Donnerstag, 29. Oktober 2009

beobachtungen (2)

herr balduin,
ich schicke dir hiermit mal wieder eine meiner beobachtungen. sie betrifft in erster linie mein leben, aber vielleicht besagt sie auch noch mehr?! ich lese hin und wieder gern. immer wieder interessiert mich dabei in besonderer weise das thema "christlicher glaube". doch in den letzten jahren hat sich die art der bücher verändert, die ich lese. und wohl auch die auswirkung, die diese auf mein leben haben. sie sind mir vertrauter, sprechen von meinem alltag und meinem leben. fordern mich herraus, werden freunde und begleiter, in allen lebenslagen. es sind dauerhaftere beziehungen, und nicht mehr so kurzlebige. diese bücher sind "lehrer meiner seele" geworden. jetzt die eigentliche beobachtung. bemerkenswert ist, dass die meisten davon katholische autoren geschrieben haben.
fritz

Mittwoch, 28. Oktober 2009

projekte der gegenwart und zukunft


einen schönen guten tag herr balduin.
wie ich vor einer reichlichen woche schon anklingen lassen habe, haben wir gestern zum ersten mal allein unsere "adoptivoma" besucht. das war eine schöne zeit. sie hat uns aus ihrem leben erzählt. von ihren eltern, ihrer schule und arbeit, ihrem mann, vom krieg, ihren kindern und enkeln. in 90 jahren sammelt sich einiges an erinnerungen an! ein persönlicher höhepunkt war für mich der bericht wie sie ihren mann kennen gelernt hat - eine schöne alte (vor 70 jahren) liebesgeschichte. neben all diesen dingen ist mir aber noch etwas anderes sehr nachhaltig in erinnerung. sie zitierte eine ehemalige hasuhaltshilfe ihrer mutter. diese sagte damals wohl mehrmals am tag etwa folgendes: "das is es eben. das leben is, wie das leben eben is." diese haltung zog sich durch all ihre berichte durch. sie bäumte sich nicht gegen das leben und die umstände auf, sondern nahm es, wie es kam. in all dem schweren was sie erlebt hat und von dem sie erzählte, war keine bitterkeit heraus zu hören. sie hat all die gegebenheiten ihres lebens als teil ihrer eigenen geschichte akzeptiert. das fand ich sehr "weise".
und nun will ich dir noch ein weiters familienprojekt vorstellen. wir wollen uns gegen das vergessen unseres allgemeinwissens stellen und den gedankenapperat in gang halten. somit sollen in zukunft bei uns regelmäßig unregelmäßig "vorlesungen, referate und seminare" stattfinden. das klingt jetzt sehr hochtrabend :-), soll sich aber recht simpel gestalten. angedachte themenbereiche sind geographie, heimatkunde, pädagogik, theologie, lebens- und reiseberichte, geschichte, ... usw. wer mal gerne einen vortrag halten möchte darf sich gern anmelden, genauso die leute, die gern mit dabei sein wollen :-)
herzliche grüße,
der fritz

Montag, 26. Oktober 2009

familiengeschichten


hallo herr balduin,
vor einigen wochen saß ich im elterlichen haus am essenstisch. auch die liebe mutter war zugegen. und wie wir nun so dasaßen und uns des abendbrotes erfreuten kam das gespräch auf unsere familie. wir unterhielten uns über meine großeltern, deren geschwister und schließlich auch über meine urgroßeltern. an manchen tagen ernüchtert mich das wissen um meine familie sehr. du musst wissen, die sehnsucht nach vollkommenheit steckt in mir. und je mehr ich von meinen vorfahren erfahre, umso mehr muss ich feststellen, dass meine familiengeschichte alles andere als vollkommen ist. da gibt es scheinbar niemanden den ich mir stolz auf die "flagge malen" würde. die eine seite meiner familie stellt sich mir als etwas sehr kaputtes dar. so viel zerbruch, unglück, bösartigkeit und elend. da will ich lieber gar nicht alles wissen. die andere seite ist da schon etwas gnädiger mit mir. jedoch von einer "heilen welt" auch weit entfernt. die menschen sind kinder ihrer zeit. und mensch sein impliziert wohl immer auch dunkelheit. das habe ich begriffen. und auch meine sehnsucht nach vollkommenheit kann ich nicht mehr so konservativ betrachten. neben allem wissen kenne ich mich ja auch selber noch ...
dennoch erscheinen mir meine "wurzeln" oft nicht als lebensspender, sondern eher als ballast. gern hätte ich irgendeine herrausragende person in meiner ahnenreihe. also niemanden brühmtes oder so. auch kein perfektum, sondern ein mensch, der ein lebendiges leben hatte. dessen geschichten mir kraft für mein eigenes leben geben könnten. der die stürme, herausforderungen und kämpfe des lebens kennt und diese aufrichtig durchschritten ist. vielleicht eine art mythos, in dem ich das kreisen um mich selbst verlieren könnte und teil etwas größeren werde ...

