Dienstag, 13. Oktober 2009

ziel meines lebens

herr balduin,
man sagt, dass in jedem menschen die frage innewohnt: warum lebe ich? was ist der sinn meines lebens? das will ich nicht bestreiten, aber es ist wohl nicht das wohnzimmer in unserem lebenshaus, oder irgendein anderer vielbegangender raum! ja, die frage kratzt oberflächlich durch allerlei geschehnisse und überlegungen an unserer kruste. doch wird sie nicht oft durch den wirbelnden alltag, den anstehenden aufgaben und den delikatessen, bzw. abscheulichkeiten des diesseits und der gegenwart in ihrer intensität sehr gedämpft? vielleicht täuscht mich meine jugend, doch die sinnfrage erscheint mir als ein kleines seltsammes zimmer im haus meines lebens. die tür zu diesen raum ist gut sichtbar und durchaus präsent, jedoch ungewohnt und unentdeckt die innenansicht. an manchen tagen, vielleicht weil es stürmt und regnet oder weil die sonne schön und warm scheint, begibt man sich zu dieser tür, öffnet sie und stöbert etwas in den regalen, wo in alphabetischer reihenfolge die fragen nach dem lebenssinn stehen. blättert in den büchern, öffnet so manch verstaubte kiste und schranktür. schaut sich die fotoalben an, schiebt die getrockneten blumen zur seite und bewundert das alte schwere schwert in der ecke. entfernt so manch spinnenwebe und lässt manch grusseliges und hässliches undefinibares ding unberührt. ja, warum lebe ich eigentlich? ganz so einfach wie die kindergottesdienstkinder kann man mich nicht mehr zufrieden stellen. zu sehr drückt die erkenntnis, dass ich nur "ein mensch" bin - nur einer unter milliarden. und damit nicht genug! ich bin einer unter milliarden in einer jahrtausenlangen menschheitsgeschichte. "unbedeutend, vergänglich - irgendwann wie nie dagewesen." so manch einer würde mich pessimist nennen und ich gebe zu, dass dies sehr im gegensatz zu den erwecke-den-helden-in-dir-parolen steht. hin und wieder wird mir sogar das reden von der liebe gottes zu süß! das ist jetzt nicht falsch zu verstehen. doch ist es mir manchmal zu abgedroschen, romantisch und den menschlichen vorstellungen und sehnsüchten unterwürfig. wenn ich mich recht entsinne sprach richard rohr als ergänzung zu der "sanften liebe" noch von einer "harten liebe", die im boulevardchristentum kaum erwähnung findet ... und schon bin ich dabei den faden zu verlieren. warum lebe ich? was bleibt, wenn phrasen nicht mehr den sinn geben? so selbstlos, dass ich meinen lebenssinn ausschließlich im glücklichmachen anderer mensche sehe, oder in der ewigkeit finden kann, bin ich bisher auch nicht. will es wohl nicht einmal! ich kann mir vorstellen das geleistetes, geschaffenes, erreichtes, kinder, aufgaben, visionen ec. sinnstiftend sein können. jedoch habe ich nichts davon und werde es zu einen nicht unwahrscheinlichen teil wohl auch nie haben. lebensfreude gibt mir sinn - doch die ist auch nicht immer da. wie schon gesagt. all meine hoffnung und sehnsucht nach einem ziel, auf die ewigkeit auszurichten missfällt mir etwas. "das ist es eben, man denkt nicht nur, man will auch leben." und dieses irdische dasein nur als ein "absitzen" zu erleben erfüllt mich nicht sonderlich. was kann ein ziel für mein leben sein? soll ich einfach nur mensch werden? ehemann, bruder, freund, nächster - so wie es gerade eben geht. versuchen diesen weg, den jesus vor irgendwas um zweitausend jahren gegangen ist, zu finden und ihm hinterherzustolpern. muss ich mich der unbgreiflichkeit des lebens ser beugen, oder darf ich mit jugendlichen leichtsinn hohe ideale verfolgen ... "einsames fragen treibt mit mir spott." eine rechte antwort habe ich nicht (wenn es die überhaupt in diesem sinne gibt). aber die besuche in der kleinen mirakulösen kammer hinter dieser sonderbaren tür sollten kultiviert werden.
der fritz

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