte ich irgendeine herrausragende person in meiner ahnenreihe. also niemanden brühmtes oder so. auch kein perfektum, sondern ein mensch, der ein lebendiges leben hatte. dessen geschichten mir kraft für mein eigenes leben geben könnten. der die stürme, herausforderungen und kämpfe des lebens kennt und diese aufrichtig durchschritten ist. vielleicht eine art mythos, in dem ich das kreisen um mich selbst verlieren könnte und teil etwas größeren werde ...

wie gesagt, meine mutter erzählte mir einige familiengeschichten. ich muss dazu sagen, sie ist eine besondere frau. sie gehört nicht zu den "denkern", die das leben ganz bewusst ergründen wollen. aber sie nimmt das leben wie es kommt. kennt reine lebensfreude, weicht dem leid nicht aus, begenet ihrer geschichte und dunkelheit ehrlich und kann wohl gerade deswegen demütig und gütig dem leben anderer begegnen. auch hat sie eine besondere gabe. sie versteht es zusammenhänge zu erfassen. und all diesen dingen liegt eine liebevolle mütterlichkeit zugrunde.
und so erzählte sie dann auch von meinen großeltern und urgroßeltern. das hat mich bewegt und auch etwas mit meiner familie versöhnt!

auch wenn die "moral" wohl etwas überraschend kommt. meine mutter und auch mein vater - von dem schreibe ich vielleicht ein andermal - ohne sie jetzt über die maßen loben zu wollen, sind menschen, die mit ihrem leben für mich lebensspendene wurzeln darstellen. und ich würde meinen kindern viele geschichten von ihren großeltern erzählen können, die sie gern teil ihrer familie sein lassen würden.

die großmutter, die am krankenhausbett zu ihrem sohn sagte: "ich habe dich gern geboren." die nie schlecht über andere leute redete und absolut ehrlich war. die dinge die sie nicht kannte ehrfürchtig behandelte und all ihren kindern wertschätzung entgegen brachte. der großvater, der seinen sohn in den arm nahm und sagte: "na großer, schön das du da bist". der schlicht und einfach glauben lebte, vergab, verantwortung übernahm, menschen half, keine phrasen redete. zwei menschen voller fehler und die sicher nicht alles richtig gemacht haben - aber von denen leben ausgeht.
fritz

urlaubspost

herr balduin,
er ist zwar mit dem heutigen tage vorbei - unser urlaub - doch du sollst nun auch noch eine "postkarte" bekommen. es war ein fröhliche zeit voller begegnungen und ereignisse und wenn ich mich in die vergangenen zwei wochen hineindenke, scheint es mir, als wären es nicht nur 14 tage gewesen.
der fritz




ps: lass dich nicht von den bildern täuschen! effektiv waren wir nur knappe 2 tage am strand :-)

Samstag, 17. Oktober 2009

oma adoptiert


herr balduin,
habe eine tolle neuigkeit. meine frau und ich haben eine oma adoptiert :-) also, bevor es zu falschen vorstellungen kommt erkläre ich es noch etwas. wir sind jetzt ehrenamtliche seniorenmitarbeiter unserer kirchgemeinde. ganz praktisch bedeutet das, dass wir uns mit unserer "oma" - sie ist schon 90 - einmal in der woche zum kaffeklatsch, spielen und spazierengehen treffen. vergangenen donnerstag hat es eine "familienzusammenführung" gegeben ... sehr lustig. bin mal gespannt auf unsere treffen.
fritz

ps: liebe grüße von meiner frau!

die hure und der henker

hallo herr balduin,
hier zwei zitate aus meinem letzten buch (die hure und der henker - historischer roman) zum nachdenken. "ohne not ist es leicht, ein gewissen zu haben" und "die wahrheit ist, dass man einen anderen nur so weit versteht, wie die eigenen erfahrungen reichen."
und weil ich nun schon mal dabei bin gleich noch zwei aussagen aus meinem letzten kinofilm (die entführung der u-bahn pelham 123). ein entführer sagt mehmals: "jeder von uns schuldet gott einen tod." ein angestellter der u-bahngesellschaft erwidert ihn darauf: "wir schulden gott leben!" alle vier aussagen finde ich spannend!
der fritz

