Donnerstag, 7. Januar 2010

meines wesens dunkelstunden

hallo herr balduin,
letztens laß ich folgendes sprüchlein von goethe: "man sollte alle tage wenigstens ein kleines lied hören und ein gutes gedicht lesen." ich halte es jetzt nicht unbedingt für lebensnotwendig, aber eine bereicherung des alltages ist es auf alle fälle. mit einem lied kann ich an dieser stelle leider nicht dienen, aber ein gedicht ist heute machbar. wenn du willst begib dich doch auf gedankenreise und lass dich von den worten entführen und verwirren:

ich liebe meines wesens dunkelstunden,
in welchen meine sinne sich vertiefen;
in ihnen hab ich, wie in alten briefen,
mein täglich leben schon gelebt gefunden
und wie legende weit und überwunden.

aus ihnen kommt mir wissen, dass ich raum
zu einem zweiten zeitlos breiten leben habe.
und manchmal bin ich wie ein baum,
der, reif und rauschend, über einem grabe
den traum erfüllt, den der vergangne Knabe
(um den sich seine warmen wurzeln drängen)
verlor in traurigkeiten und gesängen.

rainer maria rilke

ich liebe meines wesens dunkelstunden ...
fritz

3 Kommentare:

  1. danke für dieses gedicht.

    m.

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  2. schön das es gefällt! ich bin auch immer wieder von diesen zeilen beeindruckt, da merkt man erst einmal wie begrenzt der eigene wortschatz ist ...
    fritz

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  3. gefallen tut´s mir sicher. ich weiß nicht, wie oft ich´s gelesen habe, um einen bruchteil davon zu verstehen. sehr wortgewaltig ;-)

    m.

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