wie gesagt, meine mutter erzählte mir einige familiengeschichten. ich muss dazu sagen, sie ist eine besondere frau. sie gehört nicht zu den "denkern", die das leben ganz bewusst ergründen wollen. aber sie nimmt das leben wie es kommt. kennt reine lebensfreude, weicht dem leid nicht aus, begenet ihrer geschichte und dunkelheit ehrlich und kann wohl gerade deswegen demütig und gütig dem leben anderer begegnen. auch hat sie eine besondere gabe. sie versteht es zusammenhänge zu erfassen. und all diesen dingen liegt eine liebevolle mütterlichkeit zugrunde.
und so erzählte sie dann auch von meinen großeltern und urgroßeltern. das hat mich bewegt und auch etwas mit meiner familie versöhnt!

auch wenn die "moral" wohl etwas überraschend kommt. meine mutter und auch mein vater - von dem schreibe ich vielleicht ein andermal - ohne sie jetzt über die maßen loben zu wollen, sind menschen, die mit ihrem leben für mich lebensspendene wurzeln darstellen. und ich würde meinen kindern viele geschichten von ihren großeltern erzählen können, die sie gern teil ihrer familie sein lassen würden.

die großmutter, die am krankenhausbett zu ihrem sohn sagte: "ich habe dich gern geboren." die nie schlecht über andere leute redete und absolut ehrlich war. die dinge die sie nicht kannte ehrfürchtig behandelte und all ihren kindern wertschätzung entgegen brachte. der großvater, der seinen sohn in den arm nahm und sagte: "na großer, schön das du da bist". der schlicht und einfach glauben lebte, vergab, verantwortung übernahm, menschen half, keine phrasen redete. zwei menschen voller fehler und die sicher nicht alles richtig gemacht haben - aber von denen leben ausgeht.
fritz

urlaubspost

herr balduin,
er ist zwar mit dem heutigen tage vorbei - unser urlaub - doch du sollst nun auch noch eine "postkarte" bekommen. es war ein fröhliche zeit voller begegnungen und ereignisse und wenn ich mich in die vergangenen zwei wochen hineindenke, scheint es mir, als wären es nicht nur 14 tage gewesen.
der fritz




ps: lass dich nicht von den bildern täuschen! effektiv waren wir nur knappe 2 tage am strand :-)

Samstag, 17. Oktober 2009

oma adoptiert


herr balduin,
habe eine tolle neuigkeit. meine frau und ich haben eine oma adoptiert :-) also, bevor es zu falschen vorstellungen kommt erkläre ich es noch etwas. wir sind jetzt ehrenamtliche seniorenmitarbeiter unserer kirchgemeinde. ganz praktisch bedeutet das, dass wir uns mit unserer "oma" - sie ist schon 90 - einmal in der woche zum kaffeklatsch, spielen und spazierengehen treffen. vergangenen donnerstag hat es eine "familienzusammenführung" gegeben ... sehr lustig. bin mal gespannt auf unsere treffen.
fritz

ps: liebe grüße von meiner frau!

die hure und der henker

hallo herr balduin,
hier zwei zitate aus meinem letzten buch (die hure und der henker - historischer roman) zum nachdenken. "ohne not ist es leicht, ein gewissen zu haben" und "die wahrheit ist, dass man einen anderen nur so weit versteht, wie die eigenen erfahrungen reichen."
und weil ich nun schon mal dabei bin gleich noch zwei aussagen aus meinem letzten kinofilm (die entführung der u-bahn pelham 123). ein entführer sagt mehmals: "jeder von uns schuldet gott einen tod." ein angestellter der u-bahngesellschaft erwidert ihn darauf: "wir schulden gott leben!" alle vier aussagen finde ich spannend!
der fritz