Donnerstag, 15. Oktober 2009

von der fleischeslust


hallo herr balduin,
gerade habe ich im synonymwörterbuch nach an einem anderen wort für sexualität gesucht. fleischeslust fand ich da doch am lustigsten :-)keine sorge, es wird jetzt keine privaten details und geständnisse geben! aber das herz klopft mir schon etwas. es ist ungewohnt so öffentlich über ein so prisantes thema zu schreiben. das ziel dieser briefe besteht ja darin, dass das leben in seiner fülle zur sprache kommen soll. und wenn ich diesen bereich ausklammer fehlt etwas wichtiges. denn ob singl, oder in einer partnerschaft lebend, sexuelle gefühle und bedürfnisse, in all ihren formen, sind jedem bekannt! egal, ob jugendlich, alt, frau, mann, hetero oder homo. vielleicht sind auch jedem die komplikationen, unsicherheit und ärgernisse auf diesem gebiet vertraut? es ist ein unheimliches spannungsfeld (wie so vieles). lust, verletzlichkeit, erotik, enttäuschung, hilflosigkeit, leidenschaft, überforderung, freude, ernüchterung, angst, verbundenheit, tiefe, verurteilung ... das es hier keine intimen geständnisse von mir geben wird, habe ich ja schon erwähnt. aber so viel kann ich sagen: manchmal stehe ich mit meiner "geschlechtlichkeit" auf kriegsfuß. so viele komplexe würden mir erspart bleiben, so viele unangenehmen begleiterscheinungen und sorgen, wären nicht da - so dass ich hin und wieder gern auf sie verzichten würde. und wie ich mal wieder in all meinem frust und groll gebadet habe, ist mir diesbezüglich etwas bewusst geworden. was den ärger zwar nicht weg nimmt, aber ihm eine andere bedeutung gibt. ja, das leben wäre einfacher, wenn die sexualität ein nicht so bedeutenden teil einnehmen würde. aber trotz allem ist sie eine kraftquelle, oder besser gesagt eine lebensquelle. männer verstehen das vielleicht etwas besser - sie lässt uns nicht zur ruhe kommen. sie hindert uns am zufriedensein. bringt starres in bewegung, fordert uns herraus, dass wir uns mit uns und unserer umwelt immer wieder auseinander setzen. ja, sie lässt nicht zu das wir in beliebigkeit enden. sie weckt leidenschaft und begeisterung. und in all den kämpfen lässt sie uns immer wieder ankommen. bei uns und anderen menschen und öfters auch bei gott. sex verbreitet viel angst - auch bei mir. andere zu verletzen, versuchungen zu erliegen, das ziel zu verfehlen, daran kaputt zu gehen. doch diese kraft ist von der idee her eine lebensspenderin - denn sie schafft leben. im bildlichen und im wirklichen sinne sind das die kinder - neues leben! in was für einer form auch immer. diese gedanken haben mich für den moment mit meiner fleischeslust versöhnt ....
fritz

