Montag, 30. November 2009

buchbegegnungen

hallo herr balduin,
tage sind gekommen, tage sind gegangen. gedanken haben an meinem tisch gesessen und sind irgendwann ganz unbemerkt wieder verschwunden (etwas, was mich immer wieder ärgert). habe viel gefühlt, spannende begegnungen gehabt, intensiv gelebt - auch wenn es sich mir erst im nachhinein so darstellt. und dann gibt es da noch die bücher ... lang habe ich dran gelesen - adrian plass / und der grashalm sprach zu mir. ein bemerkenswertes buch was mich auf eine kleine unbequeme reise durch meine wirklichkeit genommen hat. musste es zwischendurch weg legen, um wieder luft holen zu können. es hat mich mit mir selber konfrontiert, verärgert, vorstellungen durcheinander gebracht, viele fragen gestellt, nur punktuell schleierhafte andeutungen von antworten geliefert und an zwei stellen mir diese wunderbare ahnung von "hoffnung" vermittelt. heute bin ich "weiter gewandert" mit einem biografischen buch von christian feldmann über das leben der heiligen mutter teresa. gleich zu beginn hat mir ein satz unheimlich imponiert. sinngemäß redet er davon, dass sie eine "zupackende, an irdische nöte orientierte form von religiösität" gelebt hat. tränen flossen ungeweint meinen hals runter und tropften durchs gebälk direkt ins herz als ich davon laß, wie sie arbeitete, mit welcher wertschätzung sie anderen religionen und menschen gegenübergetreten sein muss (so manch frommer mensch würde wohl einige ihrer haltungen gar als "kätzerisch" abstempeln - ungelogen!). als ich erahnte welche angst, depressionen und verzweiflung sie in ihrem leben getragen hat.
ein anderer satz der mir nachgeht: "du bist nicht dazu gesendet zu lehren, sondern zu lernen." er steht im krassen gegensatz zu dem weit verbreiteten phänomen, dass wir unseren nächsten ständig in irgendeiner form belehren wollen ... ich verfalle gerade nicht in personenkult - das tut das buch übrigens auch nicht, und will auch gar nicht dieses leben in irgendeiner form kopieren (wüsste gar nicht wie und wo), aber es beunruhigt mich, bringt weiter mein schönes streichhölzerkonstrukt vom leben in unordnung. was mir gerade einfällt. es gibt eine wunderschöne geschichte in der bibel. sie berichtet von einer begegnung, die der prophet elia mit gott haben durfte. er erkannte gott nicht im beben, blitzen, stürmen und feuer, sondern in einem "leis verklingenden schall". diesen spontanen gedanken will ich jetzt nicht zu sehr ausbauen, aber dieser kaum wahrnehmbare verklingende schall scheint schon in 100facher verdünnung auszureichen, um all mein festgeglaubtes dem erdboden gleich zu machen. und das alles, ungeachtet der tatsache, dass ich irgendwann mal über ein paar klitzekleinen antworten dankbar wäre.
der fritz

"Wieder einmal muss ich erkennen - wie oft müssen wir das begreifen -, dass wir nur die unwesentlichen Dinge unter Kontrolle haben." john ortberg

"was immer anteil an gott hat, ist in gott geborgen." unbekannt

"bemerkenswert ist, dass sie normal war." eine mitschwester über die junge mutter teresa

2 Kommentare:

  1. hab ein neues buch in deiner bibliothek entdeckt. gottesbilder- wie sie krankmachen, wie sie heilen. welch verwegener gedanke, ein krankmachendes gottesbild. das hört sich nach schüttelfrost an, hatschi ;-)
    der titel klingt interessant.
    der genosse

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  2. ja, habe das schon vor einer weile gelesen. es ist herausfordernd, gut zu lesen und beinhaltet schlüssige und nachvolziehbare gedankengänge. ist auch nicht zu dick - so, dass es nicht "erschlägt" (und wenn mich nicht alles täuscht ist der autor mal wieder ein katholik) ...

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