Donnerstag, 15. Oktober 2009

von der fleischeslust


hallo herr balduin,
gerade habe ich im synonymwörterbuch nach an einem anderen wort für sexualität gesucht. fleischeslust fand ich da doch am lustigsten :-)keine sorge, es wird jetzt keine privaten details und geständnisse geben! aber das herz klopft mir schon etwas. es ist ungewohnt so öffentlich über ein so prisantes thema zu schreiben. das ziel dieser briefe besteht ja darin, dass das leben in seiner fülle zur sprache kommen soll. und wenn ich diesen bereich ausklammer fehlt etwas wichtiges. denn ob singl, oder in einer partnerschaft lebend, sexuelle gefühle und bedürfnisse, in all ihren formen, sind jedem bekannt! egal, ob jugendlich, alt, frau, mann, hetero oder homo. vielleicht sind auch jedem die komplikationen, unsicherheit und ärgernisse auf diesem gebiet vertraut? es ist ein unheimliches spannungsfeld (wie so vieles). lust, verletzlichkeit, erotik, enttäuschung, hilflosigkeit, leidenschaft, überforderung, freude, ernüchterung, angst, verbundenheit, tiefe, verurteilung ... das es hier keine intimen geständnisse von mir geben wird, habe ich ja schon erwähnt. aber so viel kann ich sagen: manchmal stehe ich mit meiner "geschlechtlichkeit" auf kriegsfuß. so viele komplexe würden mir erspart bleiben, so viele unangenehmen begleiterscheinungen und sorgen, wären nicht da - so dass ich hin und wieder gern auf sie verzichten würde. und wie ich mal wieder in all meinem frust und groll gebadet habe, ist mir diesbezüglich etwas bewusst geworden. was den ärger zwar nicht weg nimmt, aber ihm eine andere bedeutung gibt. ja, das leben wäre einfacher, wenn die sexualität ein nicht so bedeutenden teil einnehmen würde. aber trotz allem ist sie eine kraftquelle, oder besser gesagt eine lebensquelle. männer verstehen das vielleicht etwas besser - sie lässt uns nicht zur ruhe kommen. sie hindert uns am zufriedensein. bringt starres in bewegung, fordert uns herraus, dass wir uns mit uns und unserer umwelt immer wieder auseinander setzen. ja, sie lässt nicht zu das wir in beliebigkeit enden. sie weckt leidenschaft und begeisterung. und in all den kämpfen lässt sie uns immer wieder ankommen. bei uns und anderen menschen und öfters auch bei gott. sex verbreitet viel angst - auch bei mir. andere zu verletzen, versuchungen zu erliegen, das ziel zu verfehlen, daran kaputt zu gehen. doch diese kraft ist von der idee her eine lebensspenderin - denn sie schafft leben. im bildlichen und im wirklichen sinne sind das die kinder - neues leben! in was für einer form auch immer. diese gedanken haben mich für den moment mit meiner fleischeslust versöhnt ....
fritz