Dienstag, 13. Oktober 2009

ziel meines lebens

herr balduin,
man sagt, dass in jedem menschen die frage innewohnt: warum lebe ich? was ist der sinn meines lebens? das will ich nicht bestreiten, aber es ist wohl nicht das wohnzimmer in unserem lebenshaus, oder irgendein anderer vielbegangender raum! ja, die frage kratzt oberflächlich durch allerlei geschehnisse und überlegungen an unserer kruste. doch wird sie nicht oft durch den wirbelnden alltag, den anstehenden aufgaben und den delikatessen, bzw. abscheulichkeiten des diesseits und der gegenwart in ihrer intensität sehr gedämpft? vielleicht täuscht mich meine jugend, doch die sinnfrage erscheint mir als ein kleines seltsammes zimmer im haus meines lebens. die tür zu diesen raum ist gut sichtbar und durchaus präsent, jedoch ungewohnt und unentdeckt die innenansicht. an manchen tagen, vielleicht weil es stürmt und regnet oder weil die sonne schön und warm scheint, begibt man sich zu dieser tür, öffnet sie und stöbert etwas in den regalen, wo in alphabetischer reihenfolge die fragen nach dem lebenssinn stehen. blättert in den büchern, öffnet so manch verstaubte kiste und schranktür. schaut sich die fotoalben an, schiebt die getrockneten blumen zur seite und bewundert das alte schwere schwert in der ecke. entfernt so manch spinnenwebe und lässt manch grusseliges und hässliches undefinibares ding unberührt. ja, warum lebe ich eigentlich? ganz so einfach wie die kindergottesdienstkinder kann man mich nicht mehr zufrieden stellen. zu sehr drückt die erkenntnis, dass ich nur "ein mensch" bin - nur einer unter milliarden. und damit nicht genug! ich bin einer unter milliarden in einer jahrtausenlangen menschheitsgeschichte. "unbedeutend, vergänglich - irgendwann wie nie dagewesen." so manch einer würde mich pessimist nennen und ich gebe zu, dass dies sehr im gegensatz zu den erwecke-den-helden-in-dir-parolen steht. hin und wieder wird mir sogar das reden von der liebe gottes zu süß! das ist jetzt nicht falsch zu verstehen. doch ist es mir manchmal zu abgedroschen, romantisch und den menschlichen vorstellungen und sehnsüchten unterwürfig. wenn ich mich recht entsinne sprach richard rohr als ergänzung zu der "sanften liebe" noch von einer "harten liebe", die im boulevardchristentum kaum erwähnung findet ... und schon bin ich dabei den faden zu verlieren. warum lebe ich? was bleibt, wenn phrasen nicht mehr den sinn geben? so selbstlos, dass ich meinen lebenssinn ausschließlich im glücklichmachen anderer mensche sehe, oder in der ewigkeit finden kann, bin ich bisher auch nicht. will es wohl nicht einmal! ich kann mir vorstellen das geleistetes, geschaffenes, erreichtes, kinder, aufgaben, visionen ec. sinnstiftend sein können. jedoch habe ich nichts davon und werde es zu einen nicht unwahrscheinlichen teil wohl auch nie haben. lebensfreude gibt mir sinn - doch die ist auch nicht immer da. wie schon gesagt. all meine hoffnung und sehnsucht nach einem ziel, auf die ewigkeit auszurichten missfällt mir etwas. "das ist es eben, man denkt nicht nur, man will auch leben." und dieses irdische dasein nur als ein "absitzen" zu erleben erfüllt mich nicht sonderlich. was kann ein ziel für mein leben sein? soll ich einfach nur mensch werden? ehemann, bruder, freund, nächster - so wie es gerade eben geht. versuchen diesen weg, den jesus vor irgendwas um zweitausend jahren gegangen ist, zu finden und ihm hinterherzustolpern. muss ich mich der unbgreiflichkeit des lebens ser beugen, oder darf ich mit jugendlichen leichtsinn hohe ideale verfolgen ... "einsames fragen treibt mit mir spott." eine rechte antwort habe ich nicht (wenn es die überhaupt in diesem sinne gibt). aber die besuche in der kleinen mirakulösen kammer hinter dieser sonderbaren tür sollten kultiviert werden.
der fritz

versproduktion













herr balduin,
an manchen tagen hat die versproduktion im seelendorf komplettausfall und die straßen und gassen ähneln eher einer geisterstadt als einer lebendigen kommune. das fabrikgelände liegt dann allein, verlassen und dunkel - nur der pseudolichtspender, genannt mond, erleuchtet etwas das gespenstische schauspiel. schön ist es dann, wenn man abends im bett liegt und merkt, wie die inspirations- und gedankenmaschinerie wieder anläuft. darfst gespannt sein :-)
fritz

Montag, 5. Oktober 2009

bilderpost

herr balduin,
hier ein paar impressionen der letzten wochen und tage.
fritz




Sonntag, 4. Oktober 2009

alles hat seine zeit













herr balduin,
am freitag ist mir diese karte in die hände gefallen. dazu muss ich eigentlich nichts mehr schreiben, sie spricht ja für sich :-)
fritz

Donnerstag, 1. Oktober 2009

weisheit eines ehelebens

hallo herr balduin,
gestern habe ich angefangen von hochzeit zu reden, heute setze ich es fort. keine sorge, das wird jetzt keine regelmäßigkeit. um jetzt fortzufahren muss ich kurz abweichen und von älteren frauen erzählen von denen man viel lernen kann. die, die ich meine sind nicht so "offensiv" in ihrem auftreten, aber wenn man sie näher kennen lernt und hinhorcht, lernt man sie ungemein schätzen! vielleicht ein andermal mehr dazu, jetzt zurück zu dem ausgangspunkt der berichterstattung. eine dieser weisen frauen hat mir mal erzählt, dass sie mit ihren mann jeden monat ihren hochzeitstag feiert. also quasi 12 mal im jahr. sie meinte, dass das oft ganz unspektakluär abläuft, mit einer blume, einem spaziegang am abend, einem gemeinsamen essen usw. je nachdem was möglich ist. um das zu bestätigen konnte sie mir ohne zu zögern auf den monat genau sagen, wie lange ihre hochzeit her war ... das hat mich damals sehr beeindruckt. "die zeit wählt aus,was bleiben und dauern soll. und meistens hat sie recht, die zeit. (erich kästner) ich habe es mir gemerkt!
fritz

