Donnerstag, 27. Mai 2010

selbstmitleid

herr balduin,
manches mal steht man in dem dilema, eigentlich mit sich selbst mitleid zu empfinden, sich dem aber nicht gänzlich hingeben zu können, da man es für verwerflich hält. und das vielleicht sogar mit recht!? wenn selbstmitleid narzistische methode und emotional übersteigerte egopflege ist, dann ist das ganz und gar verwerflich. auch wird es immer leute geben, den es schlimmer geht und weswegen man sich ein bisschen mehr zusammenreisen könnte. frei nach dem motto: "lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen. und ich lächelte, und ich war froh, und es kam schlimmer." aber ist deswegen selbstmitleid generell etwas schlechtes? ich weiß nicht so recht. wie ich das durchdenke, fühle ich mich fast ketzerisch. aber darf man eventuell doch für sich selbst mitleid empfinden? tiefer traurigkeit über dem eigenen schicksal etwas mehr raum geben als gesellschaftlich anerkannt. nicht unbedingt vor anderen. nicht um sich in ein traurigschönes gefühl hineinzukuscheln. sondern um den erfahrenen verlust und schmerz ein ventil zu geben. nicht mehr stark sein müssen, nicht verantwortlich für das empfinden der anderen sein müssen, nicht immer "richtig" sein müssen ...
sich herzlich in den arm nehmen und mit sich selbst mitleiden!?
fritz

2 Kommentare:

  1. ob selbstmitleid verwerflich oder schlimm ist läßt sich wahrscheinlich wiedermal nicht mit einem klaren "ja" oder "nein" beantworten. mit oder an sich selbst zu leiden ist schon blöd genug, für mich wenig verwerflich. wenn man andere auf seinem selbstmitleidigen egotrip manipuliert ist das verwerflich. dagegen bin ich aber auch nicht gefeit.

    doch in beidem steckt die sehnsucht, dass der tropfen doch verstanden wird und man gesehen wird...zurück zu dir.

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  2. deinem schluss kann ich so aus ganzem herzen zustimmen! ja, es geht darum in diesem meer von menschen und schicksalen sich nicht übersehen zu fühlen!
    beim weiter darüber nachdenken ist mir noch ein eventueller wert von selbstmitleid eingefallen (wenn es diesen denn gibt). wer in einer konstruktiven art und weise mit sich selber leiden kann, seine schwachheit und seinen schmerz - zumindestens punktuell - zulässt. der kann dies anderen erst einmal uneingeschränkt zugestehen und ist frei mit anderen aufrichtig mitleiden zu können. weil man mit sich selber barmherzig ist, jammert einen der schmerz der anderen ...?!

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