Dienstag, 13. Oktober 2009

ziel meines lebens

herr balduin,
man sagt, dass in jedem menschen die frage innewohnt: warum lebe ich? was ist der sinn meines lebens? das will ich nicht bestreiten, aber es ist wohl nicht das wohnzimmer in unserem lebenshaus, oder irgendein anderer vielbegangender raum! ja, die frage kratzt oberflächlich durch allerlei geschehnisse und überlegungen an unserer kruste. doch wird sie nicht oft durch den wirbelnden alltag, den anstehenden aufgaben und den delikatessen, bzw. abscheulichkeiten des diesseits und der gegenwart in ihrer intensität sehr gedämpft? vielleicht täuscht mich meine jugend, doch die sinnfrage erscheint mir als ein kleines seltsammes zimmer im haus meines lebens. die tür zu diesen raum ist gut sichtbar und durchaus präsent, jedoch ungewohnt und unentdeckt die innenansicht. an manchen tagen, vielleicht weil es stürmt und regnet oder weil die sonne schön und warm scheint, begibt man sich zu dieser tür, öffnet sie und stöbert etwas in den regalen, wo in alphabetischer reihenfolge die fragen nach dem lebenssinn stehen. blättert in den büchern, öffnet so manch verstaubte kiste und schranktür. schaut sich die fotoalben an, schiebt die getrockneten blumen zur seite und bewundert das alte schwere schwert in der ecke. entfernt so manch spinnenwebe und lässt manch grusseliges und hässliches undefinibares ding unberührt. ja, warum lebe ich eigentlich? ganz so einfach wie die kindergottesdienstkinder kann man mich nicht mehr zufrieden stellen. zu sehr drückt die erkenntnis, dass ich nur "ein mensch" bin - nur einer unter milliarden. und damit nicht genug! ich bin einer unter milliarden in einer jahrtausenlangen menschheitsgeschichte. "unbedeutend, vergänglich - irgendwann wie nie dagewesen." so manch einer würde mich pessimist nennen und ich gebe zu, dass dies sehr im gegensatz zu den erwecke-den-helden-in-dir-parolen steht. hin und wieder wird mir sogar das reden von der liebe gottes zu süß! das ist jetzt nicht falsch zu verstehen. doch ist es mir manchmal zu abgedroschen, romantisch und den menschlichen vorstellungen und sehnsüchten unterwürfig. wenn ich mich recht entsinne sprach richard rohr als ergänzung zu der "sanften liebe" noch von einer "harten liebe", die im boulevardchristentum kaum erwähnung findet ... und schon bin ich dabei den faden zu verlieren. warum lebe ich? was bleibt, wenn phrasen nicht mehr den sinn geben? so selbstlos, dass ich meinen lebenssinn ausschließlich im glücklichmachen anderer mensche sehe, oder in der ewigkeit finden kann, bin ich bisher auch nicht. will es wohl nicht einmal! ich kann mir vorstellen das geleistetes, geschaffenes, erreichtes, kinder, aufgaben, visionen ec. sinnstiftend sein können. jedoch habe ich nichts davon und werde es zu einen nicht unwahrscheinlichen teil wohl auch nie haben. lebensfreude gibt mir sinn - doch die ist auch nicht immer da. wie schon gesagt. all meine hoffnung und sehnsucht nach einem ziel, auf die ewigkeit auszurichten missfällt mir etwas. "das ist es eben, man denkt nicht nur, man will auch leben." und dieses irdische dasein nur als ein "absitzen" zu erleben erfüllt mich nicht sonderlich. was kann ein ziel für mein leben sein? soll ich einfach nur mensch werden? ehemann, bruder, freund, nächster - so wie es gerade eben geht. versuchen diesen weg, den jesus vor irgendwas um zweitausend jahren gegangen ist, zu finden und ihm hinterherzustolpern. muss ich mich der unbgreiflichkeit des lebens ser beugen, oder darf ich mit jugendlichen leichtsinn hohe ideale verfolgen ... "einsames fragen treibt mit mir spott." eine rechte antwort habe ich nicht (wenn es die überhaupt in diesem sinne gibt). aber die besuche in der kleinen mirakulösen kammer hinter dieser sonderbaren tür sollten kultiviert werden.
der fritz

versproduktion













herr balduin,
an manchen tagen hat die versproduktion im seelendorf komplettausfall und die straßen und gassen ähneln eher einer geisterstadt als einer lebendigen kommune. das fabrikgelände liegt dann allein, verlassen und dunkel - nur der pseudolichtspender, genannt mond, erleuchtet etwas das gespenstische schauspiel. schön ist es dann, wenn man abends im bett liegt und merkt, wie die inspirations- und gedankenmaschinerie wieder anläuft. darfst gespannt sein :-)
fritz

Montag, 5. Oktober 2009

bilderpost

herr balduin,
hier ein paar impressionen der letzten wochen und tage.
fritz




Sonntag, 4. Oktober 2009

alles hat seine zeit













herr balduin,
am freitag ist mir diese karte in die hände gefallen. dazu muss ich eigentlich nichts mehr schreiben, sie spricht ja für sich :-)
fritz

Donnerstag, 1. Oktober 2009

weisheit eines ehelebens

hallo herr balduin,
gestern habe ich angefangen von hochzeit zu reden, heute setze ich es fort. keine sorge, das wird jetzt keine regelmäßigkeit. um jetzt fortzufahren muss ich kurz abweichen und von älteren frauen erzählen von denen man viel lernen kann. die, die ich meine sind nicht so "offensiv" in ihrem auftreten, aber wenn man sie näher kennen lernt und hinhorcht, lernt man sie ungemein schätzen! vielleicht ein andermal mehr dazu, jetzt zurück zu dem ausgangspunkt der berichterstattung. eine dieser weisen frauen hat mir mal erzählt, dass sie mit ihren mann jeden monat ihren hochzeitstag feiert. also quasi 12 mal im jahr. sie meinte, dass das oft ganz unspektakluär abläuft, mit einer blume, einem spaziegang am abend, einem gemeinsamen essen usw. je nachdem was möglich ist. um das zu bestätigen konnte sie mir ohne zu zögern auf den monat genau sagen, wie lange ihre hochzeit her war ... das hat mich damals sehr beeindruckt. "die zeit wählt aus,was bleiben und dauern soll. und meistens hat sie recht, die zeit. (erich kästner) ich habe es mir gemerkt!
fritz