Mittwoch, 30. September 2009

ein freund, ein guter freund ...


herr balduin,
bald heiratet ein freund von mir. und wie ich so über ihn nachdenke wird mir die bedeutung von ihm und von freundschaft neu bewusst. er hat mich viel über sie gelehrt. nicht mit worten, sondern mit seinem sein. alphonse karr stellte fest: "jedermann will einen freund haben, aber niemand gibt sich mühe einer zu sein." doch so ist es nicht immer. er war an mir dran. hat sich nicht abschrecken lassen von der arbeit und der unvollkommenheit, die nicht ausbleibt, wenn man einen menschen näher kennen lernt. die nüchternheit und die melacholie des alltags warn kein unüberwindbares hinderniss. mit ihm konnte ich über vieles reden, über anderes lachen und über manches schweigen. ich bin stolz darauf und froh, ihn als weggefährte zu haben.
fritz

Dienstag, 29. September 2009

das leben feiern (1)

herr balduin,
vor einiger zeit lass ich in einer zeitschrift eine kolumne. also um genauer zu werden war es eine männerzeitschrift und die kolumne war von einer frau (oh man klingt das jetzt unseriös - war es aber nicht). auf alle fälle machte sich die schreiberin darin gedanken darüber warum männer so selten postkarten und ähnliches schreiben. nun könnte es viele begründungen und vermutungen geben die ein gewisses klischee bedienen. darauf wurde verzichtet. vielmehr führte sie eine verblüffende beobachtung ins feld. sie berichtet davon, dass frauen oft einfach so beispielsweise postkarten kaufen - weil sie ihnen halt gefallen. wenn dann welche gebraucht werden, können sie aus diesem vorrat schöpfen. viele männer dagegen tun das gerade nicht und wenn welche gebraucht werden, haben sie keine - und sie schreiben dann auch keine. die moral ihrer berichterstattung war dann ungefähr folgende: "männer, kauft postkarten, auch wenn ihr sie nicht gleich braucht :-)" man darf das sicher auch als allgemeinen tipp sehen. und ich finde ihn durchaus sehr hilfreich. es lebt sich einfach fröhlicher mit post im briefkasten - das weiß doch jedes kind!
fritz

Montag, 28. September 2009

werbebeitrag


... und ich war dabei herr balduin.
meine liebe frau hat mir vor einer weile karten dafür geschenkt und am wochenende durfte ich nun zeuge einer wirklich genialen show werden. choreografie, lichttechnik, bühnenbild, akrobatik, witz, publikumsbeteiligung und rythmus im harmonischen zusammenspiel. unterhaltung auf höchstem niveau.
fritz

Freitag, 25. September 2009

ein todsichere sache


hallo herr balduin,
in die bibliothek meiner kleinstfamilie ist ein neues buch aus dem hause brendow eingezogen. es stammt aus der gattung der romane und wurde von nina pourlak ins leben gerufen - "besser als nix" sein name. es handelt von einem jungen mann namens tom, der gerade mit der schule fertig wird und nun ins berufsleben starten soll. keine leichte aufgabe für jemanden der nicht weiß was er machen will. die berufsberatung empfiehlt ihn aufgrund seiner angaben schließlich die ausbildung zur bestattungsfachkraft ... eine etwas skurrile geschichte die so sonderbar ist und merkwürdige wendungen nimmt, wie auch hin und wieder das echte leben schreibt. ein kritiker schrieb zu diesem werk; "der angehende bestattungsunternehmer tom ist selbst ganz überrascht, wie amüsant sein beruf sein kann. und wie existentiell. nina pourlak erzählt so frech und lässig vom tod, dass man lust aufs leben bekommt." das buch ist witzig, keine frage, aber zu keiner zeit macht es sich lächerlich. im gegenteil, manchmal ist der inhalt einfach nur traurig. so real - und wie der kritiker sagt: "existentiell" und ehrlich, das es weh tut.
es geht halt um leben und tod!
meine aufrichtige empfehlung. einfach und gut geschrieben, kurzweilig zu lesen, zu recht mit dem c.s.lewis.preis gekrönt.
fritz

Dienstag, 22. September 2009

die begegnung mit dem bösen

hallo herr balduin,
heute sende ich nur ein kurzes zitat (du merkst schon, ich mag zitate wirklich gern). leider kann ich dir nicht sagen von wem es stammt.
"kinder zu erziehen bedeutet sie auf die begegnung mit dem bösen vorzubereiten."
dieser ausspruch hat mich sehr nachdenklich gemacht. er benennt so klar, dass diese welt nicht das paradis ist ... und für mich impliziert er auch die "dunkle seite" die in jedem menschen schlummert. was für eine aufgabe und verantwortung kleine menschen darauf vorzubereiten - das sie später sich selber und der unbegreiflichkeit der welt begegnen können.
fritz

Samstag, 19. September 2009

einsamkeit der schweren wege


herr balduin,
mein herz ist gerade so voll. so unbeschreiblich voll. ich bin ganz bei mir. das ist nicht immer so! manchmal weiß ich nichts von diesem land das in mir ist und kann nicht sagen was mich beschäftigt. das sind sehr anstrengende zeiten. doch jetzt wo es anders, ist es trotzdem schwer. viel schmerz und angst ist da und ich habe das gefühl das niemand das versteht. „die schwersten wege werden allein gegangen, die enttäuschung, der verlust, dass opfer, sind einsam.“ (hilde domin) es ist nicht so das keine menschen da wären die sich in mich einfühlen könnten und wollten. doch es erreicht mich gerade nicht, vielleicht will ich es nicht zulassen – vielleicht ist da auch wirklich niemand …
ich will so gern jemand sein der hinter die fassaden schaut und liebt – aber dabei brauche ich so sehr wie jeder andere das jemand hinter meine fassaden schaut und versteht - mich ansieht. ich war jetzt zweimal zu einer liturgischen andacht in der kirche. beide male hat mich dar erste gesang so sehr getroffen das ich sehr um meine fassung ringen musste und erst mal nicht mehr mitsingen konnte – ja herr balduin, ich schreibe dir das zwar, aber das ist es eben, so ganz will ich diesen schmerz den leuten doch nicht zeigen – sie könnten wieder „nichtverstehen“ … , verstehst du was ich meine?
mein freund, danke fürs zuhören. will dir gern noch zwei zitate aus dem märchen „der kleine drachen hab-mich-lieb“ schreiben.

der zauberer moya sagt dies zu dem kleinen drachen:

„leben – das ist wie feuer … du kannst dir die pfoten daran verbrennen, aber wenn du das feuer in deinem herzen hast, dann wirst du glücklich sein, auch wenn du traurig bist.“ und „eines tages wirst du die melodie hören … und dann tanz. ob du traurig oder glücklich bist, tanz warte nicht erst, bis ander mit dir tanzen bis dahin könnte die melodie vorbei sein. sei du melodie – tanz ….“

liebe grüße, dein fritz

Donnerstag, 17. September 2009

von herzensgeschichten

hallo herr balduin,
eine lange geschichte. vielleicht gefällt sie dir.
der fritz

eva lag wach in ihrem bett, vor dem schlafen gehen hatte sie noch ihr kleines fenster geöffnet und neben den abendgeräuschen einer kleinstadt wehte nun die frischen kühle der nacht in ihr zimmer. ein paar meter die straße runter stand eine alte laterne, den sommer über war sie so gut wie nie an, doch seit ungefähr zwei wochen übergoss sie die einsame gegend in der dunkelheit wieder mit ihrem warmen licht. ein wenig licht drang auch in ihr zimmer, aber das störte sie nicht. so konnte sie des nachts auf toilette gehen ohne das zimmerlicht einschalten zu müssen.
evas gedanken schweiften noch einmal über den tag. es war heute eigentlich alles normal verlaufen. ein tag wie jeder andere. dann musste sie an thomas denken. im gleichen moment ärgerte sie sich darüber. hatte sie doch gedacht diesen teil ihres lebens hinter sich gelassen zu haben. aber gedanken folgen ihren eigenen gesetzen. genauso wie die herzen. scheinbar konnte man sie nur bis zu einem gewissen maß beeinflussen, denn wäre er sonst gegangen – der thomas? sie hatte schon bemerkt das irgendetwas nicht stimmt, aber es war immer nur ein unbestimmtes gefühl gewesen. wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie sogar schon vor monaten diese leise schmerzliche ahnung gehabt. vielleicht war das die zeit wo sich das herz von thomas wieder auf wanderschaft begeben hat, weg von ihr. mit ihrer hand machte sie eine reflexartige bewegung in der dunkelheit und wischte so ihre bekümmertheit weg. den heute war wie besagt ein tag wie alle anderen. arbeit, zu hause putzen, auf die kinder der schwester aufpassen, noch etwas lernen, dann eine stunde fernsehen und schon hat die zeit der vergangenheit angehört. alles so dumpf normal!
plötzlich horchte sie auf. sie hörte schritte vor ihrem fenster. das wird wohl ein abendlicher spaziergänger sein. sonst schenkt sie solchen geräuschen keine aufmerksamkeit – doch auch die nacht folgt ihren eigenen gesetzen. und abgesehen davon schien es doch kein spazierganger zu sein. die liefen sonst gleichmäßig und monoton klapperten deren schuhe auf dem asphalt. diese schritte waren unentschlossen. ein hauch von angst schauerte eva über den rücken. denn man kennt ja all die schlimmen geschichten die heutzutage passieren und außerdem wohnte sie in einer etwas verlassenen gegend. die schritte gingen nicht weiter. sie hörte sie nur noch einmal kurz und dann ein leises seufzen. tatsächlich, der mann muss sich in das schaufenster der kleinen schusterrei gesetzt haben, das war direkt unter ihrem zimmer. oh nein, dachte sie bei sich. er wird doch jetzt keine rauchen wollen, dann ist es vorbei mit der guten abendluft. eva stand auf um vorsorglich ihr fenster zu schließen. auf leisen fußsohlen ging sie an die andere ecke des raumes. der mann (sie vermutete das an den schritten – typischer männergang) musste das ja nicht unbedingt bemerken, denn gerade heute ist ihre mitbewohnerin auch noch in den urlaub gefahren. eva überlegte sogar noch mal die tür richtig abzuschließen, aber dazu kam es nicht. denn am fenster angelangt hielt sie inne, denn der mann begann plötzlich zu sprechen. also, er redete nicht sie an. sondern scheinbar mit sich selbst. denn andere schritte warn nie zu hören gewesen! eva kauerte sich unter ihre fensterbank und lauschte.
„ach gott ....“ fast stöhnte der mann diese worte. eva runzelte die stirn, der schien doch tatsächlich mit gott reden zu wollen. seine stimme klang etwas hell, zerbrechlich, geschafft. „gott, wo bist du nur,“ schnell griff sich eva die kleine warme decke auf ihren stuhl und kuschelte sich in diese rein. sonst lauscht sie nicht, aber gerade konnte sie nicht zurück in ihr bett. unsichtbare stricke aus neugierde und verwirrtheit hielten sie am fenster. mittlerweile hat der mann weiter geredet. schnell horcht sie wieder. denn ganz leicht war er nicht zu verstehen. „gott wo bist. ich brauche dich. ich halt den scheiß nicht mehr aus. gott meine seele tut so weh. ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr ...“ er sprach immer noch leise, mit kleinen pausen, doch seine worte waren schwer, seine stimme gebrochen. jetzt schluchzte sie auf. „gott ich brauche dich, ich schreie zu dir in meiner not und du? du hältst es nicht für nötig mir zu antworten. gott, ich weiß nicht wie lange ich das durchhalte, ich habe angst zu zerbrechen und kaputt zu gehen. und angst sowieso. lass mich nicht allein, lass mich nicht allein.“ jetzt heulte er vollkommen los. wie ein kleiner junge schluchzte er. seine stimme wurde nun noch leiser. scheinbar hatte er seinen kopf auf die hände gestützt und redete richtung erde. „gott, mir ist das alles zu schwer. ich bin so enttäuscht von dir und du bist mir so fremd geworden. ich habe keine hoffnung das du eingreifst. oh diese verdammte scheiße – verdammt noch mal. steht nicht die ganze bibel voller zusagen, dass du uns in unserer not beistehen willst? aber was bringt mir das, wenn ich das in meiner größten not nicht erleben darf. sind das nur beschissene worte die nichts mit dem echten leben zu tun habe?“ das hatte eva gut verstanden, denn wie ein wasserfall strömten jetzt die worte und das letzte war wie ein aufschrei. jetzt hörte sie nur das weinen.
sie wagte kaum zu atmen und ein kloß steckte in ihrem hals. also das beten verwirrte sie nicht so sehr. sie selber hat auch schon gebetet. vor eine paar jahren war sie sogar eine richtig aktive christin gewesen. war oft im gottesdienst und der jugendstunde. doch dann war soviel anderes geworden. ihr studium hatte begonnen, sie ist in eine neue stadt gezogen und etwas später lernte sie thomas kennen. beten tut sie immer noch fast täglich. sie fühlt sich etwas dazu verpflichtet und außerdem geht es ihr dann manchmal etwas besser. sie muss wieder an thomas denken. der, den sie verloren hatte. plötzlich drängte sich der schmerz an ihrer verrammelten herzenstür vorbei und eine träne kullerte über ihr wange.„ach thomas ...“ ihr ganzer brustkorb tat ihr dabei weh. als er weg war hatte sie festgestellt wie sehr sie ihn geliebt hatte. und sie musste feststellen, das liebe oft gleichbedeutend mit schmerz war. denn dieser begleitet sie lange zeit. sie wollte ihn nicht verlieren, doch sie hatte nicht die kraft um ihn zu kämpfen. zu tief war die wunde und das wissen, dass sein herz sie nicht mehr liebt. ja, sie hätten einfach weiter machen können. etwas unternehmen, sex, ... und so weiter. sie hätte ihn behalten können. doch was half das, wenn das tiefste in ihm, das einzige worauf es ankommt, nicht ihr zugeneigt war? und das, das kann man sich nicht nehmen ... eva weinte leise. der mann unter ihrem fenster hatte sich etwas beruhigt. vorhin hat er noch ein paar erschütternd verzweifelte sachen gesagt und dann ist er langsam ruhiger geworden. in eva tat alles weh. sie ist gerade zeuge einer hilflosen seele gewesen, die sich wie ein kleines kind allein in der dunkelheit vielen großen zähnefletschenden wölfen gegenübersieht. und die eigen bekümmertheit war wieder da. sie dachte über gott nach und über die herzen und den mann und sich selbst. sie wusste nicht so viel von gott. aber kann es sein, dass es gott so ähnlich geht. er sich verzehrt nach den herzen der menschen, die er sich nicht nehmen kann. natürlich können sie ihm dienen und mit ihm reden und alles tun, aber wenn ihr herz woanders war, wie weh tut ihm das wohl? wenn die menschen bitten und beten und leben und vielleicht auch etwas verliebtheit zu ihm haben, aber ihr herz in der tiefe doch jemand anderes gehört? eva spürte eine große last und schwere auf sich. wie betäubt legte sie sich wieder in ihr bett.
dann hörte sie immer leisewerdende schritte. der mann ging seines schicksalsweg weiter. traurig und schwer verhallte sein gang.

oft denkt sie an diesen abend zurück. er hat ihr leben verändert. sie weiß es nicht genau, aber es scheint als hätte gott sanft und leise zu ihrer seele geflüstert. ebenfalls oft denkt sie an diesen mann, dem es scheinbar nicht vergönnt war ein ruhiges leben zu führen. doch in erster linie empfand sie dankbarkeit für diesen lehrer ihrer seele.

Dienstag, 15. September 2009

brief an die sinnlosigkeit

guten tag frau sinnlosigkeit,
obwohl, ihnen muss ich wohl keinen guten tag wünschen. in ihrer gegenwart gibt es keine guten tage. warum ich ihnen diese zeilen schreibe, weiß ich selber nicht so genau. doch ungeschrieben kann ich die worte nicht lassen. sie sind ein böse zauberin, die alles grau in grau färben will. und (fassen sie das nicht als kompliemet auf) ich hasse sie aus tiefsten herzen. sie treiben menschen in den tod. ich weiß, jeder wird sterben, doch es gibt einen tod, der das leben achtet. sie dagegen meucheln und morden. natürlich in den seltensten fällen so offensichtlich. sie bevorzugen eine qualvollere methode – das sichtum und vergiften der menschheit ist euer herzensanliegen. das zerstören von liebe und zuneigung (besonder in familien), das zerschlagen eines jeden lebenswillens – oh sie verdammter dämon, sie unreiner geist – das zerreißen der liebesbriefe gottes ist ihre freude. das ich in diesem zusammenhang von freude rede ist schon wieder völlig verkehrt. haben sie doch schon tausende botschafter der freude geköpft, gehängt, und gevierteilt! menschen, die innerlich völlig vermodert und verfault sind – das ist ihre vision. wenn sie da sind, zerfällt kostbarste, reine schönheit zu staub und alle lebenskraft verlässt die männer, und die frauen und manchmal schon die kinder. von ihnen gefangen und verblendet, bringen sich junge männer um, werden mütter hart und kalt, hören die menschen auf zu weinen. mit trübsin, hämmernder dumpfheit, gefühllosen schmerzen, und betäubender auswegelosigkeit schmücken sie sich. ihr reich ist die morrastige, stinkige dunkelheit, ihr zepter ist gottlosigkeit. nicht das sie es nötig haben gott zu leugnen, oh nein. doch durch ihre methoden rückt er für die menschen in unerreichbare ferne. ihr mann, der graf depression steht ihnen da in nichts nach. zusammen feiern sie diabolische feste, zerstören die blumen, das vogelgezwitscher, die mücke und den morgen, musik, eheglück, weihnachten, freundschaft und alle zeugen des himmels. spottend und hämisch lachend berauschen sie sich an den seelenschmerzen und der verzweiflung der menschen. fluch über sie und ihre machenschaften.
mit verabscheuenden grüßen,
fritz

Sonntag, 13. September 2009

der sinne sprüche

herr balduin
ich bin ein freund guter sprüche und so nahm ich gestern ein dickes buch zur hand, gefüllt mit zitaten und sinnsprüchen. beim durchblättern begegneter mir folgender vers:

"wer ein lob zurückweist, will nochmals gelobt werden." la rochefoucauld

da steckt eine menge drin. kritik, erklärung, bescheidenes, stolzes und verletztes ... hat mich doch direkt mit mir selber konfrontiert.
fritz

beobachtungen (1)


herr balduin,
heute ist mal wieder sonntag und meistens geht der fritz dann in die kirche. so auch heute, nur mit dem unterschied das mir die gemeinde unbekannt war. ich will jetzt nicht über die viel zu eng gestellten kirchbänke, meine innere verfassung, die predigt, den etwas altmodischen geruch, den pfarrer, die spannende holzfigur vorne links, dem mann der mich danach angesprochen hat oder dergleichen berichten, sondern über ein paar beobachtungen. es war heute sogenannter abendmahlsgottesdienst. das ist ein normaler gottesdienst, der neben liturgischen gesängen, austeilen von oblaten und wein beinhaltet, dass die leute sich im forderen teil kirche in einem halbkreis versammeln - und man genug zeit hat sich all die versammelten menschen mal in ruhe zu betrachten. angefangen hat es mit zwei alten damen. ich hätte mir eine fotografiermaschine zur hand gewünscht! wirklich alte graue frauen mit vielen falten. die einein einem langem beigen mantel, die andere mit eine weißen sommermütze auf den kopf. beide sehr ernsthaft. dann ein junge, vielleicht 12 jahre mit einer neonleuchtenden kaugummidose um den hals. ein paar frauen um die 40 mit oberteilen, die eindeutig ihre alternative gesinnung zum ausdruck bringen - große hängetaschen und bunt. dann ein wohl fast 195 meter großer jugendlicher mit etwas wirrem haar, zerknittertem pullover und einer dreivirteljeans an, nakte füße, begleitet mit sandalen. ein hübsche kleinfamilie. sehr gepflegt menschen die man gerne anschaut. ein alter mann mit viel zu großem jacket und einer hengehose. der murmelte etwas vor sich hin. eine junge frau, gegenteil von groß, in einem hübschen kleid. ein scheinbar behinderter mann mit dicker hornbrille. und noch eine großfamilie, lächelnder papa mit 4 strohblonden mädels und frau. die fräuleins grinsten sich ständig an und hatten scheinbar viel spaß da vorn .... und noch etliche andere mit hochwasser, zerknitterten-, gebügelten-, ausgewaschenen-, marken-, ...hosen. ach ja, und ich war natürlich auch dabei!
nun ja, hoffe die moral ist ersichtlich.
der fritz